Burt Reynolds, Dyan Cannon, John P. Ryan, Joe Santos, Giorgio Tozzi
© Columbia Pictures Corporation
Nachts im Stadtteil Brooklyn, New York: Die als Lagerarbeiter und als Buchhalterin tätigen und privat als Liebespaar lebenden Angestellten von River Edge Exports, Victor Pappas und Terry Broston, liegen halb bekleidet im Bett, als ein Geräusch vom Dachfenster sie unterbricht. Ein mit feuerfestem Anzug bekleideter Einbrecher setzt per Flammenwerfer das Schlafzimmer in Brand, Pappas und Broston sterben sofort. Kurz darauf wird aus dem Inferno vom Dach aus per Seilwinde ein Panzerschrank ins Freie gehoben… In der Billardhalle Heavy’s Pool beantwortet der mit fotografischem Gedächtnis gesegnete Springy (Larry Block) die Fragen von drei Bekannten zu Rekordhaltern und Spielergebnissen verschiedener Sportarten in der US-amerikanischen Geschichte. Doch die drei Fragesteller verlieren gegen den allwissenden Springy, der seinen Hut vor der Brust hält und die Münzen entgegennimmt. Indessen klingelt das Telefon und Inhaber Heavy (Irving Selbst) erklärt dem Anrufer, dass Privatdetektiv Shamus McCoy (Burt Reynolds) heute noch nicht dagewesen sei und gibt dessen Privatnummer E. J. Hume (Ron Weyand). McCoy, früher ein bekannter Pool-Billard-Profi, liegt in seinem Bett, eine auf einem Billardtisch drapierte Matratze, und erwacht durchs Telefonklingeln. Der Tisch steht in einem Loft und der Apparat befindet sich in einem Drahtkorb am Gummizug, den er jetzt zu sich hinunter holt. McCoy ist verkatert und telefoniert doch, neben sich im Bett eine unbekleidete, ihm unbekannte junge Frau (Melody Santangello)…
“When I die I'll go to heaven, because I've already been to hell." Zum ersten ist dieser Neo Noir der Columbia Pictures Corporation keine Komödie, wie er heute teils kategorisiert wird - sei es wegen seines Hauptdarstellers Burt Reynolds oder der bissig sarkastischen Grundierung in vielen Dialogen. In dessen erster Szene wird ein Liebespaar mit einem Flammenwerfer umgebracht, eine selbst für Hollywood in jenen frühen 70ern harte Eröffnungsszene, und natürlich bleibt es nicht bei diesen Toten. Zum zweiten liefert der 30-jährige New Yorker Barry Beckerman mit seinem ersten Filmdrehbuch eine, wie ich finde, wunderbar verworrene Geschichte im Raymond-Chandler-Stil mit reihenweise bissigen Dialogen, exquisiten Charakteren und einer Sequenz, die Howard Hawks‘ Tote Schlafen fest (USA 1946) nach einem Philip-Marlowe-Roman Chandlers zitiert. Kameramann Victor J. Kemper (The Friends Of Eddie Coyle, USA 1973) zeigt uns das New York der 70er und vor allem dessen Stadtteil Brooklyn in einer derart ungeschminkten Weise, dass ich an Meilensteine des New-York-Thrillers à la Stadt ohne Maske / Die nackte Stadt (USA 1948) und Brennpunkt Brooklyn / French Connection (USA 1971) denken musste. Reihenweise liefern Schauspielerinnen und Schauspieler aus der zweiten Reihe exzellente Leistungen ab und erwecken mit ihren Nebenrollen das Drama überhaupt erst zum Leben. Larry Block, Giorgio Tozzi, Irving Selbst, Kay Frye und Joe Santos sind je erwähnenswert. Eine Stunde und 13 Minuten hielt mich Buzz Kuliks Der Spürhund durchaus bei der Stange. Ich hatte indessen begonnen, mich über die vielen negativen Kritiken seitens der Filmjournalisten und die eines unbeeindruckten Publikums zu wundern. Dann kamen die letzten 25 Minuten, und der Film fällt buchstäblich auseinander. Die Lösung des Kriminalfalls und das Finale sind ebenso banal wie im Grunde lächerlich. Mit Colonel C. C. Hardcore (John P. Ryan) zaubert Barry Beckerman einen dubiosen Drahtzieher aus dem Ärmel, der genau so wenig wie Ron Weyand als geldgieriger Milliardär E.J. Hume überzeugt. In beiden Fällen scheitert man sowohl am Rollencharakter als auch am (falschen) Schauspieler.
© Columbia Pictures Corporation
“When it's over and you think about it, you realize that from about mid-point on nothing has held together (…) There's plenty of mystery at the beginning but it's all promises, just empty promises”, schrieb Tony Mastroianni für die Cleveland Press anlässlich der Premiere des Films im Februar 1973 und bringt es auf den Punkt. Der Aufbau des Dramas, all jene Spuren, die mal in die eine und dann in eine andere Richtung weisen, verlaufen im Sand, und absolut nichts hielte einer genaueren Prüfung seiner Handlungslogik stand. Was 74 Minuten lang wie eine halbwegs gelungene Hommage an den Film Noir der 40er klingt und aussieht, erweist sich zuletzt als hohl. Das habe ich in der Art selten erlebt, und entsprechend kann ich die Kritiken und die Enttäuschung seines Publikums nicht bloß nachvollziehen, ich teile sie. Geht es um das oft zitierte verschenkte Potential einer Filmproduktion, rangiert Der Spürhund auf meiner Liste inzwischen weit oben. Wenig später verkörperte in Marvin J. Comskys Fernsehfilm A Matter Of Wife… And Death (USA 1975) Rod Taylor den Private Eye Shamus McCoy. Zudem spielte Larry Block erneut Springy und Joe Santos den Police Detective Vincente Promuto. Die Produktion der Columbia Pictures Television war als der Pilotfilm einer nachfolgenden Fernsehserie gedacht; letztere wurde jedoch gar nicht erst gedreht.
Via Sony Pictures Home Entertainment wurde das Werk unter seinem Originatitel Shamus ungekürzt und mit dem englischen Originalton, dazu Untertitel auf Englisch, Französisch und Spanisch, jedoch ohne Extras als US-amerikanische DVD (2002) veröffentlicht, die trotz guter Bild- und Tonqualität am falschen Bildformat krankt. Der Film ist nicht im korrekten Widescreen-Format (1.66:1) sondern nur als Vollbild-Fassung (1.33:1) zu sehen. Die gleiche Version erschien als Shamus ebenfalls durch Sony Pictures Home Entertainment in der Serie Clásicos años 70 als spanische DVD (2012). Neben dem englischen Ton gibt es auch die spanische Kinosynchronisation und einzig portugiesische Untertitel.