Al Pacino, Robin Williams, Hilary Swank, Martin Donovan, Maura Tierney
© Warner Bros.
Nightmute, Alaska: Mit seinem Wasserflugzeug bringt der vor Ort ansässige Pilot Spencer (Oliver Zemen) die aus Los Angeles, Kalifornien, stammenden Polizeibeamten des Morddezernats des LAPD, Will Dormer (Al Pacino) und Hap Eckhart (Martin Donovan), in den Fischereihafen des Ortes nahe am Polarkreis. Am Steg werden sie von der Polizistin Ellie Burr (Hilary Swank) in Empfang genommen, die in dem erfahrenen Dormer eins ihrer Vorbilder sieht, wie sie ihm während der Fahrt ins Polizeipräsidium bereits klar macht. Dort werden sie von Police Chief Charlie “Bubbles“ Nyback (Paul Dooley) begrüßt, der als Senior die Detectives noch aus alten Tagen kennt. Er äußert seine Überraschung, dass man wegen des Mordes an der 17-jährigen Kay Connell (Crystal Lowe) und nur aufgrund seiner Bitte um Unterstützung die beiden persönlich nach Nightmute sandte. Eckhard und Dormer lassen durchblicken, dass sie selbst aus der Schusslinie eines gewissen John Warfields gelangen wollen, seines Zeichens ein Ermittler der Abteilung für innere Angelegenheiten beim LAPD, der sie im Visier habe. Nyback teilt ihre Verachtung für solcherart Schreibtischtäter und Karrieristen und stellt ihnen neben Burr nun auch Fred Duggar (Nicky Katt) vor, der in dem Mordfall Connell bis dato die Ermittlungen leitete. Will Dormer spürt, dass der Detective ihnen gegenüber reserviert auftritt, und macht schnell klar, wer von nun an die Richtung vorgibt. Die Mordermittler aus L.A. wollen die Leiche der jungen Frau sofort selbst begutachten…
Im Jahr 1997 brachte der norwegische Drehbuchautor und Regisseur Erik Skjoldbjærg seinen ersten Spielfilm ins Kino, einen Neo Noir mit dem Titel Todesschlaf (NOR 1997), im Original betitelt Insomnia. Zu dem Zeipunkt gab es so etwas wie eine dezidiert skandinavische Filmsparte betitelt Nordic Noir noch nicht einmal, und Skjoldbjærgs eigenwilliger, im arktischen Tromsø angesiedelter Film darf mit Fug und Recht als eins der ersten Beispiele für die zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Fernsehen und im Kino etablierte Tradition erachtet werden. Der aufstrebende britische Regisseur Christopher Nolan erhielt im Anschluss an frühe Erfolge (im Segment Neo Noir) mit seinen ersten Filmen Following (UK 1998) und Memento (USA 2000) in den USA die Gelegenheit, ein Projekt anderer Größenordnung anzugehen. Er hatte schon seit Jahren an ein Remake des norwegischen Thrillers Todesschlaf gedacht, doch wurde sein eigenes Drehbuch für das Projekt abgelehnt, indessen er auf eins aus der Feder der US-Autorin Hillary Seitz zurückgreifen sollte. Damit hatte Nolan jedoch kein Problem; ihm gefiel deren Adaption. So wurde daraus schließlich der vor Ort in Alaska gedrehte und mit Al Pacino, Robin Williams und Hilary Swank hochkarätig besetzte Thriller Insmonia – Schlaflos, der im Oktober 2002 auch in Deutschland ins Kino kam. Ich bin kaum der einzige Cineast, der bei einem Remake erst einmal einen Sicherheitsabstand einhält, um schließlich die Frage zu beantworten, ob es sich im Vergleich zum Original überhaupt lohne. Nun, im Fall von Christopher Nolans Adaption muss ich anerkennend zugestehen, dass er seine Sache richtig gut machte und weit mehr als einen Aufguss ablieferte. Mithilfe seines Trios exzellenter Darsteller im Fokus der Handlung, gelang ihm eine bemerkenswerte Charakterstudie, die ihre Zuschauer von A bis Z bei der Stange hält. Respekt!
“There are two kinds of people who live in Alaska: the ones who are born here and the ones who come here to escape something else. I wasn't born here.“ Das Drehbuch zeigt Zähne, die Bildsprache von Kameramann Wally Pfister (Memento, USA 2000) ist beizeiten grandios und das Schauspiel von Al Pacino und Robin Williams ist besonders in ihren gemeinsamen Szenen schier überragend. Seinen Titel verdanken Original und Remake der Tatsache, dass es in solchen nordischen Breiten während der Sommermonate nachts nicht dunkel wird und die Protagonisten daher von Schlaflosigkeit geplagt werden. Die bei Will Dormer dadurch ausgelösten Symptome von Stress, Fahrigkeit und Überspanntheit werden von Pacino wunderbar nuanciert dargestellt. Für Christopher Nolan wurde Insomnia -Schlaflos, sein bis heute einziger Film ohne eigenes Drehbuch, zum Sprungbrett für Welterfolge. Hilary Swank hatte ihren endgültigen Durchbruch in Clint Eastwoods Million Dollar Baby (USA 2004). Der im Jahr 2013 an Lewy-Body-Demenz erkrankte Weltstar Robin Williams verfiel in der Folge in schwere Depressionen, so dass er sich im August 2014 erhängte. Ihr gemeinsamer Neo Noir Insomnia- Schlaflos erweist sich auch über 20 Jahre nach seiner Premiere als dem Original von Erik Skjoldbjærg ebenbürtig, und das ist sicher eine Bewertung, die nur auf wenige Remakes der Kinogeschichte zutrifft. Sehenswert!
Es gibt eine jeweils fein editierte deutsche BD- (2010) und DVD-Ausgabe (2002) der Warner Bros. Entertainment GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformal, bild- und tontechnisch topp, dazu den englischen Originalton und jeweils die deutsche und französische (bei der BD auch die spanische) Kinosynchronisation, optional Untertitel auf Deutsch, Englisch, Französisch (DVD) sowie zusätzlich Spanisch und Portugiesisch (BD), dazu als Bonus-Features die Dokumentation Eyes Wide Open, die Produktionstagebücher Day For Night: The Making Of Insomnia, den original Kinotrailer, ein Interview mit Al Pacino und Christopher Nolan, etc. pp.