Bewertung
***
Originaltitel
Foreign Intrigue
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1956
Darsteller
Robert Mitchum, Geneviève Page, Ingrid Thulin, Frédéric O’Brady, Eugene Deckers
Regie
Sheldon Reynolds
Farbe
Farbe
Laufzeit
96 min
Bildformat
Widescreen
© United Artists Corporation
An der französischen Riviera besitzt der vermögende Lebemann Victor Danemore (Jean Galland) ein luxuriöses Anwesen, das er mit seiner um die 40 Jahre jüngeren Ehefrau Dominique (Geneviève Page) und mit seinem Privatsekretär Dave Bishop (Robert Mitchum) bewohnt. Als der alte Herr an diesem Morgen in seiner Bibliothek auf die Leiter steigt, erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt… Dave Bishop, der in einem Reisebüro der nächsten Ortschaft Flugtickets nach Wien besorgte, findet ihn in seinen lezten Zügen auf dem Boden und kann ihm nicht mehr helfen. Dominique nimmt die Nachricht kühl auf. Auch Bishop, der mit der hübschen Frau einen vertrauten Umgang pflegt, zeigt kein Zeichen von Trauer. Sie fragt ihn allerdings, ob Victor vor seinem Tod etwas zu ihm gesagt habe. Bei der Beerdigung gibt Dr. Thibault (Georges Hubert) Dave Bishop übers offene Grab hinweg zu verstehen, dass er mit ihm sprechen müsse. Bei einem Cognac überreicht er ihm einen Brief des Wiener Rechtsanwalts Karl Mannheim (Frederick Schreicker), der die Todesursache Danemores per Zertifikat bestätigt haben möchte. Als auch Thibault sich erkundigt, ob Danemore vor seinem Tod noch etwas gesagt habe, wird Bishop langsam misstrauisch. Er nimmt den Brief an sich und verspricht die Sache zu klären. Als er ins Haus zurückkehrt, wird er dort von dem Versicherungsagenten Jonathan Spring (Frédéric O’Brady) bereits erwartet. Und auch jener lässt sich wiederholen, dass es Bishop persönlich war, der Victor Danemore in der Bibliothek noch lebend vorfand und möchte ebenfalls wissen, ob der Sterbende vielleicht etwas gesagt habe…
Die hier versammelten Darsteller sind so international, wie die Orte dieser US-amerikanischen Produktion europäische sind, und kommen aus Schweden, Frankreich, Ungarn, Belgien, England, Deutschland, Polen, etc. Außer dem Autor, Regisseur und Produzenten Sheldon Reynolds und seinem Hauptdarsteller Robert Mitchum waren kaum Amerikaner beteiligt. Nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen produzierten große US-Filmstudios zu jener Zeit mitunter im Ausland. So entstand Tokio-Story (USA 1955) tatsächlich in Japan und 23 Schritte zum Abgrund (USA 1956) in London. Auch diese beiden Film Noirs waren solche, die bereits in Farbe gedreht wurden, eine Seltenheit zwar, zugleich ein erstes Anzeichen für den Paradigmenwechsel im Kino - Farbe und Breitwandformat konnte das Konkurrenzmedium Fernsehen seinen Zuschauern 1956 (noch) nicht bieten. Und in einer weiteren Hinsicht ist der Film eine Kuriosität, ging ihm in den Jahren 1951 bis 1955 doch die von Sheldon Reynolds konzipierte und produzierte, gleichermaßen Foreign Intrigue betitelte Fernsehserie voraus, die es auf 156 halbstündige Episoden in Schwarzweiß brachte und komplett in Europa entstanden war. So ist kein Wunder, dass der zum Zeitpunkt des Drehs gerade mal 31jährige Sheldon Reynolds mit den Bedingungen im Europa der Fünfziger aufs Beste vertraut war. Nicht zuletzt das ist, was seinem Kinofilm ein solch eigenes Flair verlieh.
Dominique: “What's going to happen now?” Dave: “The usual things: death certificates, funerals, statements to the press… Wear something black.” Im Englischen wird für Thriller alter Schule mitunter der Begriff “noirish“ verwendet. Das Werk ist nicht explizit ein Film Noir, steht aber in der Tradition und zeigt dessen Einflüsse. In Charles Laughtons Die Nacht des Jägers (USA 1955) hatte Robert Mitchum eine der besten Leistungen seiner Karriere gezeigt. Hier kehrt er zur Coolness-Routine zurück, die ihm gut steht, jedoch absurd arrogant und desinteressiert anmutet. In der ersten Hälfte überzeugt Die fünfte Kolonne mit einer interessanten Ausgangslage. Ein ominöser Millionär kann durch seinen Reichtum die eigene Vergangenheit und Identität sogar vor der zum Schein geheirateten Frau verbergen. Sein Privatsekretär tut nichts anderes, als ihm eine frei erfundene Biografie anzudichten. Die Aufdeckung der Wahrheit führt in Abgründe von Zeitgeschichte und Politik, dahinein viele Einzelschicksale verwoben sind. Die fünfte Kolonne ist ein Film für Liebhaber der Epoche, ein ungewöhnliches, nahezu vergessenes und in den USA verrisssenes Stück Kinohistorie. Es ist kein Meisterwerk, bringt nach einer deutlich schwächeren zweiten Hälfte seine eigenwillige und clever gestrickte Geschichte aber zu einem überzeugenden Ende. Gutes Schauspiel gibt es dabei nur von Eugene Deckers und Frédéric O’Brady. Die Beziehung Robert Mitchums zu Ingrid Thulin wirkt forciert und unglaubwürdig. So fügen sich vereinzelt starke Passagen nicht zu einem homogenen, hochwertigen Ganzen. Hier wäre mehr drin gewesen, deutlich mehr.
In den USA gibt es eine DVD-Edition (2012) der Metro-Goldwyn-Mayer Studios, Inc. und in Deutschland erscheint im September 2014 eine DVD in der Reihe Pidax Filmklassiker, ungekürzt im Originalformat mit jeweils der deutschen und der englischen Tonspur und einem Reprint der Internationalen Filmbühne des Films als Bonusmaterial.