Woody Harrelson, Elisabeth Shue, Gina Gershon, Rolf Hoppe, Michael Rapaport
© Warner Bros.
Journalist Harry Barber (Woody Harrelson) hatte in seiner am Atlantik gelegenen Heimatstadt Palmetto, Florida, einst über die Privilegien einiger Superreicher geschrieben, die die Stadtverwaltung bestochen hatten. Barber wurde unter fadenscheinigen Vorwürfen angeklagt und kam für zwei Jahre hinter Gitter. Dann teilte ihm der zuständige Richter mit, dass man wider Erwarten Beweise für seine Unschuld gefunden habe… Auf freiem Fuß beschließt Barber, sich per Anhalter nach Miami auf den Weg zu machen, als plötzlich sein Schwager John Renick (Tom Wright), der Bezirksanwalt Palmettos, neben ihm auf der Landstraße hält. Renick kann Barbers Hass auf die Heimat verstehen, hält seine Pläne auszuwandern dennoch für absurd. Kurz darauf stoppt Harrys Ehefrau Nina (Gina Gershon) direkt vor ihm, steigt aus und legt ihre Arme um den Geliebten... In Palmetto muss Barber erkennen, dass Nina inzwischen als Künstlerin erfolgreich ist. Ihre aus Metall gefertigten Skulpturen sind bei den Millionären der Gegend überaus beliebt und sie kann von ihrer Arbeit gut leben. Doch Harry ist nicht der Typ, der vom Geld seiner Frau leben möchte, demgegenüber seine Versuche, selbst eine Arbeit zu finden, nicht von Erfolg gekrönt sind. Es kostet ihn Mühe dem Alkohol zu entsagen; der lokale Barkeeper (Peter Paul DeLeo) verspottet ihn, weil er sich ein Glas Bourbon auf den Tisch stellt und es nicht anrührt. Da bemerkt Barber die hübschen Beine einer elegant gekleideten Frau (Elisabeth Shue), die in der Telefonzelle der Bar verschwindet…
”In a town this bad, it’s no use being good.“ Schon der Hinweis auf dem Filmplakat macht deutlich, dass man sich auf dem Terrain des Film Noirs bewegt und an dessen flotte Einzeiler, wie sie in den 40er Jahren für Dialoge bei Billy Wilder, John Huston oder Robert Siodmak symptomatisch waren, anschließen will. Und tatsächlich gelingt es der deutsch-amerikanischen Co-Produktion unter Regisseur Volker Schlöndorff (Die Blechtrommel, GER 1979) in dieser Hinsicht zu punkten. Das Drehbuch von E. Max Frye nach dem Roman Just Another Sucker - zu Deutsch Dumme sterben nicht aus, was den hiesigen Verleihtitel erklärt - seines britischen Autors James Hadley Chase (EA 1961) bringt die erotische Spannung und auch die Konkurrenz zwischen jeweils den Frauen und Männern des Dramas in seinen Dialogen zur Geltung. Der Neo Noir Palmetto - Dumme sterben nicht aus ist mit dem Erzähler aus dem Off, der mit einer langen Rückblende die Geschichte einrahmt, in einer Tradition verortet, die primär auf das Skript und nicht auf Action und Effekte fokussiert ist. In erster Linie profitiert Schlöndorff von seinem Hauptdarsteller Woody Harrelson, der den Originaltitel des Romans perfekt umsetzt. Dazu wimmelt es von überraschenden Wendungen, die entweder von Harry Barber selbst oder von jenen inszeniert werden, die sich seiner Person wie einer Marionette an ihren Fäden bedienen. Der Zuschauer ist meist im Vorsprung, wird dann jedoch selbst ausgetrickst und mit Tatsachen konfrontiert, die ihm bis dato so nicht einsichtig waren. Der Regisseur hält die Dramaturgie straff und die Frauen im Zentrum der erotischen Interessen Harry Barbers erweisen sich den Rollenanforderungen gewachsen. Seinerzeit wurde der Film von den Kritikern jedoch verrissen und vom Publikum verschmäht. Vor allem eine Fehlbesetzung in den weiblichen Rollen mit Elisabeth Sue als Femme fatale und Gina Gershon als Ehefrau wurde ihm vorgeworfen, was ich zwar stets nachvollziehen kann, mit einem Abstand von knapp 20 Jahren seit Dreh und Premiere aber nicht so sehe.
“Directed with sneaky assurance by Volker Schlöndorff (…), Palmetto has a satisfyingly deceptive plot that ultimately takes one too many turns“, schlussfolgerte Owen Gleiberman 1998 in einer der wenigen positiven Besprechungen des Werks. Zugleich hebt er den problematischen Punkt des Handlungsverlaufs hervor, nämlich ein Finale, das zeitgeisttypisch übertrieben und in mehrfacher Hinsicht unglaubwürdig wirkt. Was hier von den “Bösen“ für ein Aufwand betrieben wird, nur um sich paar unliebsamer Mitwisser zu entledigen, ist einmal mehr hanebüchen und durchsichtig, entspricht aber dem Standard vieler Thriller aus Hollywood, mit denen zu guter Letzt Palmetto - Dumme sterben nicht aus offensichtlich mithalten soll. Ich hätte mit gewünscht, dass der Neo Noir seiner trocken pragmatischen und von schwarzem Humor getränkten Tonart treu geblieben wäre und auf solchen Hokuspokus verzichtete. Allemal gibt es hier knapp 4 Sterne für einen Film, der zum Ende der Neo-Noir-Welle jener 90er Jahre unterging und heutzutage zumindest für erklärte Freunde des Film Noirs als sehenswert erscheint.
Sehr gute DVD-Edition der Warner Home Video (2008) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch einwandfrei, Tonspuren auf Deutsch, Englisch und Spanisch, dazu optional Untertitel auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Dänisch, Finnisch, Norwegisch, Schwedisch, den Kinotrailer als Extra. Leider ist die Edition heute vergriffen, ebenso wie die US-DVD (1998), die lediglich die englische Tonspur und französische und englische Untertitel bietet.