Tony Curtis, Marisa Pavan, Gilbert Roland, Jay C. Flippen, Argentina Brunetti
© Universal Pictures
Der Distrikt North Beach in San Francisco, Kalifornien: Es ist spät am Freitagabend, als Pater Tomasino (David Leonard) über einen einsam gelegenen, dunklen Hinterhof geht, um jemanden zu treffen, der ihn dorthin bestellt hat. Aber er gerät in einen Hinterhalt und wird hinterrücks erstochen… Nicht allein die Gemeinde des Paters, die halbe Stadt ist in Anbetracht des grausamen Verbrechens an dem ehrwürdigen Vertreter der Kirche bestürzt. Den jungen Streifenpolizisten Joe Martini (Tony Curtis) trifft es besonders hart, denn Joe verdankt dem Pater seine Erziehung in der St. Eustaces Orphanage unter der Obhut von Mother Catherine (Helen Wallace), nachdem seine Eltern frühzeitig gestorben waren und ihn als mittellosen Vollwaisen zurückließen. Doch heute zieht es Martini, der seinen Dienst als Motorradpolizist in Uniform ausübt, erst einmal zu Police Sergeant Jack Gillen (Jay C. Flippen) in Diensten der Mordkommission. Die beiden kennen sich seit langem, und Gillen, der wegen der Ermordung Pater Tomasinos die Journalisten abwimmeln muss, weiß genau, warum Martini zu ihm kommt und kann es nicht gutheißen. Aber Joe Martini versucht Lieutenant Kilrain (Ted de Corsia), welcher in dem Fall die Ermittlungen leitet, davon zu überzeugen ihn einzubeziehen, was jener nicht mal ernstzunehmen bereit ist. Und nachdem ihm auch ein Besuch bei Mother Catherine im Waisenhaus nicht den erhofften Trost spenden kann, beschließt Joe Martini, die Sache selbst anzugehen und Pater Tomasinos Killer ausfindig zu machen…
Joseph Pevney war bereits ab 1946 als Schauspieler tätig gewesen und zwar in 5 klassischen Film Noirs, bevor er 1950 mit seinem eigenen Noir Ohne Skrupel (USA 1950) zur Regie wechselte. In solchem Debüt mit Howard Duff, Brian Donlevy und Lawrence Tierney spielte ein 24jähriger Darsteller eine Nebenrolle, nämlich Rock Hudson. Er wurde einer von drei jungen Schauspielern, die in den 50er Jahren in Filmen Joseph Pevneys erste Erfolge verbuchen konnten. So trat Jeff Chandler bis 1960 in sieben Filmen Pevneys in einer Hauptrolle auf, Rock Hudson nach Ohne Skrupel immerhin zwei Male und Tony Curtis arbeitete dreifach mit Pevney, bei Der Tod war schneller zum dritten und letzten Mal. Von Russel Metty (Die Spur des Fremden / Der Fremde, USA 1946), einem As unter Hollywoods Kameraleuten, in Schwarzweiß und in Cinemascope an Originalschauplätzen in San Francisco in Szene gesetzt und sehr gut besetzt, fällt der in den USA bis heute beliebte und geschätzte Film nach meinem Dafürhalten erstaunlich flach und vorhersehbar aus. Der konventionellen Kriminalhandlung werden von Anbeginn Aspekte eines Familiendramas, einer urbanen Milieustudie mit ethnischem Hintergrund sowie eine Liebesgeschichte beigefügt, was zum Film Noir in keinem Widerspruch stehen muss. Aber die Elemente wollen sich nicht ineinanderfügen. Übergänge wirken oft holprig und gestelzt; die ach so lebenssatten und komplexen Charaktere ordnen sich dem Skript ganz offensichtlich unter, und es geht zu Lasten der Glaubwürdigkeit. Schon das Kennenlernen von Joe Martini und Sylvio Maletesta (Gilbert Roland), Inhaber und Wirt eines am Pier gelegenen Diners für regionale Fischspezialitäten, wirkt eigenartig übersteuert, wenn Malatesta dem Fremden sofort sein Mittagessen spendiert und ihn zum Abendessen nach Hause einlädt, wo er dem wortkargen Joe Martini ganz plötzlich eine Arbeit im Restaurant und sogar ein Zimmer unter den eigenen vier Wänden anbietet.
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Derlei setzt sich nahtlos fort. Die Maletestas sind eine italienische Familie, dabei haben lediglich Marisa Pavan und Argentina Brunetti wirklich italienische Wurzeln. Der Mexikaner Gilbert Roland, der in Hollywood für alle möglichen Rollencharaktere südeuropäischen oder lateinamerikanischen Ursprungs herhalten durfte, ist zwar ein versierter Schauspieler, doch seine burschikose Figur und deren Ausgestaltung sind mir persönlich viel zu klischeehaft. Der unverheiratete Sylvio lebt mit “Mama Malatesta“ (Argentina Brunetti) und mit seinem jüngeren Bruder Piedro (Rochard Monda) unter einem Dach. Dummerweise ist Gilbert Roland zwei Jahre älter als Argentina Brunetti und 35 Jahre (!) älter als Richard Monda, so dass diese Konstellation von Anbeginn verwundern muss. Letztlich überzeugen weder die familiären Bande und die übereilte Romanze noch der Fortgang jener Morduntersuchung, der extrem spannungsarm vonstatten geht und in einem Finale kulminiert, dessen letzter Akt hochdramatisch wirken soll, jedoch genau das Gegenteil provoziert, nämlich in Anbetracht von Inszenierung und Schauspiel zum Lachen reizt. Der Tod war schneller bleibt von A bis Z solide Kost, was im Klartext Mittelmaß bedeutet, und ist damit ein Film, den sich der Connaisseur des Film Noirs ganz sicher sparen kann.
Die von der britischen Screenbound Pictures Ltd. in deren Reihe The Hollywood Studio Collection unter dem Originaltitel The Midnight Story publizierte DVD (2016) zeigt den Film ungekürzt im Originalformat. Leider ist die Fassung für eine offiziell von Universal Pictures lizensierte Edition bild- und tontechnisch eher schwach und liegt kaum über dem Niveau eines VHS-Videos. Beinhaltet ist die original englische Tonspur ohne Untertitel, Extras gibt es keine.