Neo Noir
| USA
| 2007
| Dennis Lehane
| Ben Affleck
| Casey Affleck
| Ed Harris
| Michael Kenneth Williams
| Morgan Freeman
| Titus Welliver
| Amy Ryan
| Michelle Monaghan
Bewertung
*****
Originaltitel
Gone Baby Gone
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2007
Darsteller
Casey Affleck, Michelle Monaghan, Ed Harris, Amy Ryan, Morgan Freeman
Regie
Ben Affleck
Farbe
Farbe
Laufzeit
114 min
Bildformat
Widescreen
Boston, Massachusetts: Im Stadtteil Dorchester ist die vierjährige Amanda (Madeline O’Brien) eines Abends aus ihrem Kinderzimmer gekidnappt worden, als ihre Mutter Helen McCready (Amy Ryan) kurz bei den Nachbarn zu Besuch war. Captain Jack Doyle (Morgan Freeman) leitet die Untersuchungen in dem Fall. Doch sind es Beatrice McReady (Amy Madigan) und ihr Mann Lionel (Titus Welliver), Amandas Tante und Onkel, die sich nach drei Tagen ohne Fahndungserfolg dazu entschließen, den Privatdetektiv Patrick Kenzie (Casey Affleck) und Angela Gennaro (Michelle Monaghan), Patricks Partnerin im Beruf und im Privaten, für die Suche zu engagieren. Die beiden sind auf die Suche nach Vermissten spezialisiert, obgleich sie bislang noch nie an einem Fall von Kindesentführung arbeiteten. Als sie zum ersten Mal mit Helen McReady in Kontakt treten, werden sie von der kokainsüchtigen und im Viertel bekannten Nachteule lediglich beschimpft. Helen ist selbst mit dem Drogendealer und Kleinkriminellen "Skinny“ Ray Likansky (Sean Malone) liiert, wie Patrick und Angela durch einen Besuch in Helens Stammkneipe Murphy’s Law schnell herausbekommen. Außerdem soll sie an dem Abend der Entführung Amandas nicht bei den Nachbarn sondern mit Likansky zusammen gewesen sein. Captain Doyle, der nur ungern mit den beiden Privatschnüfflern kooperiert, bringt sie mit seinen Police Detectives Remy Bressant (Ed Harris) und Nick Poole (John Ashton) zusammen. Doch diesen sagt der Name Likansky nichts und sie zeigen sich von Patrick Kenzies neuen Informationen nicht sonderlich beeindruckt…
Ben Afflecks Debüt als Filmregisseur ist von den ersten Minuten an ein Thriller, der seine Dynamik aus einem dramaturgisch sicheren Fortgang und nicht aus hektischer Action zieht. Er behandelt sein Thema nie sentimental oder sensationslüstern, sondern überlässt durch einen distanzierten Blick auf seine Charaktere deren innere Zerrissenheit und ihr daraus resultierendes, fragwürdiges Handeln ganz dem Zuschauer. Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel urteilt und verurteilt nicht. Darin liegt seine Stärke, und vielleicht macht es den Film, dem einige Kritiker nicht zu Unrecht eine im letzten Drittel überfrachtete Handlung vorwerfen, zu einem trotzdem ungemein beeindruckenden, seine Bestwertung nicht mit Raffinesse jedoch mit großem Einsatz fordernden Drama. Seine wirklichen Pluspunkte erwirbt dieser Neo Noir vor allem durch eine klare und stringente Nutzung der Form. Mit den einleitenden Worten des Detektivs Patrick Kenzies aus dem Off über quasi dokumentarischen Eindrücken des herunter gekommenen Stadtteils Dorchester in Boston, Heimat aller Protagonisten des Films, betritt der Zuschauer Film-Noir-Terrain. Patrick Kenzie erzählt seine Geschichte im Rückblick und auch die Rückblende, jenes so vielschichtige Instrument der Noir-Erzählweise, wird extensiv genutzt. Und je weiter der Film voran schreitet, desto eindeutiger und präziser lässt er sich im Kanon dieser Werkstradition an seinem ureigenen Platz nieder. Es gilt nicht zuletzt auch für die Bilderwelten John Tolls, der als Kameramann verantwortlich zeichnete. "The film seems to penetrate the need (indeed, seeming prerequisite) for a black-and-white aesthetic (…) We can see from (…) Gone Baby Gone, that film Noir is here to stay.” schrieb Martin Kingsley 2009 für Wonderbread.
