Randolph Scott, Ella Raines, William Bishop, Edgar Buchanan, Arthur Kennedy
© Columbia Pictures Corporation
Die Grensztadt Calexico, Kalifornien, die auf mexikanischem Territorium Mexicali heißt: Der wegen des Totschlags an einem Pokerspieler (Reed Howes) in Memphis, Tennessee, den er im Affekt beging, flüchtige Dave Wilson (William Bishop) geht eine unter Arkaden gelegene Ladanpassage entlang. Vor einem Diner bleibt er stehen und beobachtet durch die Fensterfront die dort arbeitende Kellnerin Chris Jackson (Ella Raines). Als sie aufblickt und ihn sieht, scheint sie mehr entsetzt als erstaunt, und Dave Wilson geht weiter. Er bemerkt nicht, dass er vom Privatdetektiv Frazee (John Ireland) und von dem alten Mr. King (Houseley Stevenson), Vater des getöteten Pokerspielers und Frazees Auftraggeber, verfolgt und beobachtet wird. King ist überzeugt, dass sie den Gesuchten vor sich haben. Er fordert Frazee auf Wilson zu stellen, der soeben im Begriff ist, am Grenzposten vorbei nach Mexicali zu entwischen. Aber der Private Eye ist misstrauisch und will nichts überstürzen, also folgt er ihm. Dave Wilson schlendert weiter die Straße hinunter und erblickt vor einer Cantina einen Jeep mit einem Pferdehänger, der zufolge eines darauf angebrachten Schilds Jim Carey (Randolph Scott) gehört. Er fragt den im Jeep sitzenden Fahrer Cleve (Charles Stevens), ob der Inhaber der Stute im Hänger sich in der Bar aufhalte und jener bejaht. Als Wilson eintritt, sieht er im Schankraum nur den Barkeeper (Frank Yaconelli) und den schwarzen Blues-Sänger Josh (Josh White), der mit seiner akustischen Gitarre auf einem Stuhl sitzt und singt…
Ein Drittel Film Noir, ein Drittel Western, ein Drittel Abenteuerfilm: aus diesen unterschiedlichen Handlungselementen mit einem neunköpfigen Ensemble im Zentrum der Handlung wird am Ende jedoch nichts Ganzes. Im Kielwasser von John Hustons Der Schatz der Sierra Madre (USA 1948) versuchte die Producers-Actors Corporation (vertrieben wurde das Werk via Columbia Pictures) im Kielwasser von Hustons Drama um mehrere Goldsucher in der unbarmherzigen Wüste zu profitieren und erleidet Schiffbruch. Aufgrund einer Laufzeit von lediglich 78 Minuten müssen mehrere Voraussetzungen, welche neun Leute nach 5 Millionen US-Dollar in Gold aus einem Konvoi von Planwagen, der vor hundert Jahren verloren ging, hektisch buddeln lassen, mit der Brechstange herbeizitiert werden. Schon die Initialzündung, wenn bei einer Pokerrunde der junge Johnny (Jerome Courtland) erwähnt, dass er in den “Walking Hills“, so der Name jener Sanddünen, letzte Woche ein altes Wagenrad fand und allein das die Herren im Raum in helle Aufregung versetzt, erscheint unglaubwürdig. Kaum sind sie in der Wüste angekommen und blicken in die Weite der Dünen, zieht einer genau an der Stelle, wo sie zum Halten kamen, einen Rinderschädel aus dem Sand und behauptet, es sei der eines Ochsen und solche waren ja Zugtiere des Konvois. Alles schaufelt wie die Weltmeister und ruckzuck findet sich das dazugehörige Joch, natürlich unversehrt. Im nächsten Augenblick reitet Chris Jackson herbei, adrett frisiert und geschminkt, ohne Vorräte oder sonstige Ausrüstung, und verlangt, dass man sie in die Gruppe aufnähme und am Goldfund beteilige. Wie sie von der Schatzsuche erfuhr, bleibt unklar, etc. pp. Ständig mutet das Drehbuch den Zuschauern zu, dass sie dieses, jenes, solches schlucken und es aufgrund der Kameraarbeit von Charles Lawton jr. (Die Lady von Shanghai, USA 1947) und John Sturges‘ Regie (The People Against O’Hara, USA 1951) womöglich gar nicht bemerken.
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“The best things about the movie are the music and the location shooting”, bemerkt auch Laura Grieve in ihrer Besprechung des Werks für Laura’s Miscellaneous Musings, und ich stimme ihr zu. Wollte ich ein hartes Urteil treffen, würde ich feststellen, dass das von Alan Le May mithilfe Virginia Roddicks verfasste Skript schlicht Mumpitz ist. Aber wenngleich sich dem Drehbuch genau das mit Fug und Recht unterstellen ließe, hinterlässt der fertige Film nicht diesen Eindruck und erweist sich trotz offensichtlicher Mängel und Schwächen als erstaunlich kurzweilig. John Ireland, im Abspann erst an sechster Stelle genannt, und Randolph Scott liefern die besten Leistungen. Die Chemie zwischen William Bishop und Ella Raines ist kaum gegeben. Arthur Kennedy und Edgar Buchanan spielen Typen, die sie immer und immer wieder verkörperten, aber das können sie eben. Bemerkenswert ist die Beteiligung des afroamerikanischen Blues-Sängers Josh White, der zur akustischen Gitarre, auf der er sich selbst begleitet, Gelegenheit erhält Lieder vorzutragen, deren Texte dann mit den vom Schicksal gegerbten Figuren des Dramas korrespondieren. Aber auch das kostet Zeit… John Huston verwandte auf die komplexen Beziehungen seiner drei Hauptfiguren in Der Schatz der Sierra Madre (USA 1948) satte 126 Minuten. The Walking Hills nimmt sich für neun Personen 78 Minuten. Nicht zuletzt das macht den Unterschied.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde der Film erstmalig 1981 im Fernsehen gezeigt und zwar unterm Titel Treibsand, der im Rekurs auf Sanddünen in einer Wüste schlicht falsch und irreführend ist. In Frankreich gibt es via Sidonis Calysta als Les aventuriers du desert eine bild- und tontechnisch sehr gut restaurierte DVD-Edition (2016), die auch Teil eines in der Serie Les geants du western erschienen 4-DVD Box-Sets (2016) mit weiteren Randolph-Scott-Filmen ist. Das Werk ist im englischen Original und mit der französischen Kinosynchronisation sowie optional inklusive französischer Untertiteln beinhaltet, das Ganze ungekürzt und im Originalformat. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar des französischen Regisseurs Bertrand Tavernier.