Robert Ivers, Georgann Johnson, William Bishop, Jacques Aubuchon, Peter Baldwin
© Paramount Pictures Corporation
Auf dem Stuhl des Regisseurs ist “James Cagney“ zu lesen, und jener dreht sich nun zum Publikum herum und erörtert, wie viele unterschiedliche Dinge für einen Spielfilm benötigt werden, dass aber Schauspielerinnen und Schauspieler am wichtigsten seien. Er freue sich, mit Robert Ivers und Georgann Johnson zwei ungewöhnliche Talente vorstellen zu dürfen, denen eine große Zukunft sicher sei… Oakland, Kalifornien: Auf dem verlassenen Korridor einer Mietskaserne tänzelt Daisy (Yvette Vickers) in einem eng anliegenden Sommerkleid zu einer Abstellkammer, der sie ein Handtuch entnimmt. Nun klopft sie an der gegenüber liegenden Tür. Obwohl man sie nicht darum bittet, tritt sie ein und sieht Kyle Niles (Robert Ivers) mit seiner Katze auf dem Bett liegend, die aktuelle Ausgabe des “Oakland Star“ zur Hälfte über dem Kopf. Betont lasziv und verführerisch bewegt sie sich durch den Raum, wohl wissend, dass der vermeintlich schlafende, junge Mann sie beobachtet. Sie nimmt sich den Aschenbecher und leert ihn in den Paierkorb, ebenso eine Reihe zerknüllter Papiere von der Kommode. Als sie sieht, dass Kyle der schnurrenden Katze den Nacken krault, schnappt sie sich das Tier und wirft es vom Bett. Schlagartig ist Kyle auf den Beinen, packt Daisy blitzschnell an der Gurgel und wirft sie auf den Korridor hinaus. Er vergewissert sich, dass der Katze nichts passierte, füllt Milch in ihren Napf und fischt einen Zettel mit einer Adresse aus der Brusttasche seines Hemdes, die er sich einprägt und dann im Aschenbecher verbrennt…
“I shoot people, by day or night, by appointment only. If the price were right, I'd shoot you.” Der seit über 25 Jahren als Hollywoodstar etablierte Schauspieler James Cagney (The Public Enemy, USA 1931) realisiert mit einem Ensemble kaum bekannter TV-Darsteller als Regisseur das Remake eines einflussreichen Film Noirs nach dem Roman A Gun For Sale (EA 1936, auf Deutsch 1951 als Das Attentat) des britischen Autors Graham Greene. Frank Tuttles Die Narbenhand (USA 1942), die US-Verfilmung des Romans unterm Titel This Gun For Hire, war die zweite und bei Freunden der Filmklassik noch heute populäre Kollaboration Alan Ladds und Veronica Lakes in den Hauptrollen eines dunklen Kriminaldramas, dem seinerzeit George Marshalls Dashiell-Hammett-Adaption Der gläserne Schlüssel (USA 1942) vorangegangen war. Dass Cagney im Zuge des (noch nicht vollständigen) Niedergangs des klassischen Film Noirs im Zuge der McCarthy-Ära den Stoff nochmals aufgriff und in solcher B-Produktion erstmals auf dem Regiestuhl Platz nahm, ist erstaunlich. Allerdings verebbte auch die Popularität des damals 58-jährigen Haudegens zusehends, der während der 50er Jahre großteils in faden 08/15-Produktionen - Kriegsdramen, Komödien und sogar Western - zu sehen war. Zudem waren die Kollegen Ida Lupino (The Hitch-Hiker, USA 1953), Dick Powell (Explosion in Nevada, USA 1953) und Charles Laughton (Die Nacht des Jägers, USA 1955) ebenso mit eigenen Regiearbeiten hervorgetreten, was Cagney beeinflusst haben könnte. Die Paramount Pictures Corp. war das Filmstudio der ersten Adaption des Grahame-Greene-Romans und war in den frühen 40er Jahren ohnehin für den US-amerikanischen Film Noir relevant. Paramount ist 15 Jahre später auch für die Neuverfimung unter der Regie James Cagneys verantwortlich.
“C’mon, who’s a person? I’m not a person. I’m a gun.“ Mancher wird es ahnen: weder von Robert Ivers und Georgann Johnson hat man als Cineast jemals wieder gehört. Beide verschwanden im Niemandsland der TV-Produktionen, und während seine Karriere 1966 endete, lief ihre noch bis 2007 fort. Beide agieren in Mit dem Satan auf Du alles andere als schlecht und zeigen ein engagiertes und energetisches Schauspiel. Während Ivers allerdings dem Rollencharakter von Philip Raven (Alan Ladd), wie sein Auftragsmörder im Original hieß, halbwegs treu bleibt, wurde Ellen Graham (Veronica Lake) durch eine Glory Hamilton (Georgann Johnson) ersetzt, die hier ein bodenständiges, rundum patentes All-American Girl ist. Zwar bewahrt sie ihre Unabhängigkeit und zeigt sich als Frau mit Köpfchen (und Herz), doch will es zu ihrer Profession eines Showgirls und zum Film nicht richtig passen. Georgann Johnson ist konträr zu Veronica Lake völlig ungebrochen und verströmt die Aura einer Sozialarbeiterin, was den ansonsten gut inszenierten Film nach dessen ersten 20 Minuten vorhersehbar werden lässt. Gleich zu Beginn inszeniert Cagney den Mord an Carl Adams (Peter Baldwin), dem Direktor der städtischen Baubehörde in Oakland, und an dessen Sekretkärin (Sarah Selby) mit einer Härte, die sein eigenes Tun als Gangster Tom Powers in William A. Wellmans The Public Enemy (USA 1931) spiegelt – eine exzellente Eröffnung. Dieses Niveau kann der Film jedoch nicht halten. Nach und nach entwickelt er sich zu einem zwar stets unterhaltsamen und niemals langweiligen, aber längst nicht herausragenden Film Noir seiner Zeit.
Eine Blu-ray disc (2024) der Kino Lorber Studio Classics in der 3-BD-Box Film Noir: The Dark Side Of Cinema XXI beinhaltet das Werk -neben Fritz Langs Im Geheimdienst (USA 1946) und Edward Deins Shack Out On 101 (USA 1955) bild- und tontechnisch topp restauriert als 4K-Fassung, das Ganze ungekürzt und im Originalformat inklusive des englischen Originaltons und mit englischen Untertiteln. Als Bonus bietet die Edition neben dem US-Kinotrailer noch einen detaillierten Audiokommentar des Filmhistorikers und Drehbuchautors Gary Gerani.