Post Noir
| France
| 1964
| Charles Williams
| René Clément
| Henri Decaë
| Alain Delon
| Jane Fonda
| Lola Albright
Bewertung
****
Originaltitel
Les félins
Kategorie
Post Noir
Land
FRA
Erscheinungsjahr
1964
Darsteller
Alain Delon, Jane Fonda, Lola Albright, Sorrell Booke, André Oumans
Regie
René Clément
Farbe
s/w
Laufzeit
93 min
Bildformat
Widescreen
Der Playboy und Hochstapler Marc (Alain Delon) wird im Zimmer eines Luxushotels in Südfrankreich von Gangstern gestellt. In New York hatte er mit der Frau eines Mafiaoberhaupts eine Affäre und der will sich nun an ihm rächen und verlangt seinen Kopf als Präsent. Die Schergen entführen Marc, doch an der Cote D’Azur kann er ihnen entwischen und sich nach Nizza durchschlagen. Er findet Unterschlupf in einer Gruppe von Obdachlosen unter der Obhut Pater Nielsons (Arthur Howard). Seine Verfolger wissen, dass er in der Stadt weilt und harren aus. In der Kirche lernt Marc die steinreiche, wohltätige Witwe Barbara (Lola Albright) und ihre Nichte Melinda (Jane Fonda) kennen. Barbara nimmt ihn mit in ihre Villa, wo sie ihn als ihren Chauffeur einstellt. Das Verhältnis der beiden Frauen zueinander erweist sich als undurchsichtig. Und beide scheinen von Marc mehr als nur Fahrdienste zu erwarten. Bald kommt der Flüchtling dahinter, dass auch Barbara etwas zu verbergen hat...
"Joy House (Les Felins), directed by veteran suspense master René Clément (Purple Noon), stars out with crisp Film Noir strokes", heißt es bei Films on Disc zur US-amerikanischen DVD-Veröffentlichung dieser französischen Post-Noir-Perle. Wie Raubkatzen entwickelt sich überaus konstruiert und nimmt Prämissen zu Hilfe, die sich schnell als unglaubwürdig erweisen. Marcs Flucht, seine Anstellung als Chauffeur, die Liebe Melindas –all das reiht sich zu nahtlos und zu einfach aneinander. Erstaunlicherweise kann der Film die Schwächen des Skripts von Charles Williams nach dem US-amerikanischen Roman Joy House (EA 1954) von Day Keene zu Teilen gut aufwiegen. Die drei Hauptdarsteller agieren exzellent. Jane Fonda zeigt, dass sie schon in jungen Jahren richtig etwas konnte. Der eingangs durchschnittliche Kriminalplot gerät zusehends außer Sicht und macht einer verwickelten und teils unergründlichen Dreiecksbeziehung Platz. Dabei wird der Fokus des unterhaltsamen Thrillers zur fadenscheinigen Kulisse. Die bodenlose Bösartigkeit der Charaktere entpuppt sich und der deutsche Titel des Films kommt zu seinem Recht.
© Concorde Home Entertainment GmbH
Zudem inszeniert René Clement (Nur die Sonne war Zeuge, FRA 1960) als Regisseur hier mit 100% sicherer Hand. Stilistisch treten der Tag und das Sonnenlicht mehr und mehr zugunsten verschatteter Zimmer, dunkler Spiegel und geheimer Gänge zurück. Im letzten Drittel und vor allem gegen Ende wird aus dem Krimistück in Schwarzweiß ein richtiger Film Noir. Nicht auf einer Höhe mit Jean-Pierre Melville und Jacques Becker zeigt Wie Raubkatzen die Qualitäten des französischen Films jener Zeit – kühle, harte Ausleuchtung menschlicher Abgründe in einem konsequent zum Schlusspunkt geführten Drama. Mit dem Finale verschenkt die Regie nicht das Geringste. Im Gegenteil wird die Eskalation zwischen den maßlos egoistischen Charakteren hier voll ausgekostet. In der Hinsicht waren die Franzosen aus dem Umfeld der Nouvelle Vague dem Hollywoodstandard mit seinen angeklebten Märchenenden noch Mitte der Sechziger haushoch überlegen. Musik von Lalo Schifrin, ein junger Costa-Garvras als Regieassistent und die Kameraarbeit von Henri Decaë (Fahrstuhl zum Schafott, Der eiskalte Engel) runden einen Film, der mit einem noch etwas besseren Drehbuch ein Filmklassiker hätte werden können.
Hervorragende DVD der Concorde Home Entertainment GmbH (2006), d.h. bildtechnisch topp restauriert im Originalformat, ungekürzte Spielzeit, dazu deutsche und französische Tonspur, wahlweise deutsche Untertitel, allerdings ohne Extras. Sehenswert!