Ben Afflecks Debüt als Filmregisseur ist von den ersten Minuten an ein Thriller, der seine Dynamik aus einem dramaturgisch sicheren Fortgang und nicht aus hektischer Action zieht. Er behandelt sein Thema nie sentimental oder sensationslüstern, sondern überlässt durch einen distanzierten Blick auf seine Charaktere deren innere Zerrissenheit und ihr daraus resultierendes, fragwürdiges Handeln ganz dem Zuschauer. Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel urteilt und verurteilt nicht. Darin liegt seine Stärke, und vielleicht macht es den Film, dem einige Kritiker nicht zu Unrecht eine im letzten Drittel überfrachtete Handlung vorwerfen, zu einem trotzdem ungemein beeindruckenden, seine Bestwertung nicht mit Raffinesse jedoch mit großem Einsatz fordernden Drama. Seine wirklichen Pluspunkte erwirbt dieser Neo Noir vor allem durch eine klare und stringente Nutzung der Form. Mit den einleitenden Worten des Detektivs Patrick Kenzies aus dem Off über quasi dokumentarischen Eindrücken des herunter gekommenen Stadtteils Dorchester in Boston, Heimat aller Protagonisten des Films, betritt der Zuschauer Film-Noir-Terrain. Patrick Kenzie erzählt seine Geschichte im Rückblick und auch die Rückblende, jenes so vielschichtige Instrument der Noir-Erzählweise, wird extensiv genutzt. Und je weiter der Film voran schreitet, desto eindeutiger und präziser lässt er sich im Kanon dieser Werkstradition an seinem ureigenen Platz nieder. Es gilt nicht zuletzt auch für die Bilderwelten John Tolls, der als Kameramann verantwortlich zeichnete. "The film seems to penetrate the need (indeed, seeming prerequisite) for a black-and-white aesthetic (…) We can see from (…) Gone Baby Gone, that film Noir is here to stay.” schrieb Martin Kingsley 2009 für Wonderbread.
© Studiocanal GmbH
Ein weiterer Bonuspunkt ist die Wahl der Schauspieler für die jeweiligen Charaktere, die perfekt ist. Obgleich Michelle Monaghan tendenziell schwächer abschneidet, kann das den Film nicht beeinträchtigen. Abgesehen von Casey Affleck und Morgan Freeman, die gewohnt gut sind, zeigen Amy Ryan und Ed Harris eine weit überdurchschnittliche Leistung, mit der sie dem Film ihren Stempel aufdrücken. Es ist ein Genuss zu erleben, wie diese Akteure ihre Charaktere in jeder Minute glaubwürdig erscheinen lassen, denn an überraschenden Wendungen und emotionalen Fallen herrscht kein Mangel. Zudem zeichnet diesen Neo Noir seine Riege von Nebendarstellern aus, allen voran der Bostoner Rapper Slaine als Drogendealer Bubba und Edi Gathegi als Gangster Cheese. Das Portrait Bostons durch die Augen Patrick Kenzies, seine tief wurzelnde Beziehung zu den Vierteln und ihren Bewohnern, trägt viel zur Verankerung im Gedächtnis des Zuschauers bei. Zuletzt wird dieser mit einer Entscheidung konfrontiert, so essentiell wie diejenige Sam Spades (Humphrey Bogart) in Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941). Ein Film Noir erster Güte!
Exzellente BD- bzw. DVD-Editionen (2011) der Studiocanal GmbH: ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch topp, wahlweise deutsche oder englische Tonspur, deutsche oder englische Untertitel, den US-Kinotrailer als Extra. Lediglich der deutsche Zweittitel Kein Kinderspiel ist auch hier vollends nichtssagend und überflüssig.