Maschinist, Der

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Bewertung
****
Originaltitel
The Machinist
Kategorie
Neo Noir
Land
ESP/FRA/UK/USA
Erscheinungsjahr
2004
Darsteller

Christian Bale, Jennifer Jason Leigh, Michael Ironside, Atania Sanchez-Guon, John Sharian

Regie
Brad Anderson
Farbe
Farbe
Laufzeit
98 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Trevor Reznick (Christian Bale) fährt eines Nachts mit seinem Pick-up-Truck auf einem Industriegelände an einen Abwasserkanal. Von der Ladefläche hebt der klapperdürre Mann eine schwere Last. Es ist eine in einen Teppich eingewickelte Leiche, und als er sie die Rampe hinabrollen will, sieht er jemanden mit einer Taschenlampe näher kommen, der ihn anruft: "Who are you?“ Trevor Reznick steht vorm Badezimmerspiegel, eine Taschenlampe auf dem Tisch, und er wäscht sein von Schürfwunden entstelltes Gesicht. Als er sich umwendet, sieht er am Kühlschrank eine Notiz mit einer handgeschriebenen Botschaft heften: "Who are you?“ Trevor Reznick, der seit einem Jahr an Insomnia leidet, schuftet in der metallverarbeitenden Schwerindustrie, wo er Tag für Tag eine Maschine bedient. Weder er noch seine Kollegen Miller (Michael Ironside) oder Jackson (Lawrence Gilliard jr.) kommen mit dem herrischen Vorarbeiter Tucker (Craig Stephenson) gut zurecht. Doch abends folgt Reznick nicht mehr den Einladungen zu einem Pokerspiel sondern verbringt seine Zeit lieber bei der Prostituierten Stevie (Jennifer Jason Leigh), die ihm zu verstehen gibt, dass er gar nicht mehr existiere, wenn er noch dünner werde. Oder er ist allein in seinem herunter gekommenen Apartment, wo er seine Hände und den Badezimmerboden mit Bleichmittel traktiert. Nachts fährt er zum Flughafen hinaus, wo er sich in einer Bar von Maria (Atania Sanchez-Guon) eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen servieren lässt. Doch wenn er auf die Uhr hinter dem Tresen blickt, so geht diese immer zur selben Stunde um eine Minute zurück und Trevor verlässt das Gebäude und fährt nach Hause…
 
Der amerikanische Regisseur Brad Anderson dreht in Barcelona, Spanien, mit englischen, italienischen, kanadischen, amerikanischen und spanischen Darstellern einen Neo Noir, der schlicht apokalyptisch ist. Doch verzichtet Anderson, der sich deutlich im Fahrwasser von Alfred Hitchcock und David Lynch zu bewegen versteht, auf den Budenzauber der Horrorfilm-Klischees. Der Maschinist ist trotz einiger brutaler und erschreckender Szenen weit eher ein Film, der deprimiert, als dass er schockiert. Hier ist so ziemlich alles anders, als man es eingangs erwartet, ein Stilmittel klassischen Film Noirs. Doch die Vielzahl der Wendungen ist im Rahmen einer cleveren Montage, die an Kubrick, Hitchcock und Siodmak denken lässt, niemals Selbstzweck. Die Täuschungen, denen wir als Zuschauer auf den Leim gehen, sind die Täuschungen Trevor Reznicks, und jeder Wissensvorsprung, den der Film anzubieten scheint, erweist sich immer als ein solcher der mehr oder minder cleveren Deduktion. Hier ist vieles in keiner Weise vorhersehbar und am Ende, da sich die Teile des in die Vergangenheit greifenden Puzzles zum Ganzen fügen, dennoch stimmig. Insofern ist der Film definitiv auch von Christopher Nolans Memento (USA 2000) inspiriert, obgleich die Prämisse der Amnesie - konträr zu vielen Vorgängern des Film Noirs der Vierziger - keine explizit ausgesprochene ist. Das Ende erinnert in abgewandelter Form an dasjenige von Alfred Hitchcocks Psycho (USA 1960).
 
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Der englische Schauspieler Christian Bale hat für die Rolle Trevor Reznicks nahezu dreißig Kilogramm abgenommen, fast ein Drittel seines normalen Körpergewichts. Er spielt brillant, doch überstrahlt solche Tatsache allzu sehr die Leistungen anderer Darsteller, die in dem Film vertreten sind. So ist Jennifer Jason Leigh (Road To Perdition, USA 2002) hier ebenfalls ein Genuss – eine Darstellerin, deren Präzision immer und jederzeit überzeugen kann. Aber noch viele andere sind exzellent, etwa Atania Sanchez-Guon als Maria oder Michael Ironside (Guncrazy – Junge Killer, USA 1992) als Miller. Bemerkenswert ist zudem der Auftritt Anna Masseys als Trevor Reznicks Vermieterin Mrs. Shrike, die schon seinerzeit als Helen Stephens in Michael Powells Augen der Angst (UK 1960) mit dem „falschen“ Mieter unter einem Dach hauste. Der Maschinist ist ein Film, der Klasse beweist, ein präzise ausgearbeitetes Skript zur Grundlage hat und mit viel Liebe zum Detail von Anderson selbst und seinem spanischen Kameramann Xavi Giménez in Szene gesetzt wurde. Er ist andererseits kein Film für jedermann, denn Der Maschinist ist sowenig wie die Meisterwerke der hier genannten Regisseure leichte Kost. Er ist genau genommen das Gegenteil dessen, doch wer sich darauf einstellen und einlassen kann, wird von diesem Neo Noir belohnt. Ein eindrückliches cineastisches Erlebnis, das ich persönlich jedem David-Lynch-Film vorziehe.
 
Sehr gute BD- und DVD-Ausgabe (2009) der 3L Film GmbH & Co. KG, die den Film ungekürzt im Originalformat mit wahlweise deutschem oder englischem Ton sowie mit dem Kinotrailer als Extra präsentiert. Unbedingt empfehlenswert.
 

Neo Noir | 2004 | International | Brad Anderson | Xavi Giménez | Christian Bale | Michael Ironside | Anna Massey | Jennifer Jason Leigh

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