Mann vom Eiffelturm, Der

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
The Man On The Eiffel Tower
Kategorie
Film Noir
Land
USA/FRA
Erscheinungsjahr
1949
Darsteller

Charles Laughton, Franchot Tone, Burgess Meredith, Robert Hutton, Jean Wallace

Regie
Burgess Meredith, Irving Allen
Farbe
Farbe
Laufzeit
94 min
Bildformat
Vollbild

 


 

Der Mann vom Eiffelturm-Poster-web1.jpgDer Mann vom Eiffelturm-Poster-web2.jpgDer Mann vom Eiffelturm-Poster-web3.jpgDer Mann vom Eiffelturm-Poster-web4.jpg

 

Paris: Der tschechische Einwanderer Johann Radek (Franchot Tone) war einst bei Professor Grollet (Wilfried White-Hyde) ein talentierter Student der Medizin. Doch der launische und wankelmütige Mann ist seit Jahren arbeitslos und streift wie jeden Morgen durch die Gassen und am Eiffelturm vorüber auf seinem Weg ins Café des deux Magots… Direkt davor hat der Scheren- und Messerschleifer Joseph Heurtin (Burgess Meredith) seine fahrbare Bude zum Halten gebracht. Heurtins Frau Giselle (Belita) macht ihm Vorhaltungen, dass er mit seiner Arbeit kaum das Geld zum Überleben verdiene. Doch Joseph verspricht ihr, dass er sich etwas überlegen und bald zu Geld kommen werde. Indessen taucht der US-Amerikaner Bill Kirby (Robert Hutton) vor der Tür des Cafés auf und erkundigt sich beim Kellner (Chaz Chase), ob er seine Frau Helen (Patricia Roc) gesehen habe, worauf jener ihn darauf hinweist, dass genau sie mit seiner Geliebten Edna Wallace (Jean Wallace) am Tresen sitze. Obwohl sich Edna und Helen flüchtig kennen, ist Bill Kirby nicht begeistert und setzt sich zu ihnen. Zuerst sprechen die drei über Bill Kirbys reiche Erbtante Mrs. Henderson, die ebenfalls in Paris lebt. Aber schließlich fordert Edna ihren Liebhaber Bill auf, Helen reinen Wein einzuschenken. Also informiert Kirby seine Ehefrau darüber, dass er und Edna heiraten wollen. Helen Kirby ist nicht abgeneigt, aus seinem Leben zu verschwinde, allerdings nur unter der Bedingung einer großzügigen finanziellen Abfindung. Leider ist Bill Kirby zurzeit noch mittellos…

 

Sein Autor Georges Simenon schrieb den ersten Roman über den Pariser Kriminalkommissar Jules Maigret - betitelt Pietr le Letton (auf Deutsch Maigret und Pietr der Lette) - bereits 1929. Erstmals 1931 erschienen die Geschichten in Buchform, sofort auch mehrere pro Jahr, und schon ab 1932 wurden in Frankreich zudem Maigret-Verfilmungen im Kino gezeigt. Doch erst Albert Préjean spielte die Rolle zwischen 1943 und 1945 mehrmals, so wie zwischen 1958 und 1963 auch Jean Gabin. Die amerikanisch-französische Co-Produktion Der Mann vom Eiffelturm, die Produzent Irving Allen und Schauspieler Franchot Tone unabhängig finanzierten, verzeichnet ausschließlich US-amerikanische und englische Schauspieler und wurde auf Englisch gedreht. Sie war seinerzeit die zweite Verfilmung des 1931 erschienenen Maigret-Romans La tête d’un homme (auf Deutsch Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes, EA 1935), der als Film gleichen Namens 1933 von Julien Duvivier ins Kino gebracht worden war. Aber Charles Laughton, ein wunderbarer Schauspieler, fehlt das Gespür für die Figur des Jules Maigret. Er agiert wie ein x-beliebiger Kommissar mit Spleen und erinnert an einen Hercule Poirot, jenen belgischen Detektiv aus der Feder seiner britischen Autorin Agatha Christie. Charles Laughton hat so wenig Französisches wie Jean Wallace oder Robert Hutton, nämlich gar nichts. Er trinkt ständig Bier, seine Madame Maigret heißt nur „my wife“ und taucht nie auf, er wirkt kauzig und behäbig - ein Non-Maigret. Einzig Burgess Meredith als Joseph Heurtin und Belita als seine Ehefrau Giselle entwickeln eine interessante Chemie und auch als Rollencharakter kann Joseph Heurtin überzeugen. Franchot Tone als Johann Radek, der zentrale Gegenspieler des Kommissars, wirkt leider überzeichnet und verstärkt dies durch einen Hang zum Over-Acting.

 

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”Am I following you, or are you following me?” Wenn es eine Sprache des Film Noirs gibt, ist es Englisch. In dieser Georges-Simenon-Verfilmung wirkt sie- so deplatziert wie ihre nicht-französischen Akteure. Es klingt fast klischeehaft, aber die von Kameramann Stanley Cortez (Chinatown, USA 1974) grandios aufs Zelluloid gebannte Metropole Paris, welche im Vorspann selbst als Akteur genannt wird und zwar als City of Paris, genau sie entlarvt die Charaktere solcher Erzählung, sobald sie zu sprechen beginnen, als Besucher. Kommissar Laughton-Maigret ist ein Tourist und kein Einheimischer. Und Burgess Meredith, der auf Wunsch Laughtons Irving Allen als Regisseur ersetzen musste, zeigt hinter der Kamera vor allem seine Unerfahrenheit. Sind einzelne Sequenzen atmosphärisch auch wunderbar, ist die Dramaturgie im Ganzen doch holprig. Eine Verfolgungsjagd über die Dächer von Paris, ein Mittagsmahl auf der Aussichtsterrase des Restaurants im Eiffelturm und manche Hatz zu Fuß oder im Taxi durch Pariser Gassen und Straßen - die Inszenierung ist das Beste und vor allem der Finesse von Cortez zu verdanken. Der Mann vom Eiffelturm war ein kapitaler Flop an der Kinokasse; Produzent Irving Allen ließ das werk für Jahrzehnte im Archiv verschwinden. Als historische Kuriosität und auch wegen zwei, drei psychologisch extrem zugespitzter Begegnungen Radeks und Maigrets ist das Werk für den Cineasten dennoch von Interesse und zumindest in der Inszenierung keinesfalls frei von Überraschungen.

 

Es gibt unzählige billige DVD-Editionen des in der Public Domain befindlichen Films mit einer bild- und tontechnisch katastrophalen Kopie des Films, die ungenießbar ist, derart schlecht ist deren Qualität. Einzig die von Odeon Entertainment, England, als DVD (2008) veröffentlichte Fassung mit der vom UCLA Film and Television Archive restaurierten Version ist zu empfehlen. Der 1949 mit Material der Ansco Reversal Film gedrehte Farbfilm war lediglich in zwei stark beschädigten 35mm-Kopien als Nitratfilm noch auffindbar, welche die Grundlage für die restaurierte, ungekürzte Fasung boten. Das Resultat ist nicht perfekt, vor allem die Farben sind teils verblichen und erscheinen oft rot- und gelbstichig, dennoch ist der Film problemlos zu goutieren. Wie häufig bei Odeon Entertainment gibt es das Werk nur mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras.

 


Film Noir | 1949 | USA | Burgess Meredith | Irving Allen | Georges Simenon | Stanley Cortez | Burgess Meredith | Charles Laughton | Franchot Tone | Howard Vernon | Robert Hutton | Wilfrid Hyde-White | William Phipps | Belita | Jean Wallace

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