Humphrey Bogart, Dick Foran, Elin O’Brien-Moore, Ann Sheridan, Robert Barrat
© Warner Bros.
In einer Stadt des US-amerikanischen Mittelwestens arbeitet Frank Taylor (Humphrey Bogart) in der dort ansässigen Stahlinduistrie. Sein Gehalt ist nicht gerade üppig, um seiner Familie, bestehend aus Ehefrau Ruth (Elin O’Brien-Moore) und seinem Sohn Buddy (Dickie Jones), mehr als das zum Leben notwendige zu bieten, aber es reicht. Weder Ruth noch sein Sohn klagen, demgegenüber Frank von einem neuen Auto und einem Staubsauger träumt. Sein Mitstreiter an der Maschine, der Junggeselle Edward Jackson (Dick Foran), wohnt in der Nachbarschaft bei Mike Grogan (Clifford Soubier), einem älteren Kollegen der beiden, dessen Frau (Dorothy Vaughan) mit Ruth befreundet ist, indessen die erwachsene Tochter Betty (Ann Sheridan) sich in Untermieter Ed Jackson verguckt hat. Jackson jedoch unterhält eine Affäre mit der verwitweten Pearl Danvers (Helen Flint), einem stadtbekannten Flittchen, mit der er sich bis in die Nacht betrinkt, so dass er oft mit verkatert zur Arbeit kommt. In den Mittagspausen frotzeln Frank Taylor und sein Kollege Cliff Moore (Joe Sawyer) gern über den jungen, polnischstämmigen Joe Dombrowski (Henry Brandon), der sich im Abendstudium zum Ingenieur weiterbilden möchte. Während einer solchen Pause informiert der beliebte Vorarbeiter Tommy Smith (John Litel) seine Mannschaft, dass er bald befördert und damit seine Stelle neu besetzt werden wird. Frank selbst und auch seine Freunde sind sich sicher, dass nunmehr er aufsteigen und Smith als Vorarbeiter ablösen wird…
“Black Legion isn’t remotely a happy film. Indeed, there is something very noir about both the film and its protagonist“, schreibt Jonathan Lewis für mystery*file. Und: “It’s a true thriller and very noir-esque before film-noir was a thing“, heißt es in der Rezension bei Talking Pulp. Beide Aussagen fokussieren präzise auf den Stellenwert eines ungewöhnlichen Films, der ihm nicht nur historisch und mit Blick auf die Tradition des US-amerikanischen Gangsterfilms des Filmstudios Warner Bros. während jener 30er Jahre gebührt. Vor allem ist Black Legion in der Anlage, in der Entwicklung und im Abschluss seiner Geschichte konsequent. Hier wird nichts und niemand zugunsten eines von Sehgewohnheiten und Drama-Konventionen aus der Drehbuchschublade geprägten Publikums verzuckert oder verharmlost. Der strahlende Held, der die Gefallenen in ihrer Stunde der Not allem Elend entreißt, erscheint nicht, denn seine Rolle bleibt unbesetzt. Es ist wohltuend zu sehen, dass trotz zunehmenden Drucks einer Zensurbehörde in Form der sogenannten Production Code Administration (PCA), die den ab Juni 1934 als verbindlich geltenden Hays-Code wider Obszönität, Gewaltverherrlichung und wider Lästerung des Christentums durchsetzte, Warner Bros. den Mut hatte, ein kontroverses und sozialkritisches Thema filmisch umzusetzen. Denn de facto versuchten Regierungsbehörden bereits ab Mitte der 30er Jahre via PCA die Filmindustrie hinsichtlich politisch erwünschter, ergo patriotischer Darstellungen und Rollencharaktere zu beeinflussen. Frank Taylor demgegenüber ist ein ebenso simpler wie ursprünglich gutmütiger Mensch, der vom Materialismus der US-Gesellschaft infiziert wurde und das Niveau seines Erfolgs anhand des Lebensstandards misst, den er sich und seiner Familie zukommen lassen kann. Als er unerwartet ins Hintertreffen gerät und ein jüngerer, obendrein polnischstämmiger Kollege die plötzlich vakante Stelle des Vorarbeiters zugesprochen erhält, die er für sich beansprucht, entartet seine Enttäuschung schnell zum Hass auf alles vermeintlich Fremde.
© Warner Bros.
Das Schicksal Frank Taylors, sein mit Beginn der Mitgliedschaft im gewalttätigen und rassistischen Geheimbund Black Legion gedankenloser Schritt in eine Abwärtsspirale, die im Nu außer Kontrolle gerät, ist der entscheidende Motor der Filmhandlung. Ein Bekenntnis zur Selbstjustiz und zum bedingungslosen Gehorsam, zur Anwendung von Gewalt und zur Aufgabe jeglicher Handlungsautonomie macht Frank Taylor zum Spielball dunkler Mächte. Zuerst verliert er seinen Arbeitsplatz, schließlich seine Freunde und sogar seine Familie, worauf er im Alkohol Zuflucht sucht, doch ist sein Leidensweg damit längst nicht am Ende. Der eine Schritt vom Weg ab, der aus Leidenschaft, aus Habgier oder aus Neid erfolgt, er wurde im Film Noir der 40er Jahre zu einem häufigen Leitmotiv - so etwa in Nora Prentiss (USA 1947) oder in Aufruhr in Santa Sierra (USA 1950). In Black Legion spielt Humphrey Bogart eine seiner ersten Hauptrollen, nicht hinter Edward G. Robinson oder James Cagney sondern im Vorspann und auf Plakaten deutlich sichtbar an erster Stelle. Bogart hatte seinen Durchbruch jedoch erst mit Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941), Ann Sheridan den ihren mit Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (USA 1938), indessen exzellente Nebendarsteller aus dem Kader der Warner Bros. wie Joe Sawyer oder Eddie Acuff über die Jahre und Jahrzehnte leider in immer kleineren Rollen und zunehmend in B-Filmen und im Fernsehen auftraten.
In der Bundesrepublik Deutschland lief Black Legion erstmalig im Jahr 1964 als Geheimbund Schwarze Legion im Fernsehen. Unter diesem Titel ist das Werk auch als deutsche DVD-Edition (2018) der Schröder Media Handels GmbH erhältlich, bild- und tontechnisch exzellent restauriert, ungekürzt und im Originalformat mit der original englischen Tonspur ohne Utertitel und ohne Extras. Unbedingt zu empfehlen!