Darren McGavin, Bart Burns, Vito Scotti, Johnny Seven, Dale Van Sickel
In Ossining im Bundesstaat New York liegt das Staatsgefängnis Sing Sing. Dort wird eines Tages Häftling Floyd Ingalls (William Allyn) von einem Mitinsassen im Zuge eines Kampfes niedergestochen. Der zuständige Priester Craig wendet sich an den in New York City lebenden Privatdetektiv Mike Hammer (Darren McGavin), den der Schwerverletzte in seinem Krankenbett unbedingt zu sprechen wünscht. Hammer macht sich auf den Weg und hat schon eine Ahnung, warum ihn die Gefängnisleitung wider geltende Bestimmungen mit Ingalls in Kontakt treten lässt. In New York beging der Inhaftierte einst einen Raubüberfall. Obwohl die Polzei seiner habhaft werden konnte, fehlt von den erbeuteten 60.000 US-Dollar bis dato jede Spur. Floyd Ingalls weiß, dass er sterben wird. Vorgestern erhielt er jedoch den Brief eines Erpressers, der zu ihm in die Zelle geschmuggelt wurde. Solcher teilte ihm mit, dass seine Ehefrau Eva (Lynne Allen) gefangen gehalten werde und nur durch Übergabe des Beutegelds lebend davonkäme. Ingalls wünscht sich, dass Hammer den Vermittler spiele. Er sei der Einzige, dem er trauen könne, aber der Private Eye lehnt ab. Er gibt Ingalls zu verstehen, dass ihm das Geld gar nicht gehöre, und er weiß, dass ihm die Polizei in die Karten schaut. Er ist auf dem Weg zur Tür, da verrät ihm Ingalls, dass er unterhalb der Einlage seines Schuhs eine handgezeichnete Karte des Verstecks habe. Mike Hammer nimmt sie an sich, will aber nichts versprechen… Kaum ist er in seinem Büro, steht schon Police Detective Pat Chambers (Bart Burns) in der Tür…
“Charley looks nice and peaceful, huh? Like he’s sleeping.” – “No, he just looks dead… with his throat cut.” Privatdetektiv Mike Hammer war eine Kreation des im Zweiten Weltkrieg bei der U.S. Army Air Force als Pilot und Ausbilder tätigen Frank M. Spillane, zuvor Texter für Comic Strips, der seinen Debütroman mit dem Titel I, The Jury (EA 1947, auf Deutsch 1953 als Ich, der Richter) unter dem später weltberühmten Moniker Mickey Spillane veröffentlichte. Das Buch verkaufte in den ersten zwei Jahren in den USA über sechs Millionen Exemplare, denn es beinhaltete mehr Sex und Gewalt als die sonstige Kriminalliteratur seiner Zeit. Spillanes Schreibstil war kantig und ungeschliffen - ebenso wie sein Protagonist, der New Yorker Private Investigator Mike Hammer, der seine Fälle vor allem mit den Fäusten löste. Die Kritiker in den Feuilletons und ein Großteil seiner Kollegen hassten Spillanes reißerische “Pulp Novels“ und seinen hoch aggressiven und reaktionären Protagonisten. Bis 1952 veröfentlichte Mickey Spillane, dem Kritiker völlig egal waren, - “I don't give a damn about reviews. What I like to read are royalty checks.” – sechs Mike-Hammer-Romane, von denen die ersten zwei als Der Richter bin ich (USA 1953) und Mein Revolver war schneller (USA 1957) verfilmt wurden. Keines der Werke im Stil des Film Noirs konnte überzeugen. Weder Biff Elliot noch Robert Bray empfahlen sich als Mike Hammer für weitere Hauptrollen, wobei Elliot eine geradezu erbarmungswürdige Leistung ablieferte. Ein Sonderfall war die Adaption des sechsten Romans Kiss Me Deadly (EA 1952, auf Deutsch 1955 als Die verlorenen Schlüssel) durch Robert Aldrich mit dem Titel Rattennest (USA 1955) und mit Ralph Meeker als Private Eye Hammer. Auch Aldrich hasste Mike Hammer und mit ihm seinen Autor. Er sah in der Figur „einen zynischen Faschisten“ und in Mickey Spillane „einen Antidemokraten“, wie er aus Anlass der Premiere seines Films zum Besten gab. Im Gegenzug hasste Spillane Aldrichs Verfilmung, die bis heute beste Adaption eines Mickey-Spillanes-Buches, und er verabscheute auch Meekers Private Eye, eine bösartig zugespitzte Karikatur seiner literarischen Figur - auf widerliche Weise selbstgerecht und impulsiv.
Obgleich zwischen 1952 und 1962 kein einziger neuer Mickey-Spillane-Roman um Mike Hammer erschien, trat Darren McGavin (Der Mann mit dem goldenen Arm, USA 1955) ab 1958 in insgesamt 78 Episoden einer gleichnamigen TV-Serie in Erscheinung. Nicht einer der jeweils 25-minütigen und in sich abgeschlossenen Kriminalfälle beruhte auf Erzählungen Mickey Spillanes. Sie wurden alle von routinierten Drehbuchautoren erdacht und verfertigt; Spillane lieh dem Ganzen lediglich im Vorspann seinen Namen. Darren McGavin passt sich der für das US-Fernsehen der Ära üblichen Zensur an. Seine Libido äußert sich gegenüber jungen Damen in zeittypischen Anzüglichkeiten, die meist keinen Effekt nach sich ziehen. Seine Gewalt- und Actionszenen entsprechen denen anderer TV-Serien um private Ermittler, denn solche hatten in den späten 50ern Konjunktur. Unterm Strich war Mike Hammer damit eins unter vielen Fernsehformaten seiner Zeit, die den Film Noir des Kinos beerbten, und teilte sich die Gunst des Publikums mit Richard Diamond, Privatdetektiv (USA 1957-1960), Peter Gunn (USA 1958-1961), Philip Marlowe (USA 1959) und Johnny Staccato (USA 1959-1960). Die einzelnen Episoden sind bestenfalls mittelmäßig; McGavins Mike Hammer zeigt sich darin mehr oder minder sympathisch. Für den Connaisseur des Film Noirs bieten die teils gute Kameraarbeit von Leuten à la John L. Russell und Paul Ivano sowie Gastauftritte von ehemaligen oder kommenden Stars wie Coleen Gray, Angie Dickinson, John Hoyt oder Robert Vaughn zumindest hin und wieder einen Augenblick der Freude. Fazit: Nostalgische Unterhaltung, die mitunter ihren historischen Wert beweist, für Cineasten aber kein Muss darstellt.
Via NBCUniversal, Inc. und New Video gibt es einzig in den USA unterm Titel Mickey Spillane’s Mike Hammer eine exzellent editierte 12-DVD-Box (2011) mit allen 78 ca. 25-minütigen Episoden ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch exzellent restauriert und dazu die original englische Tonspur. Das Ganze beinhaltet keine Untertitel und keinerlei Extras, ist für seinen Preis daher eine spartanische Veröffentlichung.