Danger Zone

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Danger Zone
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1951
Darsteller

Hugh Beaumont, Edward Brophy, Richard Travis, Tom Neal, Pamela Blake

Regie
William Berke
Farbe
s/w
Laufzeit
56 min
Bildformat
Vollbild

 


 

© VCI Entertainment

San Francisco, Kalifornien: Am Pier 23 der Waterfront, dem lang gestreckten Hafen der Stadt, nicht weit vom Ferry Building sowie mit Blick auf die Bay, unterhält Denny O’Brien (Hugh Beaumont) seinen Bootsverleih und ist zugleich als Privatdetektiv tätig. Er lebt von der Hand in den Mund, ist damit aber zufrieden, und auch heute holt er sich am Kiosk der Market Street Ecke Powell Street seine Tageszeitung. Als er am Acme Auction House vorbeikommt, kann er sich sich wie gewöhnlich nicht zurückhalten und betritt die aktuell laufende Versteigerung von allerlei Fundsachen und billigem Krempel. Er nimmt Platz und lauscht dem Auktionär Mr. Cole (Jack Reitzen) mit seinen einstudierten Werbesprüchen, welche die potentiellen Bieter antreiben sollen, als eine Frau (Virginia Dale) mit Sonnenbrille sich in seine Stuhlreihe zwängt und neben ihm Platz nimmt. Claire Underwood bittet O’Brien für sie an der nächsten Auktion teilzunehmen, bei der ein Lederkoffer zur Versteigerung kommen wird, weil sie selbst nicht bieten und erkannt werden wolle. O’Brien ist misstrauisch, aber als die Frau ihm für seine Dienste 50 US-Dollar verspricht, willigt er ein. Cole stellt den Koffer vor, dessen Inhalt ihm unbekannt, weil er verschlossen und ein Schlüssel nicht zur Hand sei. Man wisse folglich nicht, was sich darin befinde. Er behauptet, dass allein das Leder schon 25 US-Dollar wert sei, doch die Gebote beginnen zu seinem Verdruss mit lediglich 2 US-Dollar. Das ändert sich schnell, als O’Brien jeden anderen Interessenten zu überbieten beginnt…

 

“I wouldn't trust her unless I found her dead in the cemetery.” Trotz einiger flotter Einzeiler ist die Serie um Denny O‘Brien, die es im Ganzen auf drei Kinofilme brachte, so ziemlich das unterste Ende der Fahnenstange, wenn es um die Tradition des Privatdetektivs im Film Noir der 40er Jahre und frühen 50er geht. Was hier unsäglich ist, sind die banalen und vollends unlogischen Geschichten selbst, die dilettantische Dramaturgie mit hastigen, allemal fragwürdigen Übergängen (fast “Jump Cuts“) und das teils unglaublich miserable Schauspiel. Hinzu kommt der Humor, den ex-Universitätsprofessor Frederick Simpson Schicker (Edward Brophy), ein Vollalkoholiker und O’Briens Untermieter, liefern soll – klischeehaft und durch die Bank dämlich. Dass es für solchen Schrott mit einer Laufzeit von unter einer Stunde mit Louis Morheim (Larceny, USA 1948), Herb Margolis (Larceny, USA 1948) und Julian Harmon (Shadowed, USA 1946) drei Drehbuchautoren brauchte, ist ebenso absurd wie die Umsetzung durch Poverty-Row-Regisseur Regisseur William Berke (Polizistenhasser, USA 1958), der hin und wieder auch solide Werke ablieferte. Jeder ihrer drei Kinofilme mit den Titeln Danger Zone, Roaring City (USA 1951) und Pier 23 (USA 1951) ist in zwei knapp halbstündige Episoden unterteilt und macht deutlich, wohin diese Art des Filmschaffens früher oder später führen sollte, ins Fernsehen nämlich. Die Spartan Productions war eine Tochterfirma der auf billigste Varianten des Kinoerlebens spezialisierten Sam Neufeld Productions und kam via Lippert Pictures, Inc. 1951 in den USA und in Großbtitannien als drittklassiges B-Feature in die Lichtspieltheater. Dass solch ein Zeug im 21. Jahrhundert überhaupt aus den Tiefen kollektiven Vergessens nochmals ans Tageslicht kam, ist allein der Wiederentdeckung des klassischen Film Noirs durch eine wachsende Gemeinschaft von Cineasten und der Einführung der DVD als digitalem Bildträger für den Hausgebrauch zu verdanken.

 

© VCI Entertainment

Im Jahr 1951 war der Privatdetektiv des Film Noirs der 40er genaugenommen längst am Ende. In der Verkörperung durch Humphrey Bogart, Dick Powell, Robert Mitchum, Richard Conte oder George Montgomery war er regelmäßig mit der Polizei in Konflikt geraten, war er zwischen der bürgerlichen Sphäre und deren krimineller Gegenwelt als Pendler unterwegs gewesen und hatte in solcher Rolle einen Gutteil Sozialkritik verkörpert. Davon ist bei Denny O’Brien, der mit einem desillusioniert weltweisen Erzählton aus dem Off und den Streitereien mit Police Lieutenant Bruger (Richard Travis) solche Attribute übernahmen will, nicht viel übrig. Die Guten sind gut, die Bösen böse: jenes für die McCarthy-Ära nach Vorbild der Gangsterfilme der 30er Jahre übliche Schwarz-Weiß-Schema ist rundum wiederhergestellt, und Richard Travis wirkt in seiner Rolle als ein leitender Beamter der Mordkommission so dermaßen unmotiviert, dass ich es kaum fassen konnte. Zu guter Letzt noch das Thema Empathie... Die handelnden Personen stehen neben frisch ermordeten Leichen herum und plaudern, als habe sich der Betreffende, womöglich ein enger Verwandter in dessen Haus man wohnt und von dessen Geld man lebt, zwecks Nickerchen mal eben auf dem Teppich ausgestreckt. Wahnsinn! An Danger Zone ist wirklich nichts sehenswert, rein gar nichts. Es ist der Bodensatz der Film-Noir-Tradition und allein überflüssig. 

 

Nur in den USA erschien Danger Zone via VCI Entertainment in deren Filmreihe Forgotten Noir als Vol. 7 auf einer DVD (2008) und zwar in Kombination mit Ray Nazarros David Harding Counterspy (USA 1950) und Arthur Hiltons The Big Chase (USA 1947). Hier findet sich die original englische Tonspur ohne Untertitel und auch Extras gibt es keine. Alle drei Filme sind neben weiteren in der von VCI Entertainment herausgebrachten 3-DVD-Box (2008) Forgotten Noir Collector’s Set Vol. 3 beinhaltet, die jedoch vergriffen ist.

 


Film Noir | 1951 | USA | William Berke | Hugh Beaumont | Ralph Sanford | Richard Travis | Tom Neal

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