My Favorite Brunette

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
**
Originaltitel
My Favorite Brunette
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller

Bob Hope, Dorothy Lamour, Peter Lorre, Lon Chaney jr., John Hoyt

Regie
Elliott Nugent
Farbe
s/w
Laufzeit
87 min
Bildformat
Vollbild

 


 

© Paramount Pictures Corporation

Im Staatsgefängnis von San Quentin, Kalifornien, wartet der aus San Francisco stammende und wegen Mordes verurteilte Kinderfotograf Ronnie Jackson (Bob Hope) auf seine Hinrichtung. In Begleitung uniformierter Wachleute kommt der Gefägnisdirektor (Willard Robertson) in den Trakt, wo Jackson eben seine letzte Mahlzeit einnimmt und eine letzte Zigarette raucht. Er freue sich, ihn zu sehen, begrüßt jener den Direktor, fest davon überzeugt, dass er ihm die vom Gouverneur ausgesprochene Begnadigung übermitteln wolle. Doch der Direktor verneint die implizitze Frage und gibt Jackson zu verstehen, dass er nichts degleichen erfahren habe. Jackson ist geschockt, bemüht sich aber um Haltung. Als er in Richtung der Gaskammer geführt wird, wo er sein Ende finden soll, erwähnt der Direktor, dass Jackson eine seltene Bevorzugung zuteil würde. Er werde die Gelegenheit haben, seine Geschichte bis zur Verurteilung einigen Vertretern der Presse zu erzählen. Die kurz darauf eintretenden Journalisten wollen als erstes wissen, ob womöglich eine Frau darin verwickelt sei. Jackson erklärt, dass immer eine Frau eine Rolle spiele und dass sie in seinem Fall besonders bezaubernd und verführerisch gewesen sei. Im Trafalgar Building auf der California Street, San Francisco, habe im dritten Stock sein Studio für Kinderfotografie gelegen. Er werde den Tag, an dem alles begann nicht so schnell vergessen. Für Mrs. Fong (Jean Wong) bemühte er sich, ihrem Sohn (Roland Soo Hoo) im Scheinwerferlicht ein Lächeln abzuringen…

 

“Uh oh, her schizo's about to phrenia!” Manche Filme altern in Würde. Das gilt auch für Komödien, die über Generationen hinweg die Lachmuskeln ihrer Zuschauer trainieren helfen. Wie jedes Genre und jeder Filmstil forderte der Film Noir dazu heraus, dass man ihn parodiere. Zumal einige der biestig boshaften Dialogzeilen in seinen besten Werken ohnehin mehr als ein sardonisches Grinsen provozieren. Mancher Film Noir rangierte in unmittelbarer Nachbarschaft schwarzen Humors; somit war ihm Humor schon grundsätzlich nicht fremd. Die bekanntesten Parodien auf den Film Noir entstanden während der 70-er und 80-er Jahre, als Werke wie Der Schmalspurschnüffler (USA 1978), Der Mann mit Bogarts Gesicht (USA 1980) oder Tote tragen keine Karos (USA 1982) Konjunktur hatten. Nachdem in der Phase des klassischen Film Noirs bereits Lady On A Train (USA 1945) parodistische Züge zeigte, war My Favorite Brunette die erste explizit auf den Film Noir als Filmstil gemünzte Persiflage. Im Zentrum steht dafür die seit John Hustons Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) signifikante Figur des Privatdetektivs, welche in solchem ersten Klassiker des Film Noirs von Humphrey Bogart stilbildend verkörpert worden war. Mit Sam Spade und Philip Marlowe hatte der Antiheld, ein Tough Guy der US-amerikanischen Großstadt bei Nacht, auf der Kinoleinwand Einzug gehalten und ein eigenes Repertoire an Verhaltensweiwsen und sonstigen Codes implementiert. Mitte der 40-er Jahre kopierten Powerty-Row-Studios oder die für den B-Film zuständige Sektion großer Filmstudios mit Werken à la The Spider (USA 1945), The Last Crooked Mile (USA 1946) oder Blackmail (USA 1947) den Noir mit P.I. und versuchten vom Trend zu profitieren. Mit Peter Lorre verpflichtete Hope Enterprises Inc. für My Favorite Brunette einen bereits zur Ikone gewordenen Darsteller des Film Noirs. Ein Gastauftritt Alan Ladds als Private Eye Sam McCloud, als welcher sich Kinderfotograf Ronnie Jackson bei Erscheinen der Femme fatale Carlotta Montay (Dorothy Lamour) zu Beginn ausgibt, haut in die gleiche Kerbe. Das zentrale Problem des Films ist und bleibt jedoch… Bob Hope. 

 

© Paramount Pictures Corporation

“This one is a tepid parody of the Raymond Chandler and Dashiell Hammett pulp detective stories. At best, it’s tolerably entertaining“, schlussfolgert Dennis Schwartz und fällt ein vergleichweise mildes Urteil. Wo der Film Noir sprachlich spitzfindig, bissig und doppelbödig daherkommt, ist Bob Hope nach einem Drehbuch von Jack Rose und Edmund Beloin albern und flach. Der Humor ist zum Fremdschämen kindisch, Hopes darüberhinaus oft dem Slapstick verpflichtetes Spiel erweist sich als unpassend, und seine Glaubwürdigkeit mit Dorothy Lamour als potentielle “love interest“ geht gegen Null. Die Geschichte selbst reiht ein Klischee ans nächste, ist bis zur Lächerlichkeit unlogisch und teilweise von Werken à la Cornered (USA 1945) von Edward Dmytryk und Berüchtigt / Weißes Gift (USA 1946) von Alfred Hitchcock beeinflusst, wenn “Baby Photographer“ Ronnie Jackson als Privatdetektiv ohne Talent und wider Willen schließlich eine gegen die Atommacht USA gerichtete, internationale Konspiration enttarnt. Ja, manche Filme altern in Würde. Manche haben ihr Haltbarkeitsdatum längst überschritten. My Favorite Brunette zählt zu letzteren und war als technisch solide A-Produktion für mich kaum auszuhalten, so dämlich ist der Humor und so dünn bis kaum vorhanden die Filmhandlung selbst. Fazit: Ein Klamauk voller lahmer Gags und selbst für hartgesottene Freunde der Filmklassik kaum zu empfehlen. 

 

My Favorite Brunette, von Hope Enterprises, Inc. produziert und einst im Vertrieb der Paramount Pictures Corporation, ist erstaunlicherweise ein Film der Public Domain. International gibt es daher viele DVD-Ausgaben, darunter auch eine BD- und DVD-Edition (2017) ungekürzt im Originalformat via Kino Lorber in deren Reihe Studio Classics, bild- und tontechnisch exzellent restauriert, inklusive der original englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras. In diversen Online-Portalen lässt sich das Werk ebenfalls in dieser erstlassigen Qualität aufstöbern und ansehen.

 


Film Noir | 1947 | USA | Elliott Nugent | Lionel Lindon | Alan Ladd | Anthony Caruso | Jack La Rue | James Flavin | John Hoyt | Peter Lorre | Ray Teal

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.