John Garfield, Ann Sheridan, Pat O’Brien, Burgess Meredith, Henry O’Neill
© Warner Bros.
New York: Der Ganove Tommy Gordon (John Garfield) überfällt mit seinem Kumpanen Pete (Billy Wayne) und einem weiteren Mann (Joe Downing) ein Ladengeschäft und sie erbeuten 15.000 US-Dollar. Bei ihrer Flucht geraten sie in einen Schusswechsel mit einem Polizisten, sodann übergibt Tommy seine Waffe an Pete und erklärt ihm, an welcher Straßenecke er ihn aussteigen lassen solle. Durch eine Bemerkung fällt Tommy auf, dass heute Samstag ist, sein Unglückstag, wie er denkt, und die anderen amüsieren sich über seinen Aberglauben in der Sache… Tommys Freundin Kay Manners (Ann Sheridan) erwartet Tommy wie verabredet an der besagten Kreuzung, und der Gangster wechselt die Autos, bevor sich das Liebespaar auf den Weg in einen Nachtclub begibt. Kay ist besorgt, als ihnen Polizeiautos entgegenkommen, doch Tommy beschwichtigt sie in der für ihn typisch großspurigen Art. Er sei auf dem Weg nach oben, lässt er Fay wissen, und eines Tages werde er selbst sein eigener Boss sein. Im Club genießt Tommy Gordon die Begrüßungen des Personals und vieler Gäste, die mit ihm bekannt sind. Sie treffen Tommys Boss, den Anwalt und Gangster Ed Crowley (Jerome Cowan), für den Tommy gleichermaßen ein paar Sprüche auf Lager hat. Doch kaum haben sie den ersten Tanz beendet und wollen dem Kellner (George Sorel) ihre Wünsche mitteilen, als Police Detective Ragan (Willard Robertson) und sein Kollege (Philip Morris) erscheinen und Tommy Gordon wegen bewaffneten Raubüberfalls verhaften…
Castle On The Hudson ist ein Remake des acht Jahre zuvor mit Spencer Tracy, Bette Davis und Arthur Byron in den drei Hauptrollen unter der Regie von Michael Curtiz von Warner Bros gedrehten 20.000 Years in Sing Sing (USA 1932). Die Schauspieler Grant Mitchell, Philip Morris, Oscar ”Dutch“ Hendrian und Harry Strang treten in beiden Filmen sogar in teils den gleichen Nebenrollen in Erscheinung. Und die jeweiligen Drehbücher, an denen in beiden Fällen auch Courtney Terrett und Brown Holmes beteiligt waren, basieren je auf dem Roman Twenty Thousand Years in Sing Sing (EA 1932) von Lewis E. Lawes, der von 1920 bis 1941 tatsächlich der Direktor der Sing Sing Correctional Facility war. Allerdings war John Garfield wohl nicht begeistert, nach Blackwell’s Island (USA 1939) und Dust Be My Destiny (USA 1939) von seinem Studio erneut in der Hauptrolle für einen Gefängnisfilm verpflichtet zu werden. Er ließ sich von seinem Freund Robert Rossen (Jagd nach Millionen, USA 1947) schließlich dazu überreden. Das Ergebnis unter der Regie von Anatole Litvak ist jedoch die Adaption einer großen Schicksalsgeschichte, die in einem allzu kleinen Film versandet. Das ist einerseits der Spielzeit von nur 77 Minuten geschuldet, während der so manche Phase der Lebensgeschichte Tommy Gordons wie im Zeitraffer dargestellt erscheint. So wird Tommy zu Beginn in Sekundenschnelle verhaftet, verurteilt und ins Gefängnis verfrachtet, und trotz seiner eindeutigen Schuld an dem ihm zur Last gelegten Verbrechen leuchtet der Fortgang dieser Verurteilung in keiner Weise ein. Auch gewinnt man später kein Gefühl, ob Gordon lediglich Monate oder bereits Jahre im Gefängnis verbracht hat. Die Entscheidung des Gefängnisdirektors Long (Pat O’Brien), Tommy Gordon inoffiziell Ausgang zu gewähren, erscheint vollends unmotiviert, da der Zuschauer keinen Einblick in den Aufbau einer Vertrauensbeziehung zwischen den beiden Kontrahenten erhält. Solche Mängel einer stringenten, glaubwürdigen Dramaturgie resultieren in zunehmend fragwürdigen Entscheidungen der Protagonisten, die den Film trotz seiner zupackenden und teils sogar kompromisslosen Inszenierung zu routiniert und wie eine Fingerübung erscheinen lassen.
© Warner Bros.
Schließlich gerät sogar Tommy Gordons Beziehung zu seiner Freundin Kay Manners recht eigentümlich. Von Anbeginn ist sein Umgangston ihr gegenüber herablassend und wenig wertschätzend; am Ende jedoch ist sie für ihn die Einzige, die in seinem Leben jemals eine Bedeutung hatte. Auch solche Transformation erschließt sich dem Zuschauer nicht, denn auf der Leinwand selbst findet sie kaum statt. So bleibt vor allem der von Burgess Meredith dargestellte Steve Rockford ein bemerkenswert stimmig ausgeleuchteter Charakter – hoch gebildet und sensibel, zugleich ruchlos und verzweifelt. Diese Mischung erweist sich für ihn selbst und einige Mitgefangene als explosiv, und Meredith ist genau der Mann, der solches mit seinem Talent zum Tragen bringt. Womöglich liegt es an der fast werkgetreuen Neuverfilmung, dass Castle On The Hudson im Vergleich zu Das Geheimnis von Malampur (USA 1940) oder Nachts unterwegs (USA 1940) – beide ebenso von Warner Bros. - ein bisschen altbacken erscheint. Er ist noch mehr ein Film der 30er Jahre mit einem Star der 40er, John Garfield, der gerade im Film Noir der Jahre von 1946 bis 1951 einige seiner besten Rollen spielen sollte. Weder Ann Sheridan noch Pat O’Brien war in jener Zeit ein nur annähernd vergleichbarer Erfolg beschieden.
Als Il castello sull‘ Hudson gibt es eine bild- und tontechnisch allemal sehr gute italienische DVD-Edition (2013) via Golem Video mit dem Film ungekürzt im Originalformat; ausgestattet mit der original englischen Tonspur und optional einer italienischen Synchronisation, das Ganze jedoch ohne Extras.