Paul Levesque, Michael Rapaport, Parker Posey, Bruce Dern, Julie White
New Orleans, Louisiana: Ganvove Jack Small (Michael Rapaport) hält gegenüber einem geduldig wartenden Hund einen Monolog, darin er dem Gedanken nachspürt, inwieweit die Entwicklungen allen daran Beteiligten gerecht geworden seien oder nicht… Vor sechs Tagen hatte er auf diesem Parkplatz seinen besten Freund Arlo Jayne (Paul Levesque) abgeholt, meist AJ genannt, der mit einigen Habseligkeiten in einem Karton aus einem Bus gestiegen war, der neben ihm selbst andere ex-Häftlinge des Louisiana State Penitentiary in die Freiheit entließ. Dreizehn Jahre hatte AJ wegen Totschlags im Gefängnis verbracht, nachdem er bei einem Streit seinem Freund beigesprungen und dabei den Angreifer getötet hatte. Die beiden steigen in Jacks 1972er Ford LTD Country Squire, den AJ sofort wiedererkennt, so dass er ungefragt auf der Fahrerseite einsteigt und das Steuer übernimmt. Der aus der Haft Entlassene genießt den Fahrtwind, während Jack ihm ausführt, dass er inzwischen Claire (Parker Posey), die ex-Freundin von AJ geheiratet habe und die beiden mit der dreizehnjährigen Pepper (Juliette Goglia) auch eine gemeinsame Tochter hätten. Weder er noch sie hätten es seinerzeit gewollt, es sei einfach passiert, doch AJ, dem es sichtlich nahegeht, nimmt es zugleich gelassen auf. Nur zu einem Leben als Krimineller, macht er klar, werde er nicht zurückkehren. Das hört Jack nicht gern, könnte er doch bei dem von seinem Vater Dr. Vic Small (Bruce Dern) betriebenen, lukrativen Zigarettenschmuggel dringend Hilfe brauchen…
“You don’t know what ‘alone’ is, until you locked in a cage with 2.000 assholes.“ Der nach Jahren aus der Haft entlassene ex-Kriminelle, welcher mit einer veränderten Welt zurechtkommen muss und sich mit Gegebenheiten konfrontiert sieht, die ihm zuwider laufen oder schmerzen, ist wie der Privatdetektiv oder die Femme fatale fast schon ein Stereotyp des Film Noirs und auch des Neo Noirs. In Werken wie Henry Hathaways Feind im Dunkel / Der weiße Schatten (USA 1946), Ted Garnetts Im Netz der Leidenschaften / Die Rechnung ohne den Wirt (USA 1946), Robert Parrishs Cry Danger (USA 1951) oder auch James Grays The Yards – im Hinterhof der Macht (USA 2000) oder in Guillaume Canets Blood Ties (FRA/USA 2013) steht genau diese Figur im Mittelpunkt des Geschehens. Zudem suggeriert Artie Mandelberg zu Beginn des Werks mit der Erzählerstimme aus dem Off und einer ausführlichen Rückblende auch die Nähe zu jenen Stilmitteln der Erzählung, wie sie für den Film Noir teils typisch sind. So entwickelt sich der Film mit seinem Rückkehrer, der von Freunden ein herzliches Willkommen erhält, wie einer jener für die 90er Jahre typischen Thriller: behutsam und mit Fokus auf die Rollencharaktere und ihre Geschichte, ohne viel Action, aber schon frühzeitig mit jenem für die Zuschauer spürbaren Unbehagen, dass in den Verhältnissen und in den Beziehungen einiges an Konfliktstoff schlummert, der zu explodieren droht. Nur dass diese Verhältnisse und Beziehungen von Drehbuchautor Dylan Schaffer so angelegt sind, dass sie einzig und allein bei einer ausgeklügelten Besetzung… hätten glaubwürdig wirken können. Die einzige gelungene Darstellung liefert jedoch Bruce Dern (Driver, USA/UK 1978) als Dr. Vic Small, seines Zeichens ein brutaler Krimineller in fortgeschrittenem Alter von 78Jahren, der kein bisschen altersweise oder milde wurde. Ansonsten rangieren das Casting und vor allem die Darstellerleistungen an der Grenze zur Selbstparodie und sind teils unfassbar schlecht.
”This is a really dull crime melodrama, with precious little action, while starring a man-beast wrestler with no acting ability or on-screen charisma“, schreibt Channing Kapin für The Critics Den und liegt damit richtig. Der bis 2022 aktive US-amerikanische Profi-Wrestler Paul Levesque, Ringname Triple H, ist dabei als Schauspieler noch nicht mal der schlechteste, obgleich von Talent oder Berufung nicht die Rede sein kann. Aber seine Chemie mit Michael Rapaport und vor allem mit Parker Posey geht so ziemlich gegen Null. Die Liebeshändel des Trios wirken in einer Art und Weise aufgesetzt und konstruiert, dass ihr Getue in einzelnen Szenen an der Grenze zur Groteske rangiert. Bei Parker Posey gewann ich den Eindruck, als sei ihr wohl bewusst, in was für einem Machwerk sie mitspiele, weshalb sie genau deshalb jegliches Engagement zugunsten ihrer Figur drangegeben habe. Das letzte Drittel und die Schlusssequenz des Films sind derart hanebüchen und klischeebefrachtet, dass es kaum noch auszuhalten ist. Legt einem der Einstieg nahe, dass man es mit einem weiteren, mittelprächtigen Aufguss des Neo Noirs der 90er Jahre zu tun habe, straft das letzte Drittel die Einschätzung Lügen. Denn mit dem Abspann verdient Inside Out kein anderes Etikett als: Unsäglicher Schrott!
Via SES Limited gibt es eine jeweils gut editierte deutsche BD- und DVD-Ausgabe (2013) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch exzellent, dazu die original englische Tonspur und eine deutsche Synchronisation (im deutschen Kino lief das Werk nie) sowie optional Untertitel auf Niederländisch und Arabisch Als Extras gibt es ein Interview mit den Stars Rapaport und Levesque (auf Englischoder auch Deutsch), Outtakes, ein Making Of, etc. pp.