© Warner Bros.
Lieutenant Duke Halliday (Robert Mitchum) reist mit dem Schiff nach Mexiko, nachdem ihm als Buchhalter der US-Armee die Summe von 300.000 US-Dollar gestohlen wurde. Er folgt einer Spur, die ihn zu Jim Fiske (Patrick Knowles) führen soll, aber er ist nicht der einzige, dem viel an verschwundenem Geld liegt. Zuallererst wird Halliday selbst von Captain Vincent Blake (William Bendix) verdächtigt, mit dem Flüchtigen unter einer Decke zu stecken. Dann trifft er am Hafen in Tehuacán auf die hübsche Joan Graham (Jane Greer), die eine Bekannte Fiskes ist und die selbst ihre 2000 Dollar eintreiben möchte, die Jim Fiske ihr schuldet. Nachdem Halliday noch an Bord des Schiffes mit Blake in einen Kampf verwickelt worden war, ist er auf der Hut. Und auch Graham weiß nicht, ob sie Duke Halliday trauen soll. Nach Verwicklungen mit der Polizei, die ihnen die Bekanntschaft von Inspector General Ortega (Roman Navarro) einträgt, machen sich die beiden dennoch auf die Suche nach Fiskes Versteck im Inland. Vincent Blake heftet sich an ihre Fersen...
Die Geschichte ist sowenig bemerkenswert, wie sie sich liest – ein typischer B-Film des einst exzellenten Studios RKO, nachdem 1948 Howard Hughes dessen Leitung übernommen hatte. Hughes ruinierte das Studio bis 1955 völlig und brachte in dieser Zeit kaum einen erwähnenswerten Film heraus.
Die rote Schlinge kann trotz der simplen Handlung aber einige Pluspunkte verbuchen. Robert Mitchum und Jane Greer wiederholen ihre gute Chemie aus dem RKO-Film-Noir-Klassiker
Goldenes Gift (USA 1947), und Noir-Veteran William Bendix ist erstklassig wie eh und je. Regisseur Don Siegel drehte vor Ort in Mexiko und glänzt mit vielen Außenaufnahmen, rasanten Verfolgungsjagden und durchweg hervorragenden Nebendarstellern. Mit 71 Minuten Spielzeit konzentriert sich der zu keiner Zeit langweilige Film auf seine Haupthandlung, darin pfeilschnelle Dialoge voll Sarkasmus und Aberwitz das Katz-und-Maus-Spiel würzen.
Die rote Schlinge ist definitiv ein Film Noir
light. Zwar sind viele Zutaten, nicht zuletzt der grimmig-undurchsichtige Charakter Vincent Blake und damit das Thema der falschen Identität/en dem Noir-Kontext geschuldet. Auch die stilistische Umsetzung und die Partnerschaft der Hauptdarsteller aus der Not heraus sind für die Hochzeit des Noir-Kinos typische Signale. Doch Regisseur Don Siegel zeigt deutlich, dass er mehr auf Action und Abenteuer fokussiert ist und dass hier seine Qualitäten liegen. Sie machen
Die rote Schlinge schnell und „unterhaltsam“. Schauspieler Robert Mitchum war zuvor durch seinen Marihuanakonsum und eine Verurteilung ins Gerede gekommen, was sich auf den Beginn der Dreharbeiten auswirkte. Die für die weibliche Hauptrolle unter Vertrag stehende Lizabeth Scott stieg aus und Jane Greer übernahm ihren Part. Scott und Mitchum arbeiteten später bei
Gangster / Das Syndikat (USA 1951) zusammen, einem vollends unterdurchschnittlichen Film Noir von RKO Radio Pictures, der zur Glanzzeit Senator McCarthys den Verfall solchen Filmstils in Hollywood markierte.
Die deutsche DVD-Edition (2017) als Nr. 25 der Film Noir Collection von Koch Media ist eine nur teilweise gelungene Fortsetzung der seit 2008 editierten Serie für Filmklassiker der Schwarzen Serie. In einem Digipack aus Hartkarton inklusive eines eingeklebten, 12seitigen Booklets, das 2 Filmfotos und einen Essay von Frank Arnold zum Film enthält, ist die Ausgabe mit Blick auf die optische Darbietung sicher empfehlenswert. Ich selbst habe zwar Probleme mit dem Schreibstil Frank Arnolds, der sich wie die Niederschrift eines mündlichen Kommentars liest, dennoch sind für Cineasten viele Hintergrundinformationen beinhaltet. Mehrere Druckfehler auf den 7 Textseiten, die geringe Fotoausbeute und dafür leere Seiten sind im Vergleich zu vorherigen Editionen der Film Noir Collection dennoch zu bedauern. Im Originalformat bietet der Film selbst den englischen Ton und eine deutsche Synchronisation, dazu optional englische Untertitel. Mit einer Laufzeit von lediglich 68 Minuten und 32 Sekunden ist diese Fassung um fast 3 Minuten kürzer als die italienische Schwarzweiß-Fassung der als Il Tesoro di Vera Cruz betitelten italienischen DVD-Edition (2004) vom Columbia Tristar Home Entertainment, die eine Länge von 71 Minuten und 24 aufweisen kann und ebenfalls PAL ist. Exakt diese Lauflänge hat bei der Koch-Media-Ausgabe nur die als Bonus beigefügte, kolorierte Fassung des Films, die es als The Big Steal zuvor bereits als englische DVD (2007) der Universal Pictures gab. Damit ist die Ausgabe der Koch Media GmbH eine Enttäuschung, denn obgleich sie bildtechnisch besser als diejenige aus dem Jahr 2004 ist, bietet sie nur eine gekürzte Fassung des Films und ist trotz des Originaltrailers und einer Bildergalerie als Extras daher nicht zu empfehlen.