Shadow On The Window, The

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
***
Originaltitel
The Shadow On The Window
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1957
Darsteller

Philip Carey, Betty Garrett, John Drew Barrymore, Corey Allen, Gerald Sarracini

Regie
William Asher
Farbe
s/w
Laufzeit
76 min
Bildformat
Widescreen

 


 

 © Columbia Pictures Corporation

In der Nähe der kalifornischen Metropole Los Angeles, irgendwo auf dem Land bringt der 7-jährige Petey Atlas (Jerry Mathers) in der Verkleidung eines Cowboys einen Korb Orangen aus der Plantage zu einem Traktor und stellt ihn dort ab. Kaum hat er sich auf den Fahrersitz gesetzt, hört er aus dem dahinterliegenden Haus plötzlich eine Frau lauthals schreien. Er rennt auf die Veranda und zum Fenster des Wohnzimmers, durch das er sehen kann, wie drei Jugendliche den alten Farmer Ben Canfield (Watson Downs) und Peteys Mutter Linda Atlas (Betty Garrett) zu überwätigen versuchen. Als Canfield auf Joey Gomez (Gerald Sarracini), der soeben Linda gepackt hält, mit seinem Gehstock einschlägt, greift sich Joey einen Stuhl und schlägt ihn dem Greis über den Kopf, der mit einem Schrei zu Boden geht. Ohne von den Einbrechern bemerkt worden zu sein, sucht Petey das Weite. Jess Rebers (John Drew Barrymore) und Gil Ramsey (Corey Allen) sehen sich an und blicken dann zu Joey und dem toten Ben Canfield… Als Petey am Traktor vorüberläuft, stolpert er und verliert eine seiner Spielzeugpistolen, die aus dem Halfter rutscht. Apathisch läuft er mitten auf der Fahrbahn einer Schnellstraße und reagiert nicht auf die Hupsignale eines Sattelschleppers der Apex Trucking Co. Dessen Fahrer (Nesdon Booth) bringt den Lkw zum Stehen und gemeinsam mit seinem Beifahrer spricht er den Jungen an, der vollends verstört wirkt und nicht antwortet. Die beiden beschließen ihn mitzunehmen und nach Los Angeles zu bringen…

 

Es ist naheliegend und wurde wiederholt auch kundgetan, William Ashers späten Film Noir The Shadow On The Window mit anderen Mitte der 50er Jahre in den USA poulären Produktionen zu vergleichen, darin eine Bande von Bösewichten eine bürgerliche Gemeinschaft auf deren ureigenem Grund und Boden in Geiselhaft nimmt und terrorisiert. Lewis Allens Der Attentäter (USA 1954), William Wylers An einem Tag wie jeder andere (USA 1955) oder Andrew L. Stones The Night Holds Terror (USA 1956) waren dieser Produktion der Columbia Picures Corp. vorausgegangen. Ebenso wie in Stones Film sind es drei junge Männer, hierzulande im Jargon der 50er Jahre gern als „Halbstarke“ tituliert, von denen einer noch bei seinen Eltern lebt. Auch Jugendkriminalität und das Aufbegehren einer heranwachsenden Generation gegen die Weltkriegsveteranen und Pantoffelhelden in ihren Bungalows und Straßenkreuzern war im US-amerikanischen Film der 50er Jahre ein brisantes Thema: Nicholas Rays …denn sie wissen nicht was sie tun (USA 1955) oder Don Siegels Entfesselte Jugend (USA 1956) waren die unmittelbaren Vorläufer von William Ashers B-Film, darin John Drew Barrymore, Gerald Sarracini und Corey Allen das Trio der jugendlichen Gangster verkörpern. Folglich war die Absicht, in der unmittelbaren Nachfolge von Stones The Night Holds Terror die Genre-Komponenten zu kreuzen und seinem Publikum noch mehr voyeuristischen “Thrill!“ in Aussicht zu stellen. Aber das gelingt nur begrenzt, denn The Shadow On The Window leidet nach meiner Einschätzung an einer spürbar halbherzigen Leistung durch Hauptdarsteller Philip Carey, der den die Ermittlungen leitenden Detective Sergeant Tony Atlas verkörpert. Auch die Rahmenhandlung mit Sohn Petey, dessen Zeugenschaft an einem Gewaltverbrechen zu Schock und Trauma führt, konnte mich nicht überzeugen. Demgegenüber agiert Betty Garrett in einer für sie ungewöhnlichen Rolle glaubwürdig und liefert als die Geisel der zerstrittenen und konfusen jugendlichen Straftäter eine allemal passable Leistung ab. 

 

 © Columbia Pictures Corporation

“What do ya wanna do? Bust in there and spoil the old man’s good time? That’s a sure way of gettin’ written out of his will.” Einige der Rollencharaktere sind gut porträtiert; am besten ist jedoch die Dynamik der drei Geiselnehmer Jess Rebers, Joey Gomez und Gil Ramsey. Vor allem Jess entpuppt sich bald als ein impulsiver und empathiefreier Gewalttäter, der nicht nur Linda Atlas umzubringen vorschlägt, um jegliche Zeugenschaft an der Ermordung Ben Canfields zu vertuschen, sondern sich mit dem gutmütigen und zugleich trägen Joey in eine zunehmende Rivalität hineinsteigert. Das sorgt für einen allemal soliden Unterhaltungswert, der mittels einer nächtlichen Verfolgungsjagd über die Dächer einiger Mietskasernen in Los Angeles noch gesteigert wird. Letzteres ist schon der quasi vorgezogene Höhepunkt der Filmhandlung, deren Finale so fade wie vorhersehbar bleibt. Zu guter Letzt beinhaltet der Film mehrere Schicksale, deren Tragik sich nicht vor der Kamera sondern im wirklichen Leben abspielte: Wenige Wochen vor der Premiere der Produktion beging Schauspielerin Doreen Woodbury, die in einer Szene Jess Rebers Freundin Molly verkörpert, überraschend Selbstmord. Der 30-jährige Gerald Sarracini wurde in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag des Jahres 1957 in New York attackiert und erlag seinen Verletzungen. Ainslie Pryor, der im Film einen Psychologen im Polizeidienst verkörpert, starb im Mai 1958 mit lediglich 37 Jahren an einer Krebserkrankung.

 

In den USA gab es den Film erstmals via Sony Pictures Home Entertainment als DVD-R (2011) in einer restaurierten Fassung, ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch exzellent, das Ganze ohne Untertitel und ohne Extras. Via Mill Creek Entertainment und Kit Parker Films (USA) hielt Willam Ashers Werk Einzug in die mit 9 Filmen der Columbia Pictures Corp. bestückte 3-BD-Box (2018) betitelt Noir Archive Collection Volume 3, 1957-1960 und zwar erneut in einer hochwertigen Fassung, diesmal mit englischen Untertitel, allerdings wie alle anderen Produktionen weiterhin ohne Extras.

 

 

 

Film Noir | 1957 | USA | William Asher | Joe Turkel | John Drew Barrymore | Paul Picerni | Philip Carey

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.