Film Noir

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Film Noir
Kategorie
Neo Noir
Land
SRB/USA
Erscheinungsjahr
2007
Darsteller

Mark Keller, Bettina Devin, Roger Jackson, Jeff Atik, Kristina Negrete (Sprecher der Originalfassung)

Regie
D. Jud Jones, Risto Topalski
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
96 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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© Studiocanal GmbH
 
Nachts in den Hollywood Hills unter den Lettern des Hollywoodschilds, weit oberhalb der erleuchteten Stadt, erwacht ein Mann aus der Ohnmacht und kann sich an nichts erinnern. Neben sich ein Auto mit Warnblinklicht und vor sich eine Leiche mit einem Einschlussloch in der Stirn. Der Fremde ist ein Polizist und die Pistole, die ihn tötete, passt genau ins Jackett, das der Mann ohne Erinnerung am Leib trägt. Sein eigenes Gesicht im Rückspiegel des Wagens ist ihm fremd. Er beschließt, zur Adresse des Ermordeten zu fahren, um etwas über sich selbst herauszufinden. So eilt er durch die Nacht, denn dort, das weiß er, wird sicher niemand Zuhause sein. Doch damit liegt er falsch. Als er durch die Tür tritt, erwarten ihn die Familie und die Kollegen des Toten mit einer Überraschungsfeier anlässlich seines Geburtstags. Er erfindet eine Ausrede und fingiert einen Anruf auf dem Mobiltelefon des Ermordeten, bevor er über die Terrasse entkommen kann. Wohin jetzt? Wer wird ihm bei seiner Suche nach sich selbst helfen…
 
In Thematik und Stil ist der großteils schwarzweiße Animationsfilm Film Noir um eine authentische Aufnahme der Elemente der klassischen Noir-Ära bemüht. Die Amnesie findet sich exemplarisch in Somewhere In The Night (USA 1946) und Herr der Unterwelt (USA 1949) genau so abgehandelt – ein von Gedächtnisverlust geplagter Mann findet jeweils heraus, dass er eine üble Kanaille war. Die Idee mit der Gesichtsoperation entstammt Delmer Daves’ Die schwarze Natter / Das unbekannte Gesicht (1947). Den Schlüssel zum alles entscheidenden Schließfach kennt man aus Robert Aldrichs Rattennest (1955)… und so weiter, und so fort. Der Film namens Film Noir ist ein Flickenteppich der Zitate. Jeder misstraut seinem nächsten, der niemals ist, der er zu sein vorgibt, und der Mann im Spiegel kennt sich selbst nicht. Femme fatale, Privatdetektiv, Gangster und Hintermänner treten auf den Plan und es kommentiert der Sprecher aus dem Off. Dazu regnet es in Strömen in einer Stadt, die fast nur nachts existiert. All das ist mit Liebe zum Detail inszeniert, die realen Hintergründe von Los Angeles wirken plastisch und so verlockend luxuriös wie trist. Während einen die zwanzig Minuten des Einstiegs halbwegs bei der Stange halten, beginnt für den Film-Noir-Freund spätestens mit der ersten Ballerei der Katzenjammer.
 
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© Studiocanal GmbH
 
Dann entgleitet Film Noir in ein banales Actionspektakel voller Klischees, wie man sie seit 30 Jahren aus dem Fernsehen kennt. Hubschrauber verfolgt Auto und ballert mit Maschinengewehr pausenlos auf einen „Helden“, der niemals nur eine eine Schramme davon trägt. Das wiederholt sich im Ganzen 3, 4 Male, selbst eine Panzerfaust wird aus dem Helikopter abgefeuert, während Danny Hudson an allen möglichen Türen klingelt, um Licht ins Dunkel seiner Identität zu bringen. Könnte das Actiongenre als Realfilm noch manchen hinterm Ofen hervor locken, ist es als lausige Animation kaum zum Aushalten. Denn die wirkt so amateurhaft wie in einem betagten Computerspiel. Die Figuren bewegen sich weder fließend noch ansatzweise natürlich. Wenn Danny und Angela im Cabriolet über den Boulevard brausen, wackeln Angelas Haare wie ein Wischmob an der Stange, als wolle uns der Zeichner sagen: Hallo, sie  fahren! Die Gesichter sind flach und charakterlos. Auch sonst zeigen die Personen kaum persönliche Merkmale. Vielmehr sind Frauen stereotype Computerwesen der Marke Lara Croft, d.h. in ihren weiblichen Attributen überstilisiert, weshalb sie kaum auseinanderzuhalten sind. Alle wurde sie von Danny Hudson gequält, alle wollen sie Sex mit ihm, den er ihnen nicht verwehrt… Nach einer Dreiviertelstunde ist der Film in peinlichen Klischees versumpft. Die scheinbare Logik der Story, die ihr Ende als Überraschung im Blick hat, lässt vieles offen und die Handlungsweise mancher Nebenperson zuletzt als rätselhaft (weil eindeutig dämlich) erscheinen. Fazit: dieses Machwerk lohnt sich auf keinen Fall und trägt sein Etikett im Titel zu Unrecht. Wer einen guten Animationsfilm mit Anleihen beim Film Noir sehen will, sollte sich den französischen Renaissance (FRA/UK/LUX 2006) anschauen.  
 
Technisch einwandfreie Edition als deutsche 2DVD (2008) der Studiocanal GmbH, Tonspuren auf Englisch und Deutsch, dazu deutsche Untertitel, ungekürzte Laufzeit und Originalformat, obendrein ein paar Extras.
 

 

Neo Noir | 2007 | USA | D. Jud Jones | Risto Topalski

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