María Félix, Arturo de Córdova, Rosario Granados, Fortunio Bonanova, Carlos M. Baena
Am Flughafen von Guadalajara erwartet Raquel Serrano (María Félix) ihren Geliebten Antonio Ituarte (Arturo de Córdova), der an diesem sonnigen Tag aus Mexico City eintrifft. Die beiden sind füreinander entbrannt, indessen der Chemiker Antonio Ituarte, Inhaber der Quimica Industrail S.A. und steinreicher Geschäftsmann, in seiner Mexico City mit Ehefrau Elena (Rosario Granados) in einer Villa lebt. Unter dem Vorwand wichtiger Geschäfte verbringen Antonio und Raquel immer eine Nacht in einem luxuriösen Hotel, bevor er nach Mexico City zurückfliegen muss. Beim Abschied am Flughafen verspricht Antonio, dass er am 25. September wieder in Guadalajara sein werde. Kaum ist das Flugzeug in der Luft, dem Raquel versonnen nachblickt, ist auch Nacho Gutiérrez (Fortunio Bonanova) zur Stelle, Raquels Partner in einer gemeinsamen Gesangsnummer im Varieté. Aber davon weiß Antonio Ituarte ebenso wenig wie von der Tatsache, dass seine Geliebte auch als Aktmodell arbeitet. Raquel und Nacho haben schon mehrfach betuchte Ehemänner erpresst, die Raquels Schönheit verfallen waren und sich von ihr hatten verführen lassen. Aber diesmal, so argwöhnt auch Nacho, ist sie selbst in das Opfer ihrer Bemühungen verliebt. Raquel beschließt die für sie gefährliche Beziehung zu beenden. Sie will weder Antonios Leben noch ihr Andenken in seinem Gedächtnis zerstören. Per Brief kündigt sie ihm ihre Liebe auf und überreicht das Schreiben José (Manuel Pozo), ihrem Boten, der Antonio Ituarte im Hotel treffen soll…
“Gavaldón (…) directed “The Kneeling Goddess”, (…) a movie of flagrant symbols, blatant coincidences and astounding scenes”, schreibt J. Hoberman in seiner Rezension des Festivalprogramms Mexico at Midnight (2015) am New Yorker Museum of Modern Art für die New York Times und meint damit genau jenen im Original La diosa arrodillada betitelten Film Noir. Schon seit Jahren hat man in den USA den Stellenwert des mexikanischen Kinos in den 40er und den frühen 50er Jahren letzten Jahrhunderts wiederentdeckt und dabei festgestellt, dass neben dem Hang zum schwülstig temperantvollen Melodram so manches Werk tief in der Dramarturgie und den narrativen Strukturen des klassischen Film Noir wurzelt. Neben mehreren Filmen mit der aus Kuba stammenden Tänzerin und Schauspielerin Ninón Sevilla (Entfesselte Moral, MEX 1950) ist es vor allem Autor und Regisseur Roberto Gavaldón (Palast der Sünde / Die Andere, MEX 1946), der für eine genuin mexikanische Trandition der Schwarzen Serie steht. La diosa arrodillada ist nicht so sehr von tiefen Schatten großstädtischer Dunkelheit und von einer Welt zwielichtiger Nachtschattengewächse gezeichnet, wie es für die Sozialdramen des “Cabaretera“ signinfikant wurde, jener anderen Richtung des mexikanischen Film Noirs. In dem mit María Félix und Arturo de Córdova stimmig besetzten Drama herrscht eher jene Art Atmosphäre, die für Otto Premingers Laura (USA 1944) oder für Charles Vidors Gilda (USA 1946) bezeichnend war, die bis in ihren Luxus verfeinerte Oberfläche großbürgerlicher Modernität. Mit jenen beiden, lediglich die Vornamen ihrer jeweiligen Protagonistin im Titel führenden Hollywoodfilmen hat diese mexikanische Produktion zudem ihr Zentrum gemeinsam - eine alles beherrschende und selbst immerfort vom Verlust bedrohte Femme fatale.
Der Auftakt des Films ist bis auf María Félix’ Garderobe erstaunlich konventionell. Nach den ersten 7 bis 8 Minuten waren meine Erwartungen verhältnismäßig gering. Umso mehr versteht es Roberto Gavaldón im Zug der Handlungsentwicklung mit so manchem Winkelzug, verwurzelt in der Irrationalität seiner Protagonisten, sogar den erfahrenen Cineasten zu verblüffen. Neben der grundsätzlichen Provokation, welche eine nackte Statue nach dem Abbild der Raquel Serrano für einen Film seiner Zeit darstellt, punktet La diosa arrodillada vor allem mit Arturo de Córdova, einem begnadeten Darsteller, der auch an Produktionen in den USA und in Europa mitwirkte, was im Übrigen auch für den aus Spanien stammenden Fortunio Bonanova (Rattennest, USA 1955) galt. Letzterer wird als Gegenspieler der Liebenden gern übersehen. Doch gibt er den so berechnenden wie seinerseits verletztlichen Partner der Chanteuse, die er selbst im Stillen liebt, mit Verve und Überzeugungskraft. Für Freunde des Film Noirs und für andere Cineasten ist La diosa arrodillada ein guter Einstieg in ein Zeitalter mexikanischen Kinos, das bis zu Beginn der 60er Jahre auch in Deutschland häufig zur Aufführung kam. Für Roberto Gavaldóns Film Noirs galt das leider einzig für den ebenfalls mit Arturo de Córdova besetzten Verbrecherische Hände (MEX 1951).
Eine US-amerikanische DVD-Edition (2008) von Lions Gate Entertainment bringt den Film in der Reihe Nuestro Cine Clásico als Doppel mit La Generala (MEX 1971) von Juan Ibáñez. Immerhin ungekürzt und im Originalformat ist die Bild- und Tonqualität der nicht restaurierten Fassung unterdurchschnittlich, jedoch akzeptabel. Mit der original spanischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras fällt die US-DVD spartanisch aus. Eine italienische DVD (2014) als La Dea Inginocchiata von Golem Video bietet den Film mit spanischem oder italienischem Ton, ebenfalls ohne Untertitel, dafür aber Regionalcode 2, doch diese Edition liegt uns leider nicht vor.