Vom Täter fehlt jede Spur

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Bewertung
**
Originaltitel
Lady In The Fog / Scotland Yard Inspector
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1952
Darsteller

Cesar Romero, Lois Maxwell, Bernadette O’Farell, Geoffrey Keen, Campbell Singer

Regie
Sam Newfield
Farbe
s/w
Laufzeit
62 min
Bildformat
Vollbild

 


 

© VCI Entertainment

London, England: Dichter Nebel hat sich über die Stadt gelegt, indessen Glücksritter Danny McMara (Richard Johnson) auf dem Beifahrersitz einer Limousine seiner Bekannten hinterm Steuer mitteilt, dass er doch besser aussteige, um sie zu führen. Die Fahrerin drückt ihm eine Taschenlampe in die Hand und McMara geht voran, indessen sie im Schritttempo nachfolgt. Aber ohne jegliche Vorwarnung drückt sie das Gaspedal durch und überfährt ihn. Auf der menschenleeren Gasse hält sie an, steigt aus und überprüft, ob er wirklich tot ist, bevor sie ihre Taschenlampe an sich nimmt, ins Auto einsteigt und zügig von dannen fährt… Nicht weit entfernt sitzt der US-amerikanische Journalist Philip O‘Dell (Cesar Romero), ein Veteran des Zweiten Weltkriegs und auf Besuch in London, am Tresen der Crescent Bar und rührt unter den Blicken des Barkeepers Sid (Wensley Pithey) in einer Schüssel eine Mixtur an, die einen Cocktail ergeben soll. Der einzige weitere Gast am heutigen Abend ist Heather McMara (Bernadette O’Farell), die sich soeben mit der Concierge im Apartmenthaus ihres Bruders Danny verbinden ließ, um nachzufragen, wann er dasselbe verlassen habe. Schließlich ist sie vor Ort mit ihm verabredet und Danny ist längst überfällig. Zwar weiß sie kurz darauf, dass ihr Bruder schon seit einer Stunde unterwegs ist, aber das hilft ihr nicht weiter, also gesellt sie sich zu Philip O‘Dell an die Bar. In der Schüssel hat das Gebräu inzwischen zu dampfen und zu brodeln begonnen. Die Männer aber geben sich stets zuversichtlich…

 

Die britische Produktionsfirma Hammer Films und das US-amerikanische Poverty-Row-Studio Lippert Pictures schlossen zu Beginn der 50er Jahre einen Koperationsvertrag mit dem Ziel, eine Reihe in England gedrehter Kriminaldramen mit jeweils US-amerikanischen Stars in Hauptrollen sowohl in Europa als auch in den USA ins Kino zu bringen. Die meisten davon sind eindeutig dem Film Noir zuzurechnen. Ihre Geschichten rekurieren auf Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg oder auf durch letzteren verursachte Komplikationen, welche die Lebenswege ihrer zentralen Figuren beeinflussen. Häufig verkörpern die US-amerikanischen Akteure US-amerikanische Antinhelden in einem trotz der Sprache fremden Land - so wie Dane Clark in Murder By Proxy / Blackout (UK 1954), Dan Duryea in Das Gangster-Syndikat (UK 1953) oder Paul Henreid in Stolen Face (UK 1952). Diese US-Akteure waren im Film Noir der 40er Jahre beheimatet gewesen, der in der McCarthy-Ära der frühen 50er kaum noch Konjunktur hatte, und demgemäß hatten die einst zugkräftigen Namen einiges von ihrem Glanz eingebüßt. Neben den Genannten traten George Brent, Scott Brady, Lizabeth Scott, George Raft und Hillary Brooke in Brit Noirs der kooperienden Produktionsfirmen auf. Viele solcher Filme wurden ab 2007 von dem in den USA ansässigen Filmvertrieb VCI Entertainment als DVD-Sets auf den Markt gebracht und zwar in einer Serie namens Forgotten Noir, die unter diesem Oberbegriff neben britischen Produktionen auch US-Erbstücke aus dem Fundus der 1955 aufgelösten Lippert Pictures zusammenfasste. Auch Vom Täter fehlt jede Spur wurde unter seinem (völlig sinnfreien) US-Titel Scotland Yard Inspector in die Reihe mitaufgenommen, doch er entpuppt sich trotz des talentierten und in den späten 30ern in Hollywood populären Cesar Romeros als Flop auf ganzer Linie. Das Drehbuch aus der Feder von Orville H. Hampton und Lester Powell beginnt derart langweilig und ist mit so vielen Szenen eines biederen und dümmlichen Humors gespickt: es ist kaum auszuhalten.

 

© VCI Entertainment

Dabei war der irische Privatdetektiv Philip Odell ursprünglich eine Schöpfung des Zweite-Weltkriegs-Veteranen und Journalisten Lester Powell, der hier auch am Drehbuch beteiligt ist. Die von der BBC ab 1947 ausgestrahlte Hörspielreihe um seinen Protagonisten begann tatsächlich mit Lady In A Fog. Philip Odell, der wegen Nebels in London nicht in seine Heimatstadt Dublin reisen kann, untersucht den Mord am Bruder seiner alten Bekannten Heather McMara, die nach Lösung des Falls zur Assistentin des Privatdetektivs wird, der seinerseits aus London nicht mehr fortgeht… Die Hörspielreihe wurde bis 1961 fortgesetzt, und zwischen 1948 und 1953 schrieb Lester Powell sogar 5 Kriminalromane um seinen Privatermittler und dessen rechte Hand Heather McMara, die jedoch nie auf Deutsch erschienen. Der hier vorgestellte Film ist trotz Beteiligung Lois Maxwells und eines soliden und eindeutig von Alfred Hitchcocks Die rote Lola (UK 1950) beeinflussten Finales unter keinen Umständen zu empfehlen, ein durch die Bank fades Süppchen und eine der schlechtesten britischen Produktionen ihrer Zeit. “Some people refer to this as a film noir. It’s about as noir as a pancake”, fasst Kevin Burton Smith für The Thrilling Detective zusammen und zieht das einzig zulässige Resümee.

 

Nur in den USA erschien der Film als Scotland Yard Inspector via VCI Entertainment in deren Filmreihe Forgotten Noir als Vol. 9 auf einer DVD (2008) und zwar in Kombination mit William Berkes Pier 23 (USA 1951) und Lambert Hillyers The Case Of The Baby Sitter (USA 1947). Hier findet sich die englische Tonspur ohne Untertitel, auch Extras gibt es keine. Das Werk ist neben weiteren auch in der von VCI Entertainment herausgebrachten 3-DVD-Box (2008) Forgotten Noir Collector’s Set Vol. 3 beinhaltet, die jedoch vergriffen ist.

 


Film Noir | 1952 | UK | Sam Newfield | Cesar Romero | Geoffrey Keen | Lois Maxwell | Mary Mackenzie

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