Lee Tracy, Tom Brown, Tina Thayer, Jack La Rue, Evelyn Brent
Vor einem noblen Bürogebäude der Großstadt bringt Stubby (‘Snub‘ Pollard) sein Taxi zum Stehen und ein Mann mit einem schweren Ring am Zeifgefinger der Rechten und in einem Nadelstreifenanzug steigt aus. Ein buckliger Bettler neben dem Eingang wird auf ihn aufmerksam, doch der Ankömmling ist bereits in der Lobby, wo der Portier (Roy Butler) ihm vorsichtig einen Revolver zukommen lässt, den der Mann in seiner Hosentasche verschwinden lässt. In einem der oberen Stockwerke sitzt der Sonderermittler Lloyd Pearson zu später Stunde noch an seinem Schreibtisch und arbeitet an einem handschriftlichen Bericht, als sich lautlos die Tür öffnet und der Fremde mit dem Revolver auf die Schwelle tritt. Ein einzelner gezielter Schuss reicht ihm, um Lloyd Pearson zu töten. Als er im Parterre den Aufzug verlässt, geht er zurück zum Portier in der Lobby, der die Tatwaffe wieder an sich nimmt und sofort hinterm Tresen zu verbergen weiß… In seinem Apartment deklamiert der Sensationsreporter Brad McKay (Lee Tracy) zu lautem Barjazz und vor mehreren anwesenden Gästen, unter ihnen sein Kollege Pat (Pat Costello) und der Gangster Vince Moroni (John Maxwell) soeben einen neuen Artikel, den er seiner Sekretärin in die Schreibmaschine diktiert. Das zweite Kapitel solle Blood heißen, ruft er ihr zu, doch er ändert den Titel zu Money und fodert die Anwesenden auf, sich ihres schmutzigen Geldes zu entledigen, indem sie es auf die Tischplatte werfen, auf dass man gemeinsam eine Partie Stud Poker spiele…
“Hey, golden boy! How do you spell money?“ - “B – L – O – O - D.“ Der Journalist Brad McKay wohnt eindeutig nicht in San Francisco und lebt doch in der gleichen Welt wie der dort ansässige Privatdetektiv Sam Spade aus Dashiell Hammetts Roman Der Malteser Falke (EA 1930, auf Deutsch 1951), der im insgesamt dritten Anlauf von John Huston als Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) kongenial verfilmt wurde. So wie Humphrey Bogart als Spade ist Lee Tracy als McKay ein desillusionierter Zyniker, mit jeweils einem Bein auf der jeweils anderen Seite des Gesetzes, wenn er in seinem Apartment Nächte beim Pokerspiel und in Gesellschaft von Gangstern verbringt. Er ist schlau, wortgewandt und durchtrieben, so dass auch Police Inspector Thomas (Ian Keith) nie sicher ist, auf wessen Seite der Journalist letztlich steht und ob er sich auf dessen berühmt-berüchtigten Spürsinn wirklich wird verlassen können, denn McKay ist stets auf seinen Vorteil bedacht. So wie Sam Spade zeichnet ihn eine Eigenschaft aus, die ihm das Leben antrainierte und die seine Persönlichkeit ausmacht: Coolness. Letzteres ist so etwas wie eine ganz und gar individuelle Haltung zum Leben im Dschungel der Metropole, wo hohe Staatsbeamte korrupt, Polizisten naiv oder selbst gesetzlos und Frauen mal romantisch und mal teuflisch sind. Und obwohl all das an der US-amerikanischen Großstadt und in direkter Nachbarschaft zu John Hustons stilbildendem Film Noir des Vorjahres stattfindet, zumal auch Brad McKay weit mehr ein Detektiv als ein Reporter genannt zu werden verdient, ist Arthur Dreifuss‘ The Pay Off, der mit einem brutalen Auftragsmord beginnt, bestenfalls die Travestie eines Film Noirs. Ständig übertritt der Ton die Grenze vom weltweisen Zynismus‘ zur platten Komödie, muss die Härte des Kriminalfalls, der mehrere unbewaffnete und unschuldige Todesopfer fordert, durch Humor an der Slapstick-Grenze nivelliert werden.
Nach dem Angriff der japanischen Luftwaffe auf den Luftwaffenstützpunkt Pearl Harbor am Dezember 7. 1941 und mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg veränderte sich die US-Filmproduktion in und aus Hollywood radikal. Ist John Maxwell als Vince Moroni auch nicht minder skrupellos wie Alan Ladd als Philip Raven in Frank Tuttles Film Noir Die Narbenhand (USA 1942), muss Dreifuss dennoch dafür Sorge tragen, dass sein Thriller über weite Strecken wie eine Kriminalkomödie erscheint. Auch Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) zeichnete noch nicht jene strark expressionistische Filmsprache aus, die ab 1944 für den US-amerikanischen Film Noir zum Markenzeichen werden sollte. The Pay Off krankt vielmehr daran, dass man von Szene zu Szene den Eindruck hat, die Darsteller seien mit angezogener Handbremse unterwegs und treten hier wie in einem Film der 30er Jahre auf. Hinzu kommen viele der für eine Poverty-Row-Produktion typischen Mängel, so etwa miese Schauspieler - Tom Brown und Tina Thayer sind nur schwer zu ertragen - oder eine schlampige Inszenierung, wenn etwa ein Gangster seine Waffe zu Boden wirft, sie aber in der nächsten Sekunde wieder in der Hand hält und damit jemanden bedroht. Nach denvielversprechenden ersten zehn Minuten wird der Film zunehmend langweiliger und entpuppt sich letztendlich als unausgegorene Kriminalgeschichte von der Stange, der man ein Film Noir zu werden leider untersagte.
Als Film der Jack Schwarz Productions im Vertrieb der Producers Releasing Corporation (PRC) ist The Pay Off heute in der Public Domain und wurde sowohl von Alpha Video als DVD-Edition (2007) als auch ein zweites Mal von Sinister Cinema auf DVD (2010) veröffentlicht: ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch mäßig bis schlecht, mit dem original englischen Ton ohne Untertitel und ohne Extras.