Je-hoon Lee, Sung-kyun Kim, Geun-hyung Park, Ah-ra Ko, Jun-hyeok Lee
Im Jahr 1983 ist der Privatdetektiv Gil-dong Hong (Je-hoon Lee) der wohl beste Mann in der Detektei HDB, die von der steinreichen Präsidentin Hwang (Ah-ra Ko) im posthumen Auftrag ihres einst mächtigen Vaters geführt wird. Womöglich kennt sie Gil-dong Hongs Geschichte besser als er selbst, der sich vornehmlich an die Ermordung seiner Mutter durch den einäugigen Byeong-deok Kim (Geun-hyung Park) erinnert, dem er seit 20 Jahren auf der Spur ist. Kürzlich gelang es ihm, drei Gangster des internationalen Mädchenhandels in eine Falle zu locken, so dass sie ihrerseits ums Leben ihrer Familien fürchten mussten. Mit zusätzlicher Gewalt konnte er endlich den Wohnort des Gesuchten ermitteln. Nun ist Gil-dong Hong auf dem Weg dorthin, allein in seinem Wagen fährt er über die endlosen Straßen der Großstadt in einer verregneten Nacht…Sein Ziel ist das Dorf Myundwol, wo der verarmte Kim sich mit seinen beiden Enkelinnen Dong-i (Jeong-eui Roh) und Mal-soon (Ha-na Kim), über deren Heranwachsen zu wachen ihm bestimmt scheint, eine bescheidene Hütte teilt. Der Alte isst soeben mit den beiden Mädchen, die eine sechs und die anderen zehn, zu Abend und ermahnt die kleine Mal-soon zu mehr Fleiß in der Schule. Er erklärt ihnen, dass sie morgen wieder umziehen müssten, was die Kinder allerdings nicht gutheißen wollen. Da fällt Dong-i auf, dass draußen vor dem einsam gelegenen Haus ein Auto parkt. Und Byeong-deok Kim muss fürchten, dass er den morgigen Umzug um einen Tag zu spät geplant hat…
Über die ersten zwei Drittel dieses Films war ich überzeugt, dass ich diesem Neo Noir mit einem Skript von der Stange, die sich nicht selten als Brechstange erweist, wegen seiner flotten Dramaturgie und seiner bizarren Charaktere ein leidliches Zeugnis ausstelle. Alles andere als originell, dennoch kurzweilig und von großteils guten bis sogar hervorragenden Schauspielern geprägt, so ließ ich mich von der Welle lauwarmer Unterhaltung eine Weile tragen. Obgleich zu Beginn der Privatdetektiv Gil-dong Hong als vollends desillusionierter, brutaler Tough Guy mit Rachegelüsten eingeführt wird, versteht sich der Film ab dessen unfreiwilliger Partnerschaft mit dem Geschwisterpaar Dong-i (Jeong-eui Roh) und Mal-soon (Ha-na Kim) als ein solcher mit Augenzwinkern, was ihm auf mittlere Sicht gut bekommt. Der für den Zuschauer im Nu einsehbare Dreh- und Angelpunkt ihrer Beziehung liegt darin, dass Hong Gil-dong sich am Großvater der Mädchen, Byeong-deok Kim , das einzig ihnen verbliebene Familienmitglied, für dessen nun 20 Jahre zurückliegenden Mord an seiner Mutter rächen will. Doch im Verlauf der Suche nach dem einer rätselhaften Entführung zum Opfer gefallenen Alten rührt die Beziehung der drei unterschiedlichen Einsamen an Saiten, die in Hong Gil-dong leise und lange nachklingen… Hin und wieder war es mir zuviel der Süße, mit welcher Sung-hee Jo seine dem Film Noir entliehene Ästhetik und Handlung nachwürzte. Doch die Unverträglichkeit dieser Mischung stellte sich erst mit dem letzten Drittel vollends ein.
“Where things start to get bland-to-forgettable is in the plot itself, a somewhat under-cooked conspiracy”, schreibt Thomas O’Connor für Flickering Myth und bringt es auf den Punkt. Nichts und niemand rettet den dritten Akt, der das gesamte Konstrukt der Handlung als leere Schale entlarvt, eine an der Grenze zum Debilen angesiedelte Verschwörung des Geheimbundes GU, der seit langem die Spitzen von Wirtschaft und Politik unterwandert, um nun die Herrschaft im Land an sich zu reißen. Leider verstehen wir nicht ansatzweise, wie das geschehen soll und Sung-hee Jo, Autor und Regisseur, weiß es anscheinend auch nicht. In einer vor den Augen der Öffentlichkeit verborgenen, in einem Tal gelegenen Stadt sollen alle Bewohner hingerichtet werden, weshalb sich der Geheimbund ein paar Lastwagen mit Maschinenpistolen und Munition besorgt. Tja, und weiter? Allein die Frage, ob es den Superbösen gelingen wird, ihren mörderischen Plan auszuführen, der die Superguten um die Detektei-Präsidentin Hwang (eine Funktionsrolle ohne nur den Hauch einer Persönlichkeit), in einen Wettlauf gegen die Zeit treibt, soll die Zuschauer von der Macht des GU-Bundes überzeugen. Doch das einzige, wovon mich das unlogische und martialische Finale überzeugte, war die Irrelevanz der Handlung an und für sich. Wer den Film vom Ende her aufrollt, dem fällt auf, dass in Anbetracht des Vorwissens der Detektei die so verzwickte Handlung bloß hanebüchen ist. Sie entbehrt jeder Notwendigkeit, ist ein Sammelsurium von Handlungsbausteinen aus anderen Neo-Noir- und Thriller-Vorbildern und schielt mit Implementierung der etwas abgedunkelten Heldengestalt Gil-dong Hong - schneidet beim Verhör Widersachern die Finger mit der Geflügelschere einzeln ab! - nach einer Fortsetzung im gleichen Fahrwasser. Phantom Detective ist dabei reines Kommerzkino, überzuckert und übersteuert. Angesichts der faschistoiden Gewaltverherrlichung im Schlussteil ist dem Cineasten obendrein ein Kater garantiert. Alles in allem ein grauenhaft durchkalkulierter und im Abschluss schlichtweg übler Film.
Bild- und tontechnisch exzellente BD- und DVD-Editionen (2016) der Splendid Film GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, die original koreanische Tonspur und eine deutsche Synchronisation, dazu optional deutsche oder holländische Untertitel, den Kinotrailer als Extra.