Joel McCrea, Veronica Lake, Don DeFore, Donald Crisp, Preston Foster
Neben ihrem Verlobten, dem Farmer Walt Shipley (Ian MacDonald), auf dem Kurtschbock sitzend fährt Connie Dikason (Veronica Lake) durch einen Flusslauf, dahinter eine Schmiede den Eingang zum Städtchen makiert. Dort hat heute auch Connies Vater Ben Dickason (Charles Ruggles) zu tun. Sobald Connie und Walt, von dem bei ihr angestellten Cowboy Dave Nash (Joel McCrea) zu Pferd begleitet, auf Bens Höhe sind, lässt Shipley die Gäule antraben, und die Frau würdigt den Alten keines Blickes. Als die drei beim Hotel ankommen, lädt Walt sein Gepäck von der Ladefläche und fragt Dave Nash, ob er in der Nähe bleibe, was jener bejaht. Connie bedankt sich dafür und folgt ihrem Verlobten ins Haus, indessen Dave sich auf den Kutschbock schwingt. Nach Einbruch der Dunkelheit stiefelt Nash rauchend die Arkaden der Holzhäuser entlang, als Sheriff Jim Crew (Donald Crisp) aus der Dunkelheit zu ihm tritt und sich erinnert, dass er Nash das letzte Mal in einem heillos betrunkenen Zustand zu Gesicht bekommen habe. Nash erwidert, dass er den Kater eine Woche auskurieren musste und lädt den Sheriff auf einen Drink in den Saloon ein. Unter den neugierigen Blicken der anwesenden Cowboys begeben sie sich ans Ende der Theke, und Crew fragt Nash, ob Walt Shipley heute Abend wirklich in die Postkutsche steigen und Frank Ivey (Preston Foster) damit herausfordern wolle. Der Angesprochene bejaht…
Zwar ist Veronica Lake schon ab 1939 in Nebenrollen aufgetreten, doch erst Preston Sturges‘ Komödie Sullivans Reisen (USA 1941) brachte dem Nachwuchstalent der Paramount Pictures an der Seite von Joel McCrea den Durchbruch. Trotz exquisiter Rollen im Film Noir, etwa in Die Narbenhand (USA 1942) oder in Die blaue Dahlie (USA 1946), endete ihre Hollywoodkarriere nur zehn Jahre später - nach reihenweise mittelmäßiger bis schlechter Produktionen, vor allem jedoch wegen ihres maßlosen Alkoholkonsums. Als 1952 ihre Ehe mit Regisseur André De Toth geschieden wurde, es war ihre zweite, war die Mutter von vier Kindern und Ikone des Film Noirs, die sie in drei Filmwerken an der Seite Alan Ladds geworden war, keine 30 Jahre alt. Die Farm der Gehetzten war der erste von zwei unabhängig produzierten Filmen unter der Regie ihres Ehemanns. Er brachte Veronica Lake erneut mit Joel McCrea zusammen, ihrem Filmpartner aus Sullivans Reisen (USA 1941). Während McCrea im Western etabliert war, wurde es für den aus Ungarn stammenden De Toth, der seine vierte Regiearbeit in den USA ablieferte, und für seine Frau der erste Ausflug in das für Hollywood signifikante Genre. Auch Don Defore, der im Komödienfach heimische Charles Ruggle und der Brite Donald Crisp waren wider ihren Typ gecastet. Letzteres erwies sich als jeweils eine gute Entscheidung. Das Ensemble ist einschließlich Preston Foster exquisit und wertet den vom Film Noir inspirierten Western auf. So hasst Connie Dickason ihren willensschwachen Vater dafür, dass er sie seit Jahren dem herrschsüchtigen, brutalen Frank Ivey (Preston Foster) in die Arme treiben will, den sie verabscheut. Witwer Dave Nash verlor seine Frau bei Geburt seines Sohnes und seinen Sohn bei einem Feuer im Haus von Freunden, in deren Obhut er das Kind gab. Beider Vergangeheit wirft Schatten: sie umklammert die Protagonisten in ihrem Bemühen um einen Neuanfang.
“And yet, I can't help but think it's the acting that prevents Ramrod from being a great movie (…) The more it goes around in my brain, the harder it is to avoid: the pairing of McCrea and Lake lets me down here”, fasst es Jamie S. Rich für DVD Talk zusammen und beschreibt präzise meinen eigenen Eindruck. Die beiden Figuren im Zentrum zeigen wenig Chemie miteinander und tendieren nach einem Drehbuch von Jack Moffitt (Du und ich, USA 1938) und C. Graham Baker (Gehetzt / Du lebst nur einmal, USA 1937) und entsprechend der Romanvorlage (EA 1943) von Luke Short zu einer weiteren Inszenierung des für Hollywood typischen Gut-versus-Böse-Mythos. “They called it God’s country… until the devil put a woman there!” lautete eine Werbebotschaft für das Werk, und schlimmer geht es wirklich kaum. Die einen Kampf wider das Establishment der immerzu herrschenden Großgrundbesitzer führende Connie Dickason ist von Anbeginn unsympathisch und erweist sich als zunehmend manipulativ und selbstgerecht. Der mit seiner Vergangenheit ringende Dave Nash ist ein Spießbürger, kein bisschen ambivalent, bloß bieder und rechtschaffen, die Antithese zu den von Robert Mitchum in Späte Rache / Verfolgt (USA 1947) und Nacht in der Prärie / Gun Man (USA 1948) und von Joel McCrea selbst als Wes McQueen in Vogelfrei (USA 1949) dargestellten Außenseitern des Westens. Am Ende heiratet Dave Nash die brave Schneiderin Rose Leland (Arleen Whelan) und die Welt ist nicht länger eine des Film Noirs, sie ist in bester Ordnung. So bleibt Die Farm der Gehetzten trotz der grandiosen Kameraarbeit Russell Harlans und der stringenten Regie André De Toths wie manch andere Produktion der Zeit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Im Jahr 1973 starb Veronica Lake im Alter von 50 Jahren an Hepatitis und beschloss eine traurig-tragische Biografie vergleichbar derjenigen von Barbara Payton, Linda Darnell oder Gail Russell.
Eine exquisit editierte deutsche BD- und DVD-Ausgabe (2016) der Fernsehjuwelen GmbH präsentiert das Werk ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch gut restauriert, dazu den original englischen Ton und die (nicht empfehlenswerte) deutsche Kinosynchronisation, das Ganze leider ohne Untertitel, doch mit Kinotrailer und mit einem zwanzigseitigen Booklet inklusive Filmessay von Reiner Boller sowie Abildldungen von Postern und Filmfotos als Extras.