Darren McGavin, Joan Blondell, Whitney Blake, Jackie Coogan, Ted Knight
Los Angeles, Kalifornien: Privatdetektiv David Ross (Darren McGavin) rekapituliert, wie er eines Tages zwei Aufträge von jeweils unterschiedlichen Personen erhielt, die ihn einerseits aus einer dreiwöchigen Flaute retteten und die andererseits in einmaliger Art zusammenhingen… Zuerst suchte er den Öl-Magnaten George Harrington (Simon Scott) in seinem Büro auf. Jener erinnerte ihn an den spektakulären Fall einer Kindesentführung, bei dem vor 12 Jahren die damals 3-jährige Ellen ihren Eltern entrissen worden war. Zwar wurden 250.000 US-Dollar Lösegeld gezahlt, aber vom Kind und deren Entführern fand sich nie die geringste Spur. Solches ging als der Harrington-Fall in die Stadtgeschichte ein, und er selbst sei der Vater. Jahr für Jahr hätten sich bei ihm Leute gemeldet, die über Ellens Verbleib etwas zu wissen schienen, doch hatten sich deren Spuren als falsch erwiesen. Jetzt sei eine Frau namens Sadie Birch (Joan Blondell) an ihn herangetreten, die ihrerseits behaupte die Lösung zu kennen. Harrington möchte, dass Ross ihre Geschichte und sie selbst unter die Lupe nimmt. Auf die Frage, warum er nicht an die Polizei herantrete, antwortet er, dass vor allem seine Frau Margaret (Dorothy Green) jene Art von Publicity, die sich im Kielwasser einer solchen Untersuchung zeigte, nicht ertragen könne und er selbst wohl auch nicht. In einem Bowling-Center trifft sich David Ross, wie in ihrem Brief an Harrington angeordnet, mit Sadie Birch. Erst einmal will sie von ihm hören, warum der Öl-Millionär nicht persönlich gekommen sei…
“You‘ll expect nothing in return of course, except…uh… possibly a small gift from the Harringtons, because they’ve got so much and you have so little, right?" Der 95-minütige Fernsehfilm Anatomy Of A Crime ist nichts als ein Zusammenschnitt zweier Episoden aus der ersten, einzigen und mit insgesamt 26 knapp 1-stündigen Episoden zwischen September 1968 und April 1969 via Universal Television in den USA produzierten Staffel der TV-Serie The Outsider. Solche waren die Nr. 11 und 13, betitelt Tell It Like It Is… And You’re Dead (USA 1968) sowie There Was A Little Girl (USA 1968). Die Drehbücher stammten von verschiedenen Autoren, wurden einzig durch den von Roy Huggins (I Love Trouble, USA 1948) erdachten Private Eye Davis Ross, zentrale Figur von The Outsider, zusammengehalten und nach dem Aus für die Serie zwecks Zweitverwertung mit Gewalt ineinander montiert. Dafür gab es einen neu konzipierten Vorspann mit einer ebenfalls nachträglich erstellten Einführung durch die Erzählerstimme von David Ross, was die Zuschauer davon überzeugen sollte, dass die zwei Kriminalfälle, die Ross gesondert voneinander übernahm, an einem zentralen Punkt zusammenhingen. Das Ganze ist jedoch so dilettantisch und lieblos umgesetzt, der scheinbar zentrale Punkt so marginal und ein im Finale inszenierter zusätzlicher Dialog so offensichtlich nachträglich hinzugefügt, – die Akteure bewegen die Lippen entweder gar nicht oder sind nur von hinten zu sehen – dass man nur den Kopf schütteln kann. So mögen die Episoden einzeln als solide Fernsehkost ihrer Zeit gelten: zusammen sind sie bloß grotesk, denn an der Montage der Geschichten stimmt letzten Endes nichts. Wenn der Abspann läuft, fragt sich noch der nachsichtigste Connaisseur des Neo Noirs, wie solcher Mumpitz je hatte ausgestrahlt werden können.
Das ist umso bedauerlicher, als einige Veteranen des klassischen Film Noirs respektable Leistungen abliefern. Darren MacGavin (Der Mann mit dem goldenen Arm, USA 1955) überzeugt als Privatdetektiv David Ross, und auch Joan Blondell (Der Scharlatan, USA 1947) und Marilyn Maxwell (Zwischen Frauen und Seilen, USA 1949) zeigen sich gut aufgelegt. Der legendäre Kinderdarsteller der 20er Jahre Jackie Coogan (mit Charlie Chaplin in The Kid, USA 1921) ist ebenso zu sehen wie Dorothy Green (Heißes Eisen, USA 1953) und der zeitgleich mit Sidney Poitier populäre, afroamerikanische Schauspieler James Edwards (Die Rechnung ging nicht auf / Killing, USA 1956). Von den typischen TV-Schauspielerinnen sticht Whitney Blake (Mein Revolver war schneller, USA 1957) allemal heraus. Aber das hilft in der Summe so wenig wie die solide Kameraarbeit und die Drehorte in der Metropole Los Angeles. Die durch den Fleischwolf gedrehten Einzelepisoden finden partout nicht zusammen, dafür fehlt jegliches Konzept. So mäandert dieses Machwerk spannungsarm vor sich hin, bis es in einem 08/15-Finale schließlich zum Stillstand kommt. Im November 1967 war unterm Titel The Outsider (auf Deutsch als Der Einzelgänger, USA 1967) der nach einem Skript von Roy Huggins von Michael Ritchie (Die Professionals, USA 1972) inszenierte Pilotfilm der Serie zur Austrahlung gekommen, welcher deutlich mehr versprochen hatte. Freunde des Privatdetektivs im Neo Noir der späten 60er sollten lieber auf eine adäquate Veröffentlichung der kompletten TV-Serie warten.
Bis heute (2024) gibt es trotz aller Wiederentdeckungen auch im Bereich des TV Noirs der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts von Anatomy Of A Crime keine (offizielle) BD- oder DVD-Edition, ebenso wenig von der 1968 und 1969 ausgestrahlten TV-Serie, und auch online läuft The Outsider nirgendwo.