Terror in Portland City

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Portland Exposé
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1957
Darsteller

Edward Binns, Carolyn Craig, Virginia Gregg, Lawrence Dobkin, Frank Gorshin

Regie
Harold D. Schuster
Farbe
s/w
Laufzeit
72 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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Portland, Oregon: Ein Erzähler lässt das Publikum wissen, um was für eine landschaftlich wunderbar gelegene und wirtschaftlich prosperierende Stadt es sich handele. Aber hinter der familienfreundlichen Fassade gibt es neuerdings dunkle Kräfte, die versuchten, sich auf ihre Weise einen Teil vom Kuchen zu sichern… Mr. Lennox (Stanley Farrar) ist ein Außendienstmitarbeiter der Coronet Amusement Co. und damit beschäftigt, den neuen Inhabern der außerhalb der Stadt in den Wäldern gelegenen Woodland Tavern, Joe Madison (Edward Binns) und dessen Frau Clara (Virginia Gregg), den einträchtigen Nutzen mehrerer Flipper im Schankraum verständlich zu machen. Aber die beiden fürchten um die Spiellaune der Leute und glauben zu wissen, dass sie selbst damit illegal handelten. Joe Madison möchte lieber nur eine Jukebox aufstellen und will außerdem eine Tankstelle auf dem Gelände einrichten. Schließlich lässt er sich dazu überreden, immerhin einen Flipper zu behalten. Als die Madison-Kinder, Jimmy (Richard Bellis) und Ruth (Carolyn Craig), zur Tür herein stürmen, sind sie von dem neuen Apparat sofort angetan… Die beiden Gangster Larry (Joseph Marr) und Joe (Frank Gorshin) verprügeln Lennox und bedrohen ihn mit dem Tod, wenn er ihnen nicht sein Notizbuch mit allen Kundenadressen aushändige. Lennox sieht sich gezwungen einzuwilligen, und Larry gibt ihm zu verstehen, dass sein Boss machtlos und ab sofort nur mehr Phil Jackman (Russ Conway) in Portland das Sagen habe…
                                                                                                                    
Rob Lineberger fasste auf DVD Verdict im Grunde alles, was man zu dem Film wissen muss, in einer einzigen Zeile zusammen. Er berurteilt Terror in Portland City als “a jumble of stilted dialogue, awkward cinematic convention, and cliché.” Während der McCarthy-Ära ersann die Propaganda-Maschinerie auch durch den Einfluss von FBI-Direktor J. Edgar Hoover verschiedene Mechanismen, um die paranoide Furcht vor äußeren und inneren Feinden der USA medial anzuheizen und für politische Zwecke zu nutzen. Eine besondere Variante des Kriminalfilms entstand durch den US-Senator Estes Kefauer, der sich dem Feldzug wider das organisierte Verbrechen in Organisationen wie der Mafia verschrieben hatte und dessen Enthüllungen ab 1951 das Klima der Angst in allen bürgerlichen Lagern der US-Gesellschaft weiter befeuerte. Im Rückgriff auf die Dreißiger prangerte eine ganze Serie von Spielfilmen, die sich der Stilelemente des Film Noir bedienten, das organisierte Verbrechen in den USA exemplarisch für deren Großstädte an: The Miami Story (aka Ausgeräuchert, USA 1954), New Orleans Uncensored (USA 1955), The Phenix City Story (aka Eine Stadt geht durch die Hölle, USA 1955), The Houston Story (aka Alarm an Ölturm 3, USA 1956), usw. Die Guten gegen den Mob hieß das Rezept der Streifen, exakt so wie schon zwanzig Jahre zuvor. Mit dem politischen Ende der McCarthy-Ära im Spätjahr 1954 war das in fast einem Jahrzehnt gewachsene, erzreaktionäre politische Klima, das für die restaurativen Fünfziger zum Sinnbild wurde, zwar nicht sofort verflogen, aber die Filmproduktion in Hollywood wandelte und entwickelte sich erstmals seit Ende der Vierziger wieder weiter. In diesem Kontext ist Terror in Portland City bereits ein Nachzügler, für seine Zeit hausbacken und für ein heutiges Publikum schlicht grotesk.
 
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Die Schauplätze wirken wie die eines TV-Studios, die meisten Darsteller und Darstellerinnen sind drittklassig, das Skript und vor allem seine Dialoge haben nicht einmal das Niveau eines Schulprojekts. Die zentrale Frage des Films richtet die Tochter Ruth höchstpersönlich an ihre Mutter: “How square can you get?“ Nun, in Sachen Spießbürgerlichkeit mit Vorbildcharakter waren die Fünfziger in den USA schier schamlos. Auch hier sehen wir kreuzbrave Biedermänner als exemplarische Rollenmodelle, aber im Unterschied zum Gangsterfilm der Dreißiger spielen sie tatsächlich die Hautrollen. So steif und naiv und öde die Madisons skizziert werden, so ist der Film selbst, dessen Film-Noir-Charakter sich aus zwei, drei Aspekten der Handlungsprämissen berechtigt ableiten lässt, aber für die Erzählung selbst im Grunde nicht signifikant wird. Wer solche 72 Minuten bis zum Ende durchsteht, kann nachvollziehen, warum der Film Noir in den folgenden zwei Jahren endgültig aus den Kinos verschwand, denn vor diesem Hintergrund ist Terror in Portland City einer der Sargnägel. Als harmloser Mumpitz mit Lehrbuchcharakter lief der Film seinerzeit sogar in Deutschland, aber wie auch andere Werke der Serie Forgotten Noir wäre er besser vergessen geblieben.
 
In der von VCI Entertainment publizierten DVD-Serie Forgotten Noir erschien Portland Exposé als Doppel-DVD mit Mannequins für Rio (GER/USA 1954) als dessen Volume 1 (2006). Die Bildqualität ist überraschend gut, der Film kommt ungekürzt im Originalformat und mit dem Originalton ohne Untertitel, dazu den Kinotrailer, einen Audiokommentar vom Regieassistenten (!) Lindsley Parsons jr. und mehrere Fotogalerien als Extras.
 

Film Noir | 1957 | USA | Harold D. Schuster | Edward Binns | Russ Conway | Virginia Gregg

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 2. Februar 2015 - 0:02

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"Mannequins für Rio" ist dann gleich gar kein Noir mehr sondern der Vorläufer eines deutschen Abenteuerkrimis. VCI gräbt erstaunliche Dinge aus - allerdings werden sie gerne unter falschem Label verkauft.

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