Mein Revolver war schneller

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
My Gun Is Quick
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1957
Darsteller

Robert Bray, Whitney Blake, Patricia Donahue, Donald Randolph, Pamela Duncan

Regie
Victor Saville, George White
Farbe
s/w
Laufzeit
91 min
Bildformat
Widescreen

 


 

My Gun Is Quick-Poster-web2.jpgMy Gun Is Quick-Poster-web1.jpgMy Gun Is Quick-Poster-web3_0.jpgMy Gun Is Quick-Poster-web4.jpgMy Gun Is Quick-Poster-web5.jpg

© United Artists

Los Angeles, Kalifornien: Privatdetektiv Mike Hammer (Robert Bray) schlendert in den Dunkelheit des Abends einen von Neonlicht und blinkender Reklame erleuchteten Boulevard entlang. Schließlich betritt er das Star Café mit Inhaber Shorty (Phil Arnold) hinterm Tresen, wo außer der Prostituierten “Red“ (Jan Chaney) niemand zu Gast ist. Hammer geht zum Telefon und ruft seine Sekretärin Velda (Pamela Duncan) an, die sich wegen seiner Abwesenheit besorgt zeigt, doch der Detektiv beruhigt sie. Zwar sei er seit 52 Stunden auf den Beinen, dennoch sei alles in Ordnung. Er weist sie an im Büro zu bleiben, er werde ihr zum Abendessen ein Sandwich mitbringen. Danach bestellt er bei Shorty einen Kaffee, bevor ihm “Red“ einen Zahnstocher reicht, damit er seine Augen weiter offenhalten könne. Hammer gefällt der Scherz, aber Shorty herrscht die Frau an, sein Café nicht als ihren Arbeitsort zu nutzen. Hammer bestellt das Sandwich für Velda und spendiert “Red“ eine Suppe, als der Ganove Louis (Richard Garland) das Café betritt und die Frau gegen ihren Willen vom Barhocker zerrt. Mike Hammer fackelt nicht lange. Er versetzt dem Kerl einen Kinnhacken und hat den Revolver an seinem Hals, noch bevor Louis ihn mit seinem Messer ernsthaft bedrohen könnte. Dann schmeißt er ihn raus, drückt “Red“ eine Banknote in die Hand, befiehlt ihr sich neue Schuhe zu kaufen und den nächsten Bus nach Nebraska zu nehmen, wo sie Zuhause ist. Mit dem Sandwich für Velda macht sich Mike Hammer nun selbst auf den Weg in sein Büro…

 

“Now you got thoughts in that scrambled brain of yours that could make the track nice and muddy.“ Im Jahr 1953 verfilmte Harry Essex mit Der Richter bin ich (USA 1953) Mickey Spillanes Debüt-Roman I, The Jury (EA 1947, auf Deutsch 1966 als Das Todeskarussell) um den Privatdetektiv Mike Hammer. Im Kielwasser von Raymond Chandlers “Private Eye“ Philip Marlowe und Dashiell Hammetts Sam Spade, die in Film Noirs der 40er Jahre den Kanon des Filmstils bereicherten, ist Hammer zwar tough, aber nie subtil oder gar melancholisch. Sein Zynismus ist so grob wie sein Auftreten in Gesellschaft, wo er Meinungsverschiedenheiten am liebsten mit den Fäusten löst. Nomen est omen, möchte man meinen, und so wie heutige TV-Serien um Superhelden aus Comic Strips oder in allen Techniken der Kampfkunst geschulte Profikiller à la Jack Reacher, John Wick oder Robert “The Equalizer“ McCall war der stets impulsiv gewalttätige Mike Hammer in der Pulpliteratur und in Filmen der 50er Jahre ein Erfolg. Er tut, was die Gesetzgebung der Polizei zu tun verbietet, indem er die Gesetze bricht und nach eigenem Gutdünken wider die Korruption und das organisierte Verbrechen vorgeht, die er mit ihren eigenen Waffen schlägt – Auge um Auge, Zahn um Zahn. Mike Hammers effektivesVorgehen war schon in den 50er Jahren beliebt, und das Ausmaß an Gewaltanwendung und sexueller Aktivität mit Frauen, die ihm reihenweise zu Füßen liegen, sorgte für hohe Auflagen. Biff Elliot erwies sich als erster Mike Hammer im Kinofilm Der Richter bin ich (USA 1953) jedoch als furchtbar dilletantische Fehlbesetzung. In Robert Aldrichs Rattennest (USA 1955), Adaption des sechsten Hammer-Romans Kiss Me Deadly (EA 1952, auf Deutsch 1953 als Die verlorenen Schlüssel) verkörperte Ralph Meeker einen Privatdetektiv Mike Hammer, der von Aldrich selbst als “a cynical fascist“ gestempelt wurde, und Mickey Spillane hasste den Film. Robert Bray spielt in Mein Revolver war schneller, Verfilmung des zweiten Romans mit dem Titel My Gun Is Quick (EA 1950, auf Deutsch 1953 als Mein Revolver sitzt locker), den P.I. Hammer als Rauhbein mit Herz, ein Robin Hood der Straßen und Hinterhöfe in downtown Los Angeles, demgegenüber in Spillanes Roman New York der Schauplatz ist.

 

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© United Artists

Victor Saville war bereits Produzent von Der Richter bin ich (USA 1953). Unterm Pseudonym Phil Victor führt er hier auch Regie. Robert Bray liefert eine passable Vorstellung in einem Film, der unterhaltsam vor sich hin dümpelt, über seine durch und durch mittelmäßige Romanvorlage aber nie hinausweist. Ein Lichtblick ist Routinier Harry Neumann (The Hunted, USA 1948) hinterm Objektiv der Kamera, welcher seinen ersten Film im Jahr 1918 drehte und hier kurz vor dem Karriereende stand. Er fängt die Metropole Los Angeles in Bildern ein, die das schmale Budget der Produktion verschleiern helfen und den Schauwert des Films aufwerten. Für den Freund des Film Noirs der 50er Jahre und seiner Werke mit einem Privatdetektiv ist der Film womöglich von Interesse – von Belang ist er nicht. In den Jahren 1958 und 1959 spielte Darren McGavin den P.I. Mike Hammer in 79 Episoden einer in New York angesiedelten TV-Serie für Revue Productions. Auf die Kinoleinwand schaffte es der Rollencharakter erst wieder mit der britischen Produktion Der Killer wird gekillt (UK 1963), darin Autor Mickey Spillane seinen Antihelden selbst spielt und zwar zum Erbarmen schlecht.

 

Eine in den USA via Kino Lorber in der Serie Studio Classics veröffentliche Edition (2020) als wahlweise BD oder DVD bringt den Film bild- und tontechnisch exzellent restauriert im Originalformat mit der original englischen Tonspur und optional englischen Untertiteln, den US-amerikanischen Kinotrailer als Extra. Beide Ausgaben sind in Deutschland aber nicht erhältlich. Eine von Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. in deren  Limited Edition Collection als DVD-R (2011) in den USA auf den Markt gebrachte Edition beinhaltet einzig den Film - ungekürzt und im Originalformat, bild- und tontechnisch solide mit Originalton, ohne Untertitel und ohne Extras. Letztere ist inzwischen weltweit vergriffen.

 


Film Noir | 1957 | USA | George White | Victor Saville | Mickey Spillane | Harry Neumann | Robert Bray | Terence de Marney | Patricia Donahue | Whitney Blake

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