Zwei in der Falle

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Rawhide
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1951
Darsteller

Tyrone Power, Susan Hayward, Hugh Marlowe, Dean Jagger, Jack Elam

Regie
Henry Hathaway
Farbe
s/w
Laufzeit
89 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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© Twentieth Century Fox Film Corporation

 

Über 2700 Meilen ist die von der Overland Mail täglich betriebene Verbindung via Postkutsche von San Francisco nach St. Louis lang und irgendwo auf halber Strecke liegt in der Wüste Nevadas die Poststation am Rawhide Pass. Hier versorgen der alte Sam Todd (Edgar Buchanan) und sein Gehilfe Tom Owens (Tyrone Power) Kutscher und Passagiere mit einem Gespann frischer Maultiere für die nächste Etappe und mit einer Mahlzeit. Einmal zur Mittagszeit und einmal am Abend kommt eine Kutsche in eine der beiden Richtungen der Verbindung hier durch, und jedesmal tun Sam und Tom das Nötige. Ein Wohnhaus und die dazugehörigen Stallungen, Frischwasser aus einer Quelle – mehr gibt es weit und breit nicht. Als heute die Kutsche nach St. Louis hält, berichtet Lieutenant Wingate (Kenneth Tobey), dass der Gangster Rafe Zimmerman (Hugh Marlowe) mit drei Kumpanen aus dem Gefängnis von Huntsville ausgebrochen und womöglich in der Gegend sei. Die Gesellschaft schreibt vor, dass bei Gefahr alleinreisende Frauen und Kinder in der jeweiligen Poststation zu verbleiben hätten. So muss die Nachtclubsängerin Vinnie Holt (Susan Hayward) mit ihrem Baby namens Callie (Judy Ann Dunn) heute hier bleiben. Erst am kommenden Tag dürfen sie mit der nächsten Kutsche nach St. Louis weiterreisen. Die Frau ist außer sich vor Wut, aber Sam und Tom zwingen sie schließlich vor Ort zu bleiben. Als sie an einer nahen Quelle ein Bad nehmen will, gibt ihr Tom zur Sicheheit seinen Revolver mit…

 

“This western by underrated director Henry Hathaway (…) chooses an escalating stylization consisting of asymmetrical visual compositions, bold camera angles and claustrophobic interiors,” schreibt der tschechische Filmwissenschaftler Prof. Dr. Milan Hain für den Katalog des Noir Film Festival 2016. Tatsächlich zählt solches Remake des Kriminalfilms Show Them No Mercy (USA 1935) als Western zu den wenigen konsequent dunklen und unsentimentalen Regiearbeiten seiner Zeit, zudem ohne patriotische Untertöne, wie es sonst für Filme der beginnenden McCarthy-Ära typisch ist. Seine Handlung nimmt eindeutig Bezug auf eine Reihe von Film Noirs, darin die Geiselnahme von Unbeteiligten in einem abseits gelegenen Haus im Zentrum der Handlung steht und die psychologische Dimension der Beziehungen aller Beteiligten zueinander in den Vordergrund rückt: Der versteinerte Wald (USA 1935), The Dark Past (USA 1948), Gangster in Key Largo / Hafen des Lasters (USA 1948) und vor allem Die Stimme des Gewissens (UK 1948) sind in ihrem Verlauf geradewegs Vorlagen für die Inszenierung von Zwei in der Falle. Denn nicht nur die Beziehung der stets auf der Flucht befindlichen Gangster zu ihren Gefangenen ist relevant sondern auch jene der Personen beider Gruppen untereinander. Signifikant für die Gruppe der bis dato im Gefängnis mit seinen starren Regeln Inhaftierten ist der Kampf um die Macht - ein Aushandeln der Hierarchie, die Entscheidungsträger und Gefolgsleute hervorbringt. In der Gruppe der Geiseln geht es oft um Liebesbande oder um die Frage der Courage, die eine alte Freundschaft oder einen Ehebund auf die Probe stellt. In Zwei in der Falle sind die Gefangenen eine Nachtclubsängerin, die mit dem Baby ihrer toten Schwester auf dem Weg nach St. Louis ist, sowie ein junger Mann, der nach dem Willen seines Vaters in jener Einöde der Poststation das harte Berufsleben erleben soll: “Learning the business.“

 

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© Twentieth Century Fox Film Corporation

 

Die durch Tyrone Power und Susan Hayward dargestellten Rollencharaktere, und dies scheint mir eine Besonderheit, sind zwei einsame Herzen, die ihrerseits mit einer Vollwaise im Gepäck eine Familie mimen. Indessen zwischen den vier Gangstern die Hackordnung unausgewogen bleibt und der Machtkampf zwischen Tevis (Jack Elam) und Rafe Zimmerman (Hugh Marlowe) voranschreitet, müssen die einander bis dato fremden Geiseln die Fassade wahren. Regiseur Henry Hathaway zieht aus allen Unwägbarkeiten der Konstellationen seine Spannungsmomente, und der Zuschauer fühlt sich wie auf einer schwankenden Scholle, die für alle Beteiligten zunehmend weniger Stabilität garantiert. Neben den Kontrahenten im Zentrum ist es vor allem Jack Elam, dessen Darstellung des ebenso hässlichen wie schamlos lüsternen Ganoven diesen Film so bereichert, wenn er wie ein geiles Reptil um Susan Hayward herumschleicht und im Finale sein wahres Gesicht zeigt. Jack Elams Tevis darf zu guter Letzt zu den skrupellosesten und amoralischsten Filmschurken seiner Zeit gerechnet werden, da kommen selbst die zeitgleich von Lee Marvin oder Lee Van Cleef gemimten Fieslinge kaum heran. Im Ganzen ist Zwei in der Falle eine hochkarätige und gelungene Ergänzung des Kanons des Noir Westerns und jedem Cineasten vorbehaltlos zu empfehlen.

 

Erstklassige englische DVD-Edition (2008) via Optimum Releasing Corp.als Lizenz der Twentieth Century Fox Film Corporation mit dem Film bild- und tontechnisch wunderbar restauriert, dazu den original englischen Ton ohne Untertitel und leider auch sonst ohne Extras. Allemal empfehlenswert, denn eine deutsche Edition als BD oder als DVD gibt es nicht.

 


Western Noir | 1951 | USA | Henry Hathaway | Milton R. Krasner | Dean Jagger | Edgar Buchanan | George Tobias | Jack Elam | James Millican | Jeff Corey | Tyrone Power | Walter Sande | Susan Hayward

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