Christian Bale, Freddy Rodríguez, Eva Longoria, Chaka Forman, Tammy Trull
Eine Einheit der U.S. Army Rangers verübt im Zug des von US-Präsident George W. Bush ins Leben gerufenen GWOT (Globar War on Terrorism) in einer Region des Nahen Ostens des Nachts ein Massaker. Unter den Killern in US-Uniform ist der skrupellose Jim Luther Davis (Christian Bale)… Doch alles war nur ein Alptraum. Der 27-jährige Jim Davis, aus dem 75. Ranger Regiment ehrenhaft entlassen, erwacht kurz vor Sonnenaufgang in Mexiko neben der Hütte seiner Freundin Marta (Tammy Trull) und zwar in seinem Wagen, einem 1999er Ford Crown Victoria. Davis springt ins Freie, schnappt nach Luft und zündet sich eine Zigarette an. Der Ex-Ranger leidet an post-traumatischen Belastungsstörungen, die er allerdings nicht behandeln lässt, steckt er doch in einem Bewerbungsverfahren für den Dienst beim Los Angeles Police Department. Als er die Hütte betritt, nimmt ihm Marta, die bereits aufstand, die Zigarette aus dem Mund und lässt ihn seine Zähne putzen, bevor sie sich küssen. Sie möchte nicht, dass er nach Los Angeles zurückfährt, da unklar ist, wann er zurückkehren wird. Jim rechnet damit, in Kürze seine Ausbildung zu beginnen. Aber er verspricht, bei seiner Rückkehr die Papiere zusammenzusuchen und Marta zu heiraten, auf dass sie in den USA ein gemeinsames Leben beginnen. Stets früh am Morgen ist er wieder in Los Angeles und will seinen besten Freund Mike Alonzo (Freddy Rodriguez) abholen. Dessen Freundin Sylvia (Eva Longoria), praktizierende Rechtsanwältin, öffnet Jim Davis die Tür…
“Though Bale has the presence of a young De Niro, and the same volatile edge, he's being asked here to fill out a role that doesn't ring true on any level”, schrieb Jack Mathews für die New York Daily News aus Anlass der US-Premiere des Films, die 14 Monate (!) nach dessen Erstaufführung auf dem Toronto International Film Festival stattfand. Lange Rede, kurzer Sinn: exakt so erging es auch mir. Nicht die Schauspielerinnen und Schauspieler tragen die Schuld daran, dass solche Filmerzählung nicht überzeugt, sondern das Skript und die Regie. David Ayer hatte die Drehbücher zu Antoine Fuquas Training Day (USA 2001) und (nach dem Roman James Ellroys) zu Ron Sheltons Dark Blue (USA/UK/GER 2002) verfasst, zwei exzellente Neo Noirs am Beginn des 21. Jahrhunderts. In solchen Werken sind die zentralen Rollencharaktere, jeweils von Denzel Washington und von Kurt Russell verkörpert, ausgesprochene Psychopathen im Dienst des Los Angeles Police Departments (LAPD). Bei Harsh Times nahm David Ayer erstmals selbst auf dem Regiestuhl Platz. Und obgleich sein Jim Luther Davis in der Darstellung durch Christian Bale sich erst für den Polizeidienst bewirbt, ist er ein ebensolcher Psychopath, erhält er aufgrund seines psychologischen Profils dann vom LAPD auch eine Absage. Am gleichen Tag wird er dafür vom U.S. Department of Homeland Security für einen Einsatz angeworben, der ihn vergleichbar denen der Killerkommandos des U.S. Army Rangers im Nahen Osten wider die Drogenmafia in Kolumbien ins Feld führen soll. Die zuständigen Beamten sind sich vollauf bewusst, was für ein Psychopath und was für eine Zeitbombe Jim Davis letztlich ist, aber sein bedingungsloser Gehorsam und seine Skrupellosigkeit sind exakt, worauf sie aus sind. Ja, David Ayers‘ harter Neo Noir hat seine Momente, in denen sein Autor und Regisseur, der auf autobiografische Erlebnisse zugriff, uns deutlich macht, worauf er hinauswill. Aber derer gibt es zu wenige, und sie sind nur zum Teil richtig gelungen.
“I'm a soldier of the apocalypse, man!" Jim Luther Davis wirkt als Psychopath stellenweise derart übertrieben und forciert, dass es gar Christian Bales Schauspieltalent zu neutralisieren droht, der oft wie ein Teenager ohne Impulskontrolle auftritt. Das hat einige Kritiker zu der Einschätzung gebracht, dass der gebürtige Brite Bale, der ab 1993 häufig in US-Filmen spielte, für die Rolle ungeeignet sei, und ich kann solche Einschätzung passagenweise nachvollziehen. Gar noch schlimmer wirkt die fehlende Chemie zwischen Freddy Rodríguez und Eva Longoria, die auf das mit der Brechstange herbeizitierte Verhältnis der langjährigen Beziehungspartner Mike und Sylvia zurückzuführen ist. Hier stimmt einfach gar nichts. So erwähnt Sylvia, dass Mike sie während des Studiums tatkräftig unterstützt habe, nun aber, nachdem er seinen Job als Webdesigner an Arbeitskräfte in Indien verlor, sie ihn unterstütze eine neue Anstellung zu finden. Aber der polizeibekannte Mike ist ein unreifer Kleinkrimineller und ein solcher Poseur, dass seine Beziehung zu der durch und durch bildungsbürgerlichen Sylvia schlicht grotesk daherkommt. Ein nach all der Brutalität und der Idiotien dieser Filmhandlung konsequenter Schklussakkord kann David Ayers inkonsistenten Neo Noir nicht retten, der weder Antoine Fuquas Training Day (USA 2001) noch Martin Scorseses Taxi Driver (USA 1976) – Jack Mathews erwähnt in oben zitierter Filmrezension den jungen Robert De Niro nicht zufällig - das Wasser reichen kann und hier knapp 3 Sterne zugeteilt bekommt.
Es gibt via Splendid Film GmbH eine sehr gut editierte DVD- (2007) und auch BD-Edition (2008) unter dem Titel Harsh Times – Leben am Limit mit dem Film ungekürzt im Originalformat. Bild- und tontechnisch ist die Fassung einwandfrei, es finden sich die original englische Tonspur und auch eine (wie gewohnt minderwertige) deutsche Synchronisation, dazu optional deutsche Untertitel und als einziges Bonus-Feature ein Making Of.