Tatort Paris

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
125 rue Montmartre
Kategorie
Post Noir
Land
FRA
Erscheinungsjahr
1959
Darsteller

Lino Ventura, Andréa Parisy, Robert Hirsch, Dora Doll, Jean Desailly

Regie
Gilles Grangier
Farbe
s/w
Laufzeit
85 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Paris, Frankreich: Der aus Siena, Italien, eingewanderte Pascal Cazalis (Lino Ventura) ist für die Tageszeitung France-Soir auf den Straßen der Metropole als Zeitungsverkäufer tätig. Schomn früh am Morgen sitzt er in der Verteilerstelle, wo viele Kollegen sich am Tresen tummeln, um die angelieferten Zeitungen in Bündeln zu 50 oder 100 Exemplaren entgegenzunehmen und vor der Konkurrenz auf der Straße zu sein. Aber die hübsche Germaine Montillier (Dora Doll), von allen nur Mémène gerufen, ist Pascals Geliebte. So kann er sich in Ruhe die für ihn reservierten Bündel abholen. Der heruntergekommene Kollege Victor (Lucien Rambourg) ist darüber erbost und zieht Pascal mit seiner Liebschaft auf. Doch der lässt ihn abblitzen und holt sich von Mémène seinen Stapel an Tageszeitungen. Sie möchte sich für den Abend mit ihm verabreden, aber schon wieder hat Pascal eine Ausrede parat, setzt sich aufs Fahrrad und macht sich auf den Weg in sein Revier. Weil er Probleme mit der Kette hat, hält er in der Werkstatt von Auguste (Marcel Bernier) und lässt das Gefährt zwecks Reparatur zurück. Pascal ist ein erfahrener Verkäufer und flink im Verkauf seiner Hundertschaft. Nachdem er das letzte Exemplar unter die Leute brachte, hockt er sich bei der Pont de l’Alma auf ein am Steg liegendes Ruderboot und zündet sich eine Zigarette an. Ein Motorboot der Zeitung rast heran. Der Bootsführer bietet ihm die Mitnahme an, doch Pascal lehnt dankend ab. Neugierig nähert sich ein Fremder (Robert Hirsch) in einem abgetragenen Anzug…

 

“In both its plotting and its design, 12 rue Montmartre looks as if it was strongly influenced by American film noir and Alfred Hitchcock’s suspense thrillers”, schreibt James Travers für French Films und liegt damit völlig richtig. So erinnert Gilles Grangiers Adaption des gleichnamigen Romans (EA 1958) von André Gillois, darin der einfach gestrickte und grundehrliche Pascal Cazalis einem gerissenen Ganoven auf den Leim geht, auch an Hitchcocks Der falsche Mann (USA 1956). Allerdings hat Cazalis als Hauptverdächtiger in einem Mordfall das Glück an den seinerseits schlauen Commissaire Dodelot (Jean Desailly) zu geraten, der als Beobachter und Zuhörer schnell bemerkt, dass etwas nicht stimmen kann… Tatort Paris vom Routinier Gilles Grangier kam seinerzeit auch in die bundesdeutschen Kinos und präsentiert einen Lino Ventura im Jahr seines Durchbruchs, der in vier Produktionen des Jahres die Hauptrolle innehatte und auf Filmplakaten an erster Stelle stand sowie in weiteren drei Filmen eine signifikante Nebenrolle spielte. Als er fünf Jahre zuvor in Jacques Beckers phänomenalem Film Noir Wenn es Nacht wird in Paris (FRA/ITA 1954) in Jean Gabin, der als Gangster Max le Menteur sein Comeback als Ikone des französischen Films feierte, einen Freund und Mentor fand, bedeutete das für den ehemaligen Profi-Ringer Lino Ventura den Start in eine zweite Karriere. Für Gilles Grangier hatte Ventura bereits in dessen Film Noirs Die unheimlichen vier / Die Nacht bricht an (USA 1957) und Du hast noch drei Tage (FRA 1957) vor der Kamera gestanden, die ihn erneut mit Jean Gabin bzw. mit Jeanne Moreau zusammenbrachten, jenen Filmpartnern aus seinem Debüt in Wenn es Nacht wird in Paris. Jetzt aber spielte er die Hauptrolle und de facto macht Lino Ventura mit Darstellung des Zeitungsverkäufers Pascal Cazali den Film Noir Tatort Paris ganz und gar zu seinem.

 

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Die Geschichte um einen vorgetäuschten Einbruch, der einen Mord aus Habgier kaschieren und einen eindeutig Tatverdächtigen produzieren soll, ist überaus originell, in ihrer Komplexität aber nicht vollends glaubwürdig. Zudem war Gilles Grangier, der in jener Zeit pro Jahr 2 bis 3 Thriller oder Melodramen ablieferte, nicht gerade innovativ und zeichnete sich auch nicht durch eine ureigene Handschrift aus. Aber… der Mann verstand seinen Beruf, und je nach Drehbuch, Besetzung und Schauplätzen sind einige seiner Filme noch heute mehr als nur unterhaltsam. Tatort Paris zählt für mich dazu. Indessen mir die ersten 10 Minuten fast zu schleppend waren, nimmt der Film mit dem Auftritt des depressiven, suizidalen Didier Barrachet (Robert Hirsch) Fahrt auf, und die Chemie Lino Venturas mit dem gesamten exquisit gewählten Ensemble ist einfach phänomenal. Auch die Drehorte im Paris der späten 50er Jahre sind wunderbar gewählt und in Szene gesetzt, und zu guter Letzt weiß Grangier auch, den Spannungsbogen im Finale nicht verflachen zu lassen und mit einer Überraschung zu punkten. Ein im Vergleich zu Hitchcock vielleicht etwas harmloser, allemal jedoch fein inszenierter und exquisit gespielter französischer Film Noir, der für Cineasten der Filmklassik stets sehenswert ist.

 

Es gibt eine bild- und tontechnisch einwandfrei restaurierte Fassung des Films auf einer deutschen DVD (2021) der Pidax film media Ltd. mit dem Film ungekürzt und im Originalformat. Neben der deutschen Synchronisation gibt es die original französische Tonspur, leider ohne Untertitel, als Extras neben dem Kinotrailer wie immer bei Pidax einen beigelegten Nachdruck der Illustrierten Film-Bühne mit Text und Szenenfotos des Programmheftes. Zuvor gab es den Film via Universum Film GmbH, München, und zwar in der 3DVD-Box-Sets Lino Ventura No. 3 - Thriller Box (2006), ebenfalls ungekürzt und im Originalformat, mit wahlweise der deutschen oder der französischen Tonspur.

 


Post Noir | 1959 | France | Gilles Grangier | Jean Desailly | Lino Ventura | Dora Doll

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