Hans Albers, Willy Birgel, Maria Holst, Lil Dargover, Otto Wernicke
© Verlag für Filmschriften Christian Unucka
Die Klinik Blank in München: Der Psychiater Dr. Herbert Fingal (Willy Birgel) ist mit mehreren Koffern in der Stadt eingetroffen und lässt sie vom Chauffeur (Karl Schaidler) der Nervenheilanstalt ins Haupthaus bringen. Er instruiert eine Krankenschwester, ihn beim Inhaber und Leiter der Klinik, Dr. Helmut Blank (Hans Albers), anzumelden, der ihn auch sofort empfängt. Herbert Fingal, ein Kollege Blanks und aus gemeinsamen Tagen in Tübingen persönlich mit ihm bekannt, hat auf seiner früheren Stelle wegen eines Behandlungsfehlers in seinem Verantwortungsbereich seine Reputation eingebüßt und die Stelle dann auch verloren. Eine Position in Blanks Klinik ist für ihn der Strohhalm, doch Blank will von Danksagungen nichts wissen. Mit dem von ihm persönlich entwickelten Serum K-27, einer toxischen Substanz, mit der psychische Störungen vollauf zu heilen verspricht, durchlebt er aktuell selbst eine schwierige Phase. Auf einem Medizinischen Kongress war seine Theorie bei den Kollegen auf Ablehnung gestoßen, und Herbert Fingal, der Blanks Schriften zu K-27 gelesen hat, äußert sich mit Blick auf die gefährliche Schockwirkung, die das Serum beim Menschen auslösen müsste, auch eher skeptisch. Blank zeigt ihm den Schimpansen, an dem er K-27 testete, doch Fingal winkt ab. Ein Krankenpfleger (Peter Russ) unterbricht das Gespräch der beiden und weist darauf hin, dass Martin Karper (Alexander Golling) erneut einen schweren Anfall erlebe und die ihn sonst behandelnde Ärztin Dr. Iwer heute noch nicht im Haus sei…
„Herr Doktor, ich spekuliere gern. Meistens mit Erfolg. Diesmal mit Ihnen.“ Vieles ist im Drehbuch angelegt, was bei couragierter und inspirierter Umsetzung durch Regisseur und Schauspieler einen Film von einiger Klasse hätte ergeben müssen. Ein Psychiater von hohem Renomee in seiner Fachschaft, Dr. Helmut Blank, entwickelt ein Serum, betitelt K-27, das unter nicht näher erklärten Umständen seine Patienten von allen Beeinträchtigungen und Erkrankungen ihrer Psyche kurieren helfen soll. Mit einem Selbstversuch möchte der grenzenlos selbstbewusste Spezialist die Fachwelt von der Triftigkeit seiner Theorie und seiner Erfindung überzeugen, aber von dort geht es geradewegs aufs Feld des Film Noirs. Der Versuch erweist sich als der eine, fatale Schritt vom Pfad der Tugend ins Nirgendwo… Der Leiter einer psychiatrischen Klinik, der seine Macht und seine Expertise für eigene, niedere Zwecke missbraucht, findet sich auch in Alfred L. Werkers Shock (USA 1946) mit Vincent Price in einer frühen Hauptrolle. Im gleichen Jahr firmierte Dan Duryea in Roy William Neills Vergessene Stunde / Schwarzer Engel (USA 1946) als Hobby-Detektiv auf der Suche nach einem Mörder, der am Ende auch er selbst sein könnte. Beide Werke rangieren in der Nachbarschaft zur Handlungsentwicklung in Viktor Tourjanskys Drama, das allzu lange zahm und zäh bleibt und nicht ins Fahrwasser jenes Thrillers einschwenken will, der es sein will und sein müsste. So bekommt der Zuschauer mit, dass K-27 bei Dr. Blank und bei dem Patienten Martin Karper überaus unterschiedlich wirkt und dass die Klinik Blank aufgrund der kostspieligen Herstellung des Präparats in Frankreich, das sich durch die Ablehnung der Kollegen in Deutschland nicht flächendeckend verkaufen und anwenden lässt, in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Die Wege, welche sich anböten, um der Notlage zu entkommen, führten entweder in die Abhängigkeit von einem reichen, skrupellosen Sponsor (Otto Wernicke) oder schnurstracks in die Kriminalität.
Es ist schier unglaublich, wie wenig der Regisseur eine solch brisante Lage zuzuspitzen versteht und in welchem Ausmaß der Film in den ersten zwei Dritteln seiner Spielzeit im Fahrwasser der Gemütlichkeit eines Groschenromans im Ärztemilieu dahindümpelt. Vom Teufel gejagt erweist sich trotz seines dramatischen Titels lange Zeit als jene Art von „Mamas Kino“, die den bundesdeutschen Nachkriegsfilm bis heute zu einer verfemten und vergessenen Epoche der Kinosgeschichte werden ließ. Daran sind neben der dilettantischen Behandlung des Fachgebiets der Psychiatrie auch die Schauspieler nicht unschuldig. Ich bin selbst kein Freund des oft großmäuligen Hans Albers und muss doch zugestehen, dass er in diesem Kriminalfilm mit Hinwendung zum Film Noir am ehesten überzeugt. Sowohl Willy Birgel als auch Maria Holst, damals Darstellerin am Wiener Burgtheater, bieten eine je flache und fade Gestaltung ihrer Rollencharaktere, so dass es kaum zu ertragen ist. Besonders schlimm ist das manierierte Spiel von Lil Dargover, die damit für mich (trotz ansonsten kompetenter Schauspieler in Nebenrollen) das Fass zum Überlaufen bringt. Drei Sterne bekommt das Werk noch knapp, weil Schlussteil und Ende die Konsequenz des Drehbuch nicht leugnen und das Prädikat eines Film Noirs – der Film erlebte 2017 in der von Olaf Möller fürs Österreichische Filmmuseum in Wien kuratierten Retrospektive BRD Noir eine Renaissance – damit berechtigt erscheint.
Mehrere deutsche DVD-Ausgaben (2008 und 2009) bringen den Film ungekürzt im Originalformat mit der deutschen Tonspur ohne Untertitel und auch ohne Extras, allerdings bild- und tontechnisch nicht restauriert und damit in eindeutig unterdurchschnittlicher Qualität.