Neo Noir
| USA
| 1987
| Alan Parker
| Mickey Rourke
| Oscar Best
| Robert De Niro
| Charlotte Rampling
| Kathleen Wilhoite
Bewertung
****
Originaltitel
Angel Heart
Kategorie
Neo Noir
Land
CAN/UK/USA
Erscheinungsjahr
1987
Darsteller
Mickey Rourke, Lisa Bonet, Charlotte Rampling, Robert De Niro, Brownie McGhee
Regie
Alan Parker
Farbe
Farbe
Laufzeit
109 min
Bildformat
Widescreen
New York, 1955: Der in Brooklyn ansässige Privatdetektiv Harold Angel (Mickey Rourke) hat ein schäbiges Büro und befasst sich meist mit kleinen Sachen. Eines Tages ruft ihn ein Rechtsanwalt namens Herman Winesap (Dan Florek) an und bittet ihn nach Harlem zu einem Treffen mit seinem Klienten namens Louis Cyphre (Robert DeNiro). In dem von Farbigen bewohnten Bezirk kommt Harold unter der angegebenen Adresse in eine Baptistenkirche, wo ein fanatischer Prediger (David Petitjean) vor seiner Gemeinde um Geld für sich selbst wirbt. Der Detektiv trifft den ominösen Klienten Cyphre, der sich als ein wohlhabender und eleganter Exzentriker herausstellt. Aufgrund einer lange zurückliegenden Geschäftsbeziehung mit stets offenen Posten sucht er einen Mann namens Johnny Favourite. Jener war vor dem Weltkrieg ein bekannter Sänger, wurde schwer verwundet und verschwand in einer Klinik, wo er seit angeblich 12 Jahren in Behandlung ist. Doch Cyphre und Winesap gelang es nicht, an Favourite heran zu kommen, so dass sie nun den Detektiv beauftragen. Harry Angel begibt sich in die Klinik und auf die Suche nach dem Vermissten, wo ihm eine freundliche Krankenschwester (Kathleen Wilhoite) sogar Akteneinsicht gewährt. Demzufolge wäre der Patient bereits im Jahr 1943 kurz nach Einlieferung wieder abgeholt worden. Doch Angel wird auf eine Unstimmigkeit in der Kladde aufmerksam und beschließt, den damals zuständigen Dr. Albert Fowler (Michael Higgins) zu befragen. Er dringt nachts in dessen Apartment ein und erwartet den Mann, der Morphinist ist, im Schutz der Dunkelheit…
Alan Parkers Verfilmung des Romans Falling Angel von William Hjortsberg ist sicher kein Film für jedermann. Aber unter den Werken des bekannten Regisseurs darf er neben Mississippi Burning (USA 1988) als nahezu perfekt angesehen werden. Vom Drehbuch und der Dramaturgie über die Schauspieler bis hin zu den Schauplätzen, der Ausstattung und der Kameraführung stimmt hier nahezu alles. Der Film beginnt als Film Noir mit dem abgehalfterten Harold Angel, der im Brooklyn der Fünfziger durch die vom Schneematsch gesäumten Straßen streift. Zahlreich sind die Referenzen, inhaltlich und stilistisch, die Alan Parkers Werk der klassischen Ära des Film Noirs nahebringen: Amnesie als Folge einer traumatischen Kriegsverletzung, Charlotte Rampling in der Rolle einer Femme fatale, deren Schicksalhaftigkeit für Ermittler und Zuschauer lange Zeit unklar bleibt. Harry Angel gerät als Privatdetektiv unter Mordverdacht, setzt sich selbst allerlei Gefahren aus, sowohl in New York als auch in Algiers, Louisiana, wohin ihn die Spuren seines Falls bald hinführen. Angel ist kein hartgesottener Held, er hat Angst und ist einen solchen Fall nicht gewohnt, schlägt sich dennoch wacker durch dessen Unwägbarkeiten und trifft schließlich die unwiderstehliche Epiphany Proudfoot…
Ein Film Noir zeichnet sich durch überraschende Wendungen aus, die die Identitäten der Protagonisten in ein neues Licht rücken. Die Welt mit ihren sicheren Eckdaten und Alltäglichkeiten gerät aus den Fugen. Ein oder mehrere Ereignisse führen zum Abgrund, wo von gestriger Gewissheit heute kaum etwas bleibt. Was in den Vierzigern einen thematisch und stilistisch klaren Rahmen erhielt, überführt Alan Parker mit traumhafter Sicherheit in ein neues Zeitalter. Vom Ende her betrachtet, ist die Verführung des Zuschauers fatal: Was haben wir gesehen, was wirklich stattgefunden hat, und welches Auge hat es uns sehen lassen? Angel Heart ist ein Film im Retro-Look und zugleich ein gänzlich in seiner Gegenwart angekommenes, stilbildendes Werk. Die teils harte Gewalt und vor allem eine explizite Sexszene mit einer pikant-derben Auflösung führten seinerzeit zur Verweigerung der Jugendfreigabe in den USA. Mickey Rourke, Lisa Bonet und Charlotte Rampling spielen großartig und sind für ihre Rollen perfekt. Robert De Niro ist um einiges unauffälliger, als es einen die Kritik glauben lassen will, zudem ist seine Rolle eher klein. Das Finale und das Ende sind einerseits konsequent, andererseits in ein zwei Einstellungen leider etwas "over the top“. Doch es zerstört den Effekt nicht, der durch die abschließenden Bilder im Abspann unterstrichen wird. Wunderbar sind das Mitwirken des Bluessängers Brownie McGhee und die musikalische Untermalung mit Songs von Dr. John, Bessie Smith, John Lee Hooker, und vielen anderen. Ein intensives Erlebnis und dem Film-Noir-Freund unbedingt empfohlen!
Die definitive Ausgabe ist die 2DVD aus der Kinowelt Premium Edition der Studiocanal GmbH. Diese opulent verpackte Version bringt den Film ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch topp und mit Deutsch und Englisch als Tonspuren, dazu optional englische, deutsche, türkische Untertitel. Die Extras auf der zweiten DVD umfassen ein Interview mit Alan Parker, den Kinotrailer, ein Making of, mehrere Dokumentationen zum Thema Voodoo, etc. pp.