Return Of The Whistler, The

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Bewertung
***
Originaltitel
The Return Of The Whistler
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller

Michael Duane, Lenore Aubert, Richard Lane, James Cardwell, Ann Shoemaker

Regie
D. Ross Lederman
Farbe
s/w
Laufzeit
61 min
Bildformat
Vollbild

 


 

© Columbia Pictures Corporation

 

Am späten Abend hält auf einer Landstraße zwischen New York und Marston, New Jersey, ein Wagen vor einem Hinweisschild und Ingenieur Theodore Anthony Nichols (Michael Duane), meist Ted genannt, springt ins Freie, um in dem Gewitterregen die Angaben darauf entziffern zu können. Als er es dank eines aufzuckenden Blitzes zuwege brachte, hechtet er zurück hinters Steuer und zu seiner Verlobten, Alice Dupres-Barclay (Lenore Aubert), einer aus Frankreich stammenden, jungen Witwe, vormals mit einem US-Soldaten verheiratet. Sobald sie weiterfahren, erklärt Ted seiner Alice, dass sie in Kürze ankommen müssten. Sie jedoch findet diese Fahrt durch den Starkregen sehr romantisch, weil Vergangenheit und Zukunft darin wie ausgelöscht scheinen. Nun halten sie vorm Haus des Richters, den Ted am Nachmittag telefonisch über ihr Kommen benachrichtigte und der sie heute Abend trauen wird. Indessen er bereits ausstieg, nimmt Alice einige Dokumente, darunter ihren Reisepass, aus der Handtasche und verstaut sie im Handschuhfach. Da hält Ted ihr die Tür auf und die beiden eilen zum Haus, wo ihnen Mrs. Hulskamp (Sarah Padden), die Frau des Richters, sogleich öffnet. Allerdings musste ihr Mann heute Abend in einer Rechtssache nach Ganfield fahren und wird angesichts des heftigen Regens heute Nacht nicht zurückkehren. Und während die drei im Korridor darüber sprechen, hält draußen auf der Straße ein Wagen. Ein Fremder macht sich am Motor von Ted Nichols‘ Wagen zu schaffen, um ihn außer Gefecht zu setzen…

 

Im Rundfunk der US-amerikanischen Westküste gehörte die Hörspielreihe The Whistler zu den erfolgreichsten Sendeformaten der 40-er Jahre, ausgestrahlt vom dortigen CBS Radio Network. Im Zeitraum von 1942 bis 1955 brachte es die Serie mit ihren dunklen Kriminalgeschichten, die oft kein Happy End beinhalteten, auf ganze 692 Episoden. Die einzige Konstante war der ominöse Erzähler selbst, der sich The Whistler nannte und als quasi allwissender Schatten unter Menschen seine Beobachtungen in Form von Geschichten weitergab. Schon 1944 brachte Columbia Pictures den ersten Film einer gleichnamigen Serie ins Kino, darin Otto Forrest zu dem als Silhouette über Häuserwände huschenden Schattenriss eines Mannes in Trenchcoat und Hut sein Publikum als The Whistler begrüßte: “I...am the Whistler, and I know many things, for I walk by night. I know many strange tales, many secrets hidden in the hearts of men and women…” Insofern die Figur im Rundfunk auf ihre Stimme reduziert und als am Geschehen Unbeteiligter zugleich unbekannt blieb, brauchte die Filmserie jenseits von Stimme und Silhouette eine andere Konstante. Produzent Rudolph C. Flothow und Regisseur William Castle, der vier der acht Filme inszenierte, fanden solche im Schauspieler Richard Dix, während der 30-er Jahre ein Star der RKO Radio Pictures. Mit 50 Jahren war Dix, der seine Glanzzeit hinter sich wusste, dem Alkohol verfallen und sah mindestens so alt aus, wie er wirklich war. Vor allem war er aber ein großartiger Schauspieler vom Schlage James Cagneys oder Edward G. Robinsons. In den sieben Werken der Serie mit Dix, der zwischen 1944 und 1947 keine sonstigen Filme mehr drehte, lieh er den B-Produktionen der Columbia Pictures sein ganzes Können. Mit William Castle, sofern er die Regie führte, und einer deutlichen Hinwendung zum Film Noir, erscheint die Filmreihe The Whistler bis heute erstaunlich hochwertig. Nach mehreren Herzinfarkten musste Richard Dix im Anschluss an The Thirteenth Hour (USA 1947) jedoch aufhören. The Return Of The Whistler wurde der achte und letzte Film der Serie, darin der 33-jährige Michael Duane die Hauptrolle spielte.

 

 

© Columbia Pictures Corporation

 

Die Verlobte des in New York lebenden Ted Nichols verschwindet des Nachts aus einem Hotel in Marston, doch niemand will etwas gesehen haben. Privatdetektiv Gaylord Traynor (Richard Lane) bietet seine Dienste an, und zusammen mit Ted Nichols beginnt er, die Vergangenheit der Alice Dupres aufzurollen, die ihr Verlobter erst vor zwei Wochen überhaupt kennenlernte... Indessen der Großteil aller Erzählungen der Hörspielreihe The Whistler von deren Produzenten und Autoren selbst verfasst wurde, geht The Return Of The Whistler auf die Kurzgeschichte All At Once, No Alice (EA 1940) von Cornell Woolrich zurück, einem der besten Lieferanten von Vorlagen für den klassischen Film Noir. In der ersten Hälfte gelingt es D. Ross Lederman die Entwicklung der Filmhandlung pointiert zuzuspitzen und Spannung zu erzeugen, zudem mit Richard Lane als Private Eye tatsächlich ein solider Ersatz für den gegerbten und charaktervollen Richard Dix in einer zentralen Rolle mitwirkt. Sobald man als Zuzschauer jedoch eingeweiht ist, gerät der Film ins Fahrwasser einer Variation von Joseph. H. Lewis‘ My Name Is Julia Ross (USA 1945) und büßt an Spannung deutlich ein. Das Finale ist hastig und lustlos ausgeführt, so als hätten nicht nur die Zuschauer sondern auch die Ausführenden hinter der Kamera das Interesse an der Sache verloren. Schade! Dieser Abschluss einer im Ganzen tollen Filmreihe hätte weit besser ausfallen können.

 

Der in Deutschland 1980 einmalig als Die Rückkehr des Whistler im Fernsehen gezeigte Film erschien via Sony Pictures Entertainment in deren Choice Selection (USA) in einer inzwischen vergriffenen Edition als DVD-R (2015) und zwar in in einer bild- und tontechnisch erstklassigen Fassung, ungekürzt und im Originalformat mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras. Eine in England bei Onesmedia erschienene 4-DVD-Box (2016) mit allen acht Filmen der Spielfilmreihe The Whistler (USA 1944-1948) ist sowohl bild- als auch tontechnisch miserabel, de facto von Bootleg-Qualität, und ist daher nicht zu empfehlen.

 


 

Film Noir | 1948 | USA | D. Ross Lederman | Cornell Woolrich | Richard Lane | Ann Doran

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