Jack Irish: Black Tide

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Bewertung
****
Originaltitel
Jack Irish: Black Tide
Kategorie
Neo Noir
Land
AUS
Erscheinungsjahr
2012
Darsteller

Guy Pearce, Marta Dusseldorp, Aaron Pedersen, Roy Billing, Damien Richardson

Regie
Jeffrey Walker
Farbe
Farbe
Laufzeit
93 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Bangkok, Thailand: Der Australier Gary Connors (Nicholas Coghlan) wird am dortigen Flughafen in einer Zelle festgehalten. In seinem Reisegepäck fand sich ein halbes Kilogramm Heroin und Gary Connors wird von dem Polizeibeamten Dean Canetti (Lachy Hulme) aufgefordert, ihm die Namen seiner Hintermänner mitzuteilen. Dann könne er mit dem gebuchten Flug in 90 Minuten das Land verlassen und in seine Heimat zurückfliegen. Aber der Drogenkurier behauptet, man habe ihm das Heroin absichtlich ins Gepäck geschmuggelt, bis er merkt, dass es Canetti mit seiner Drohung tatsächlich ernst meint… Auf der Rolltreppe zum Gate hält sich Cannetti hinter Connors und geht ebenfalls durch die Passkontrolle des Check-Ins. Er telefoniert mit Dave (Don Hany) in Melbourne und kündigt an, dass Connors gestanden habe und man jetzt endlich an die Drahtzieher herankomme. Kurze Zeit später auf dem verwilderten Gelände eines halb verfallenen Hauses: Die beiden Killer Ben (Brendan Rock) und Bill (David Rock) führen einen Gefesselten mit einer schwarzen Haube überm Kopf zu einem Wassertank. Ben führt eine Leiter mit sich, die er an dem Tank anlegt, bevor er hinaufsteigt und die Abdeckung entfernt. Sodann folgt ihm Bill mit dem Gefangenen, den Ben zu sich emporzieht und den er unsanft ihn in das kaum knöcheltiefe Nass hinabschleudert. Als Bill bei ihm oben ankommt, zückt er seine Pistole und erschießt den Mann… Indessen besucht Harry Strang (Roy Billing) die Beerdigung des Jockeys Douglas Armit…

 

Die zweite Verfilmung eines Romans um den ehemaligen Rechtsanwalt und aktuell als Privatdetektiv und Schuldeneintreiber beschäftigten Jack Irish ist zugleich die von Peter Temples zweitem Roman seiner Serie. In Melbourne ist Irish ansässig, so wie es der im März 2018 verstorbene Temple war, dessen Black Tide (EA 1998) unter dem Titel Spur ins Nichts im Jahr 2008 auch auf Deutsch erschien. Es ist vor und ist hinter der Kamera das gleiche Team, das auch mit dem Erstling Jack Irish: Bad Debts (AUS 2012) ein gutes Gespür für den Neo-Noir-Charakter des Materials bewies und das neben Guy Pearce als Jack Irish - sollte ich korrekt gezählt haben - im Ganzen 11 weitere Rollencharaktere aus dem ersten Film in den zweiten mitnimmt. Wer mit Jack Irish: Bad Debts einstieg, fühlt sich schnell heimisch in diesem zweiten Fernsehfilm, der auch einige der Fäden des ersten weiterspinnt. So ist Jack Irish stets auch mit Harry Strang (Roy Billing) und Cam Delray (Aaron Pedersen) beim Pferderennen aktiv, und solcher Nebenstrang der Handlung hat in Jack Irish: Black Tide eine eigene Note. Natürlich geht auch sein Liebes- und Arbeitsverhältnis mit der Journalistin Linda Hillier (Marta Dusseldorp) in die zweite Runde, obgleich sich hier das Gefühl einschleicht, als mangele es an Ideen, wie das weiterzuführen sei, ohne die Glaubwürdgkeit der Charaktere zu beschädigen. Erneut ist der Kriminalfall selbst kein Muster an Originalität – Drogenschmuggel, Bau- und Immmobilienspekulationen im großen Stil und mit betrügerischen Abnsichten, bei der ein mörderisches Konglomerat aus hohen Amtsträgern des Staates, aus Würdenträgern der Kirche und Spitzen der Wirtschaft seit Jahr und Tag unter einer Decke steckt. Derlei kennt man aus vielen TV-Serien weltweit, so etwa aus Kommissarin Lund (DNK/NOR/SWE/GER 2007-2012) oder aus True Detective – Staffel 2 (USA 2015). Auch viele Kinofilme des Neo Noirs der letzten 20 Jahre befassen sich mit Themen der Korruption in Staat und Wirtschaft, besonders erfolgreich etwa On The Job (PHI 2013) oder Suburra (ITA/FRA 2015). Doch Regisseur Jeffrey Walker gelingt bei Jack Irish: Black Tide, was Peter Temple ihm vorgibt adäquat ins Medium Film zu transferieren – ein Mangel an Glaubwürdigkeit herrscht nicht.

 

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© Arrow Films

“The structure of both films is pretty much the same“, schreibt Tim Issac in seiner Besprechung der ersten beiden Jack-Irish-Filme für Movie Muser. Doch im Grunde ist es nicht bloß die Struktur. So erweist sich das Fernsehformat und die Idee, einer Fortsetzung und Wiederaufnahme von Themen und Charakteren verpflichtet zu sein, als störend. Etwas behäbig und von ihrer Komik definiert haben sich einige der Nebencharaktere bereits in ihren Rollen eingenistet. Es herrscht eine für TV-Serien typische Gemütlichkeit, die von Walker hin und wieder unterbrochen wird, wenn er z.B. den schon etwas greisen Tischlermeister Charlie Taub (Vadim Glowna), von dem Jack Irish sich in der Kunst seines Handwerks unterweisen lässt, zur Zielscheibe der Handlanger des Verbrechens werden lässt… Und so stellt sich bei diesem zweiten Fernsehfilm um Jack Irish rasch der Eindruck ein, der Zuschauer bekomme mehr vom Gleichen. Nur ist das Ganze etwas weniger frisch und knackig, weil es eben bei Jack Irish: Black Tide nicht mehr das erste Mal ist. Dennoch bekommt der Film noch knapp die vier Sterne. Auch Jack Irish: Black Tide ist kurzweilig, die Dramaturgie ist pointiert und die Schauspieler sind durch die Bank exzellent, was den Film über einen Großteil internationaler TV-Produktionen hinaus hebt. Mit Jack Irish: Dead Point (AUS/GER 2014) folgte ein dritter Fernsehfilm, bevor man sich in den Jahren 2016 und 2018 jeweils für ein Serienformat entschied, sechs Folgen pro Staffel, bei dem alle der beteiligten Darsteller erneut mitwirkten. Trotz Beteiligung der ZDF Enterprises GmbH wurde Jack Irish: Black Tide so wie Jack Irish: Bad Debts nie in Deutschland ausgestrahlt und auch nicht als BD oder als DVD veröffentlicht.

 

Es gibt eine erstklassige englische 2-DVD-Edition (2013) von Arrow Films mit Jack Irish: Bad Debts (2012) und mit Jack Irish: Black Tide (2012), das Ganze bild- und tontechnisch topp im Originalformat und ungekürzt mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel mit dem 16minütigen Featurette Jack Irish: Behind The Scenes auf der zweiten DVD. Eine Herausforderung mag für manche, die es nicht gewohnt sind, das etwas eigenwillige australische Englisch sein.

 


Neo Noir | 2012 | International | Jeffrey Walker | Aaron Pedersen | Guy Pearce | Roy Billing

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