Menschenfalle, Die

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Man-Trap
Kategorie
Post Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1961
Darsteller

Jeffrey Hunter, David Janssen, Stella Stevens, Elaine Devry, Virginia Gregg

Regie
Edmond O'Brien
Farbe
s/w
Laufzeit
93 min
Bildformat
Widescreen
 

 

Bild Menschenfalle-Poster-web4.jpg Bild
© Paramount Pictures Corporation  © Verlag für Filmschriften Christian Unucka
 
Bei einer Landeoperation während des Koreakrieges im Jahr 1952 gerät ein Trupp von US-Soldaten in einen Hinterhalt koreanischer Schützen. Dabei rettet Matt Jameson (Jeffrey Hunter) das Leben seines Kameraden Vince Biskay (David Janssen), wird bei der Flucht ins Schlauchboot jedoch durch einen Kopfschuss selbst lebensgefährlich verwundet. In dieser Lage schwört ihm Vince: “If I ever make any money, a lotta money, half of it's gonna be yours.” Acht Jahre später ist der in San Francisco lebende Matt mit der Tochter des skrupellosen Bauunternehmers E.J. Malden (Hugh Sanders) verheiratet, für den er obendrein arbeitet. Doch zwischen ihm und der verwöhnten und boshaften Nina (Stella Stevens) ist die Beziehung längst in Hassliebe umgeschlagen. Matt hat ein Verhältnis mit der Sekretärin Liz Addams (Elaine Devry), die sich sehnlichst wünscht, er möge den Fängen seines Lebens entrinnen und mit ihr ein neues beginnen. Doch Matt Jameson fehlt dafür nicht allein der nötige Wille sondern auch das Geld. Eines Tages klingelt an der Tür des luxuriösen Hauses, welches sich das Ehepaar Jameson mit ihrer Haushälterin Ruth (Virginia Gregg) teilt, der inzwischen in Südamerika lebende Vince Biskay (David Janssen). Schon bei seinem Eintritt lernt der Junggeselle die angetrunkene Nina kennen, die sich in seine Arme schmiegt, noch bevor ihm Matt eröffnet, dass sie seine Ehefrau sei…
 
“You’re not a hero anymore. You’re a zero.“ Dieser Film hätte weit besser werden können, hätten sich Drehbuchautor Ed Waters und Regisseur Edmond O’Brien auf einen der zahlreichen Plots des Romans Wie ein Tiger in der Nacht von John D. MacDonald beschränkt, nämlich aufs Verhältnis zwischen dem hoch dekorierten Veteranen des Koreakriegs, Matt Jameson, und seiner Frau Nina. Stella Stevens lässt als Femme fatale vom Schlag einer Gloria Grahame in Fritz Langs Lebensgier (USA 1955) Die Menschenfalle hin und wieder lebendig werden. Sie spielt in jeder ihrer Szenen das Ensemble an die Wand. Demgegenüber ist die erste Hälfte, da die verschiedenen Stränge aufgefaltet werden, zäh wie Kaugummi. Allein aufgrund ständiger Wiederholung dialoglastiger Sequenzen werden die Charaktere nicht interessanter, vor allem Liz Addams nicht, der Elaine Devry keinerlei Format zukommen lässt. Die Differenzen in der Schauspielkunst sowie das enorm mühselige Vorangehen der Geschichte, die erst in der zweiten Hälfte ein wenig Dampf im Kessel hat, lässt den Zuschauer ungeduldig und schließlich müde werden. Als Darsteller war Edmond O’Brien ab 1945 Protagonist in zahlreichen bis dato legendären Film Noirs, u.a. in Robert Siodmaks Rächer der Unterwelt / Die Killer (USA 1946), in Rudolf Matés Opfer der Unterwelt (USA 1950) und in Ida Lupinos The Hitch-Hiker (USA 1953). Somit erhält er als Regisseur auf den Spuren Charles Laughtons und James Cagneys – beide drehten als einzige Regiearbeit je einen Film Noir – natürlich einige Vorschusslorbeeren. Aber Die Menschenfalle reicht trotz einiger bemerkenswerter Szenen, alle mit Stella Stevens, an O’Briens eigene Historie nicht heran.
 
Bild Bild Bild
© Paramount Pictures Corporation
 
Im Jahr 1961 war die US-Filmindustrie einerseits noch in ihren Strukturen eines übermächtigen Studiosystems verhaftet. Andererseits gab es erste Erneuerer wie Stanley Kubrick, John Cassavetes, Martin Ritt oder Allen Baron und mit ihnen Signale eines deutlich nicht an der Hollywoodtradition orientierten Filmschaffens, das ab Mitte der Sechziger eine schleichende aber nachhaltige Revolution des US-Kinos in die Wege leiten sollte. Davon ist Die Menschenfalle weit entfernt. Dies ist nur ein weiterer B-Film und das nicht in einem innovativen Sinne, wie es z.B. für Irving Lerners Low-Budget-Noir Der Tod kommt auf leisen Sohlen (USA 1958) gelten darf. Dafür ist O’Briens Regie zu charakterlos, im Gegensatz zu derjenigen Charles Laughtons im Fall von Die Nacht des Jägers (USA 1955), und das ist bedauerlich, denn in erwähnten Sequenzen wird das Potential des Films deutlich. Jeffrey Hunter ist als Film-Noir-Charakter glaubwürdig, ein solider bis guter Schauspieler, der nochmals im Post Noir eines Film-Noir-Veteranen auftreten sollte, nämlich in William Conrads Das teuflische Spiel (USA 1965), ebenfalls dessen einzige Regiearbeit, doch ein besserer Film. Aber so wenig wie Hunter, der 1969 im Alter von 42 Jahren verstarb, sollte Stella Stevens in den Sixties Karriere machen, die nur noch in zweitklassigen Genre-Produktionen auftrat, bevor sie ab den Siebzigern beim Fernsehen endete. Der charismatische Edmond O’Brien beeendete 1974 seine Filmkarriere im Alter von nur 58 Jahren. Regie hat er nie wieder geführt.
 
In den USA hat Olive Films diesen obskuren Post Noir als zwar recht spartanisch ausgestattete, doch bild- und tontechnisch sehr gute BD- und DVD-Ausgaben (2012) herausgebracht, ungekürzt und im Originaformat (2.35:1) mit original englischer Tonspur und ohne Untertitel oder Extras.
 

Post Noir | 1961 | USA | Edmond O'Brien | John D. MacDonald | David Janssen | Hugh Sanders | Jeffrey Hunter | Perry Lopez | Tol Avery | Dorothy Green | Virginia Gregg

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