Hitman

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Cohen & Tate
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1988
Darsteller

Roy Scheider, Adam Baldwin, Harley Cross, Cooper Huckabee, Suzanne Savoy

Regie
Eric Red
Farbe
Farbe
Laufzeit
86 min
Bildformat
Widescreen

 


 

Cohen and Tate-Poster-web5.jpg Cohen and Tate-Poster-web2.jpg Cohen and Tate-Poster-web3.jpg Cohen and Tate-Poster-web1.jpg

© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.

Irgendwo in der flachen und öden Agrarlandschaft Oklahomas steht ein in die Jahre gekommenes Farmhaus, vor dem der 9-jährige Travis Knight (Harley Cross) mit seinem Hund Ball spielt. Sein Vater Jeff (Cooper Huckabee) tritt hinter ihm auf die Veranda, den Blick besorgt auf seinen Sohn gerichtet. Travis war in seiner texanischen Heimat zum Zeugen eines Mordes im Auftrag eines Verbrechersyndikats geworden, Jetzt befindet sich die dreiköpfige Familie einschließlich von Mutter und Ehefrau Martha (Suzanne Savoy) im United States Federal Witness Protection Program und wird hier in der Einöde von den FBI-Agenten Fred (Tom Campitelli), George (Marco Perella) und Roy (Andy Gill) rund um die Uhr bewacht. Genau deshalb wundert sich Jeff Knight heute Morgen auch, dass George wiederholt nervös auf seine Armbanduhr blickt, so als stünde etwas Besonderes zu erwarten. Indessen sich die Familie zusammen mit dem Agenten Fred zum Frühstück niederlässt, stellt Jeff fest, dass die Telefonleitung tot ist und zugleich startet der Motor des einzigen Autos und George macht sich auf und davon. Fred bemüht sich darum, die Familie zu beruhigen und Fassung zu bewahren, doch als der Hund plötzlich anschlägt und losläuft, rennt Travis ihm hinterher und im Nu sind die beiden aus der Tür. Jeff Knight versucht seinem Sohn zu folgen, doch Fred zwingt ihn mit vorgehaltener Waffe im Haus zu bleiben, und weist darauf hin, dass Roy ihn draußen wird beschützen können. Letzteres erweist sich als Trugschluss, denn Roy ist bereits tot…

 

Eric Reds Debüt als Autor und als Regisseur in Personalunion ist ein dreckiger, blutiger und vor allem fieser Neo Noir, dem seinerzeit an der Kinokasse der Erfolg versagt blieb, der sich über die Jahrzehnte jedoch zu einem Geheimtipp für Liebhaber des Genrekinos entwickelte. Erstaunlicherweise wird der Film als freie Adaption einer Kurzgeschichte der klassischen US-amerikanischen Literatur erachtet, nämlich von O. Henrys The Ransom of Red Chief (EA 1907), darin zwei Kriminelle namens Bill und Sam einen 10-jährigen Jungen kidnappen, der sie gegeneinander ausspielt, was zu latent komödiantischen Verwicklungen und schließlich zur Rückgabe des Kindes führt. Allerdings ist in Reds Film damit nur die Grundidee vergleichbar. Komisch oder anrührend ist in diesem Thriller absolut nichts, schon gar nicht die beiden Berufskiller Cohen und Tate. Letztere können sich zwar nicht ausstehen, was der 9-jährige Travis Knight auf der Rückbank schnell mitbekommt und geschickt zu nutzen versteht, aber nicht im Traum denken sie deshalb oder aus einem anderen Grund daran, dem Jungen das Leben zu schenken. Im Gegenteil! Tate entpuppt sich als ein sadistischer und psychopathischer Mörder, der dem Erleben von Gewalt eine geradezu erotische Lust abgewinnt. Cohen ist ein zur Maske seines Berufs erstarrter Profikiller, dessen Berufsethos sich in einer emotionslosen Pflicherfüllung spiegelt. Ihm geht es in erster Linie darum, einen Auftrag zu 100% so abzuwickeln, wie die Organisation, in deren Dienst er steht, es von ihm erwartet. Nichts und niemand darf ihn daran hindern. Cohen in der Darstellung durch Roy Scheider ist die interessanteste und definitiv eine komplexe Figur – ein zuverlässiger, vermeintlich eiskalter Killer mit der Mentalität eines loyalen, prinzipientreuen und mit allen Wassern gewaschenen Beamten.

 

Mich erinnerte das Duo schnell an die beiden Killer Dancer (Elli Wallach) und Julian (Robert Keith) in Don Siegels Film Noir Der Henker ist unterwegs (USA 1958), ein Hitzkopf und ein Totengräber, deren Charaktere sich ähnlich diametral gegenüber stehen. Schon zuvor hatte es Duos von Berufskillern im Film Noir gegeben: in Robert Siodmaks Rächer der Unterwelt / Die Killer (USA 1946) hatten sie dem Film zu dessen Titel verholfen, in Joseph H. Lewis‘ Geheimring 99 (USA 1955) gab es gar Anspielungen auf eine homoerotische Komponente in ihrer Beziehung. Cohen und Tate aber hassen sich, und Travis, der in seiner Heimat in Texas einst Zeuge eines Auftragsmordes wurde, erkennt in dieser Antipathie seine einzige Chance am Leben zu bleiben. Eric Red bringt den Handlungsfaden von A bis Z auf eine Linie, ohne jedweden Schnörkel in Gefilde der Hoffnung oder der Sentimentalität – das Ende ist so knapp, hart und kompromisslos, wie es der Anfang gewesen war. Die USA ist ein Land der Autostraßen, Tankstellen, Rastplätze, Ölraffinerien, Polizeistationen und verlassen wirkender Farmhäuser, eine nächtliche Topographie, darin Menschen wie Flüchtlinge auf der Durchreise wirken. Gute Kameraarbeit, stringente Dramaturgie, Bill Contis Soundtrack und der kompetente Kinderdarsteller Harley Cross sowie ein großartiger Roy Scheider machen den Film mit seinem Flair der 70er Jahre – Don Siegel, Sam Peckinpah und Walter Hill haben eindeutig Spuren hinterlassen – trotz des geringen Budgets zu einer kleinen Perle im Kanon des Neo Noirs jener späten 80er Jahre.

 

In Deutschland kam der Film im März 1990 unterm irreführenden Titel Hitman sogar ins Kino. Das aufwendig gestaltete Mediabook der Koch Media GmbH mit BD und DVD (2019) in einer Edition und inklusive eines 20-seitigen Booklets bringt ihn in der ungeschnittenen Fassung als Hitman – Cohen & Tate im Originalformat und mit wahlweise dem englischen Originalton oder der deutschen Kinosynchronisation plus optional deutschen Untertiteln. Als Extras gibt es einen Audiokommentar von Regisseur Eric Red, einen von Patrick Lohmeier, die Kurz-Dokumentation A Look Back At Cohen & Tate (USA 2013) mit Cast- und Crew-Interviews, geschnittene Szenen, eine Storyboard-Sequenz und die deutschen und US-amerikanischen Kinotrailer. Für einen obskuren Film dieser Art schlicht vorbildlich!

 


Neo Noir | 1988 | USA | Eric Red | Marco Perella | Roy Scheider

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