George Raft, Nina Foch, George Macready, Will Geer, Gloria Henry
© Columbia Pictures Corporation
Los Angeles: In der Lobby eines schicken Hotels unterhält der Florist John Allegro (George Raft) mit der Unterstützung seiner Assistentin Addie (Gloria Henry) einen Blumenladen. Durch die Fensterfront seines Geschäfts hat man die gepolsterte Sitzgruppe vor dem Fahrstuhl gut im Blick, wo soeben ein Mann (Harry Antrim) mit einer erloschenen Zigarre im Mundwinkel Platz nimmt, der offensichtlich einen anderen ablöst, welcher davoneilt. Der Mann schlägt seine Zeitung auf und beobachtet aufmerksam die aus dem Lift, der von einem Fahrstuhlführer (George Offerman jr.) zwischen den Etagen hin und her bewegt wird, in die Lobby tretenden Personen. Aus dem dritten Stock kommend wird bei Öffnen der Türen die elegant gekleidete Glenda Chapman (Nina Foch) sichtbar, und der Zigarrenfreund versteckt sich schnell hinter seiner Zeitung. Aber Miss Chapman hat ihn bereits gesehen, tritt in die Fahrstuhlkabine zurück und erklärt dem Hotelangestellten, dass sie offenbar ihren Schlüssel vergessen habe. Letzterer will sie wieder nach oben befördern, als sie John Allegro mit einem Orchideen-Gesteck in der Hand die Lobby durchqueren sieht. Sie teilt dem Fahrstuhlführer mit, dass sie ihn doch eingesteckt habe und prescht flinken Schrittes voran. Direkt vor der Theke der Hoteportiers und unter den Augen ihres Beobachters hält sie Allegro an, schlingt ihre Arme um seinen Nacken und gibt ihm einen Kuss. Sodann wispert sie ihm ins Ohr, dass er, um ihr in einer akuten Gefahr zu helfen, die Farce bitte mitspiele…
”Johnny Allegro (…) proved to be a bit of a yawner (…) I'm afraid the charms of George Raft continue to elude me; he's rather wooden and lacking in charisma”, schreibt Laura Grieve für ihren Blog Laura’s Miscelleanous Musings, und ich kann lediglich von Herzen zustimmen. All seine für RKO Radio Pictures, für United Artists, Columbia Pictures und für diverse Powerty-Row-Studios gedrehten Film Noirs zwischen 1945 und 1955 zeigen dem Zuschauer einen George Raft, der stocksteif den immergleichen Rollencharakter in unterschiedlichen Berufsklassen spielt, mal einen Polizeibeamten, mal einen Ex-Gangster als Floristen und immer einen privaten Ermittler in einem Kriminalall, der am Ende vor allem mit Fäusten aufgeklärt wird. Gerade letzteres wirkt bei dem seinerzeit zwischen 44 und 54 Jahren alten George Raft extrem unglaubwürdig, denn er strahlt keine physische Präsenz und keine Energie aus, wie man sie von John Garfield, Robert Mitchum, Humphrey Bogart, Burt Lancaster, Kirk Douglas oder Robert Ryan kannte. George Raft wandelt in jenen 10 Jahren zwischen Johnny Angel (USA 1945) und Akte XP 15 (USA 1955) gern wie zufällig anwesend durch die Filmkulisse. Dass sich nach dem oft abweisenden Rollencharakter, den er verkörpert, Frauen à la Signe Hasso, Ava Gardner, Ella Raines oder eben Nina Foch in Liebe verzehren, ist mitunter gänzlich unglaubwürdig. Wie in vielen Produktionen mit Raft in der zentralen Rolle ist er auch in Johnny Allegro, dem nach seiner Hauptfigur benannten Film, das schwächste Glied in der Kette. Sowohl George Macready als auch Nina Foch sind ihm in jeder Sequenz überlegen. Kameramann Joseph F. Biroc steuert gerade in der ersten, in Los Angeles spielenden Filmhälfte stilsichere Bildkompositionen klassischen Film Noirs bei. Und Regie-Neuling Ted Tetzlaff (Das unheimliche Fenster, USA 1949), bis dahin selbst vor allem Kameramann, hält den Film dramaturgisch halbwegs in der Spur.
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Morgan Vallin: “I must enjoy my favorite music alone?” – Glenda Chapman: “What better company could you have, Morgan? Good night.” Ja, es gibt vereinzelte Dialogpassagen, wo der Schlagabtausch zwischen den drei zentralen Figuren des Dramas sprachlich zugespitzt und unterhaltsam wird. Aber weder das Drehbuch noch der Film wissen am Ende mit diesen Charakteren wirklich etwas anzufangen. Ihre Biografien, die dem Zuschauer alle enthüllt werden, und ihre in Fluss befindlichen Beziehungen zueinander münden in ein 08/15-Finale, das fade und klischeehaft und von ihren Lebensgeschichten entkoppelt daherkommt. Ende gut, alles gut: der von Columbia Pictures produzierte Film Noir Johnny Allegro gefällt sich in Referenzen an den ebenfalls mit George Macready als Fiesling besetzten Erfolgsfilm Gilda (USA 1946), aber das Niveau ist ein so deutlich anderes, dass es sich gar nicht lohnt, diese hier aufzulisten. Fazit: Eine weitere Routinearbeit mit dem faden George Raft, die frühzeitig die Krise des Studiosystems in Hollywood und die des Film Noirs in den 50er Jahren wiederspiegelt.
Eine US-DVD (2011) von Sony Pictures Home Entertainment brigt den Film bild- und tontechnisch hochwertig restauriert mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel und das Ganze auch ohne Extras. Eine spanische DVD-Edition (2012) beinhaltet das Werk in adäquater Qualität mit optional spanischen oder portugiesischen Untertiteln zum englischsprachigen Originalton. Eine BD des Films existiert ausschließlich in der aufwendig gestalteten US-amerikanischen und doch preiswerten 9-BD-Box Noir Archive Volume 1: 1944-1954 (2019) via Kit Parker Films mit insgesamt 8 weiteren B-Produktionen der Columbia Pictures Corporation aus dem im Titel angegebenen Zeitraum.