Maske des Dimitrios, Die

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Bewertung
****
Originaltitel
The Mask of Dimitrios
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1944
Darsteller

Sydney Greenstreet, Zachary Scott, Faye Emerson, Peter Lorre, Victor Francen

Regie
Jean Negulesco
Farbe
s/w
Laufzeit
92 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© Warner Bros.
 
Istanbul, Türkei, im November 1938: Fischer finden am Bosporus die angespülte Leiche des Griechen Dimitrios Makropoulos. Im Hauptquartier der Militärpolizei verkündet Colonel Haki (Kurt Katch), dass der Fall Dimitrios, der ihn lange begleitet habe und über den er dennoch wenig wisse, damit abgeschlossen sei. Am gleichen Abend verfügt sich der hohe Offizier zu einem Evening of Music, zu dem ihn Madame Elise Chavez (Florence Bates) in ihre hoch über der Stadt gelegene Villa einlud. Hier wird er dem holländischen Schriftsteller Cornelius Latimer Leyden (Peter Lorre) vorgestellt, früher Universitätsprofessor in Amsterdam und inzwischen erfolgreicher Autor von Kriminalromanen, die Haki alle gelesen hat. Aus dem Saal begeben sie sich auf die Veranda und Haki erzählt Leyden von einem Fall, der weitaus hässlicher als die so künstlerisch verklausulierten Fälle in den Romanen sei, vom Fall des Griechen Dimitrios Makropoulos’. Erstmals 1922 sei er den Behörden in Smyrna aufgefallen, wo er als Feigenpacker gearbeitet und mit seinem Kollegen Abdul Dhris (Monte Blue) einen Überfall begangen habe. Um das Land verlassen zu können, hätte Dimitrios (Zachary Scott) den reichen Händler Konrad (David Hoffman) nachts unter einem Vorwand aufgesucht und hinterrücks niedergestochen, bevor er unter den Dielen dessen Geldkassette hervor geholt habe. Der betrunkene Dhris sei in einer Bar aufgefallen, wo er mit seinem Geld geprahlt habe und festgenommen worden sei. Vor Gericht habe er zwar Dimitrios für den Mord angezeigt, doch jener war bereits außer Landes geflohen, und Dhris wurde für den feigen Mord gehenkt. Cornelius Leyden ist fasziniert…
 
”I’ve not seen you before, monsieur”; spricht die sinistre Nachtclubbesitzerin Irana Preveza (Faye Emerson) zu Cornelius Leyden und wendet sich an seinen Begleiter, den Journalisten Marukakis (Eduardo Ciannelli): “I’ve seen you, but not here.” Es ist erstaunlich, wie zu gleichen Teilen detailgenau und rasant dem Drehbuchautor Frank Gruber und dem Regisseur Jean Negulesco, der hiermit seinen ersten abendfüllenden Spielfilm vorlegte, die Adaption des durchaus komplexen, gleichnamigen Romans (EA 1939) von Eric Ambler gelang. Zwar ist manches verkürzt, doch in der Essenz und in der Art, wie die Handlungsstränge ineinander verschachtelt werden, bleibt der Film seiner Vorlage treu. Infolgedessen ist das Ergebnis bei einer Spielzeit von über 92 Minuten deutlich besser als im Fall von Norman Fosters Eric-Ambler-Verfilmung Journey Into Fear (USA 1943), die im Vorjahr von den Produzenten der RKO Radio Pictures auf 68 Minuten gestutzt worden war und bis heute wie ein Torso wirkt. Jenen Film-Noir-Freund, der mit der klassischen Ära vertraut ist, zieht natürlich auch die Besetzung an, denn allein die Namen Greenstreet, Lorre und Scott garantieren hochwertige Darstellungskunst. Tatsächlich erweist sich das Studio Warner Bros. mit diesem sowohl in der Tradition exotischer Filmdramen à la Casablanca (USA 1942) als auch mit Blick auf den noch jungen Film Noir wie etwa Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) produzierten Film auf der Höhe seiner Zeit. Denn hier gelingt so ziemlich alles.
 
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© Warner Bros.
 
Great acting talent, high production values, and dialog that celebrates language and intelligent repartee,” bringt es Tony D’Ambra in seiner Besprechung für Filmsnoir.Net auf den Punkt. Die von zwielichtigen Agenten, Verbrechern und Staatsbeamten getragene Filmerzählung aus jenen bewegten Jahren zwischen den Weltkriegen erweist sich auch mit Blick auf die Schattenwelt der Nächte, darin sie großteils angesiedelt ist, als stilbildend für den US-amerikanischen Film Noir der nächsten Jahre. Darin sollten deren Beteiligte auch weiterhin tragende Rollen einnehmen, etwa der Regisseur, der bei Drei Fremde (USA 1946) erneut mit Sydney Greenstreet und Peter Lorre arbeitete, die wiederum zwischen 1941 und 1946 in 9 Filmen gemeinsam vor der Kamera standen und nie enttäuschten. Zachary Scott und Faye Emerson traten in dem missglückten Danger Signal (USA 1945) wieder gemeinsam auf; Greenstreet und Scott begegneten sich bei Ohne Erbarmen (USA 1948) und Die Straße der Erfolgreichen (USA 1949) ebenfalls aufs Neue. Das Studio Warner Bros. erwies sich in den Vierzigern mit Blick auf den Film Noir als qualitativ meist konsistent, und nicht zuletzt Sydney Greenstreet, dessen nur 23 Werke umfassende Filmkarriere genau die acht Jahre von 1941 bis 1949 umfasste, ist quasi ein Aushängeschild jener Zeit. Viele der hier beteiligten Schauspieler waren in den Fünfzigern quasi vergessen oder so gut wie arbeitslos - der Wind hatte sich gedreht, der Film Noir war im Niedergang begriffen. Die Maske des Dimitrios lief 1950 in Österreich unterm deutschen Titel auch im Kino. In Deutschland fand die Premiere jedoch erst 1991 im Fernsehen statt.
 
Es gibt eine technisch hochwertige  und wie üblich spartanisch ausgestattete DVD-R (2013) der Warner Archive Collection, die den Film ungekürzt im Originalformat mit englischem Ton ohne Untertitel und ungekürzt beinhaltet, leider ohne Extras.
 

Film Noir | 1944 | USA | Jean Negulesco | Eric Ambler | Eduardo Ciannelli | Peter Lorre | Steven Geray | Sydney Greenstreet | Zachary Scott | Faye Emerson

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