Peter Cushing, André Morell, Richard Vernon, Norman Bird, Kevin Stoney
© Columbia Pictures Corporation
Vor der City & Colonial Bank im ländlichen Haversham steht am kalten Morgen des 23. Dezembers auch ein Weihnachtsmann und führt im Auftrag des örtlichen Krankenhauses eine Kollekte durch. Schon bald erscheinen die Angestellten der Bank in der Schalterhalle – Mr.Pearson (Richard Vernon) und Arthur Sanderson (Norman Bird) sind die erfahrenen Bankkaufleute. Miss Pringle (Edith Sharpe) ist die federführende Sekretärin und Sally (Lois Daine) die jüngste der Belegschaft, der wiederum Peter Harvill (Barry Lowe), der Spaßvogel in der Filiale, gern einige Avancen macht. Sally probiert vor dem Spiegel einen Fez für die abendliche Weihnachtsfeier, und Mr. Pearson treibt von Peter, der heute einen schweren Kater hat, für diesen Anlass noch schnell zwei Pfund ein… Indessen ist auch Harry Fordyce (Peter Cushing) vor der Filiale der Bank eingetroffen, Leiter der Bank und Vorgesetzter der bereits Anwesenden. Seine erste Amtshandlung besteht darin, mit dem Lederhandschuh eine verfleckte Stelle des Messingschildes am Eingang der Bank blank zu wienern, bevor er sich auf dem Läufer im Eingang seiner vom Schnee beschmutzten Überschuhe entledigt, die er mit knappem Gruß Peter Harvill überlässt. Als er aus Anlass der nahenden Festtage eine Aufstellung von Weihnachtskarten auf Miss Pringles Schreibtisch bemerkt, drückt er sein Missfallen darüber aus, und Miss Pringle räumt die Karten beiseite. In seinem Büro wählt er die einstellige Durchwahl zur Sekretärin und bestellt Pearson und Sanderson zu sich…
“Banking is one of the few dignified businesses left in the world, Miss Pringle. Do you mind terribly if we keep it that way?“ Das Budget dieses obskuren Thrillers der für ihre Grusel- und Horrorfilme berühmten britischen Hammer Films dürfte kaum größer als dasjenige für Edgar G. Ulmers Detour (USA 1945) gewesen sein. Im Januar 2017 wurde der Film auf dem Filmfestival NOIR CITY 15 in San Francisco auf der Kinoleinwand des Castro Theatres vorgeführt, eine für diese B-Produktion ungewöhnliche Ehrung. Nach seiner Premiere im Oktober 1961 lief Cash On Demand erstmal nur in den USA, in Mexiko und in Schweden regulär im Kino, bevor man sich im Dezember 1963 auch in England - allerdings mit einer auf 66 Minuten Spieldauer gekürzten Fassung - dazu durchringen konnte. Trotz des minimalen Budgets, was in den aufs Bankhaus begrenzten Schauplätzen, durch das kleine Ensemble und durch den Verzicht auf jegliches Spektakel auch in seinem Finale sichtbar wird, zeigt das vom Film Noir beeinflusste Drama überraschende Qualitäten. Solche liegen in der Ausgestaltung der zentralen Rollencharaktere, des vermeintlichen Detektivs der City & Colonial Bank namens Colonel Gore Hepburn (André Morell) und natürlich des in Haversham verantwortlichen Filialleiters Harry Fordyce. Sie werden flugs zu Kontrahenten in einem Psychoduell, das vor allem durch einen pointierten Schlagabtausch der Worte und einen Wettlauf mit der Zeit gekennzeichnet ist, was Buch und Regie die Gelegenheit gibt, die Persönlichkeiten der Männer nadelspitz zuzufeilen, ein für den aufmerksamen und am Dialog interessentierten Cineasten schlicht ein Vergnügen.
“The movie poster adverstising the film in the US would have you think the film was filled with action and a sexy femme fatale. It’s not“, stellt Steve Eifert für Film Noir of the Week klar. Peter Cushing und André Morell wachsen über sich hinaus, so als genössen sie es, endlich mal aus den Genre-Schubladen, die man mit ihnen so gern verband, freigelassen worden zu sein. Vor allem Cushing zeigt enorm subtile Qualitäten in seinem Spiel und fesselt den Zuschauer durch die schleichende Wandlung, die seine von zwanghafter Ordnungsliebe, von Pedanterie und kaltem Systemdenken geprägte Figur im Verlauf der Handlung erfährt. Leider hatte die kaum erfolgreiche Produktion für keinen der Beteiligten einen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Karriere im Film. Ihre Darsteller verschwanden fortan in 08/15-Fernsehproduktionen; allein Cushing kehrte zur Routine der Horrorfilme zurück, darin er neben Vincent Price, Christopher Lee und Boris Karloff zu einem Teil des Inventars geworden war. Unter Cineasten ist Cash On Demand heute ein Geheimtipp jener Hammer Films, deren nicht weniger ungewöhnliche Produktionen Der Schnorchel (UK 1958) und Der unsichtbare Schatten (UK 1960) ebenfalls ans Terrain des Film Noirs angrenzen. Über eine Strecke von 84 Minuten (US-Version) war Cash On Demand mir fast ein wenig zu lang und wurde doch bis zum Ende nie langweilig.
Eine US-amerikanische DVD-Edition (2012) in der Choice Collection der Sony Pictures Home Entertainment beinhaltet den Film in guter Bild- und Tonqualität, das Ganze im Originalformat (Widescreen) und mit dem original englischen Ton, ohne Untertitel und mit dem US-Kinotrailer als einzigem Extra. Eine spanische DVD (2012) in der Serie Columbia Essential Classics bietet die gleiche Fassung inklusive spanischer Untertitel, Auf Blu-ray ist der Film noch Teil des mit 4 Filmen bestückten, hochwertig restaurierten Box-Sets (2018) Hammer Volume Two: Criminal Intent, das auch Der Schnorchel (UK 1958), Vertrau keinem Fremden (UK 1960) und Der unsichtbare Schatten (UK 1960) beinhaltet.