Schritte in der Nacht

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
He Walked By Night
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller

Richard Basehart, Scott Brady, Whit Bissel, Roy Roberts, Jack Webb

Regie
Alfred L. Werker, Anthony Mann
Farbe
s/w
Laufzeit
79 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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Los Angeles: Als Roy Morgan (Richard Basehart) bei einem Einbruchsversuch in ein Elektrogeschäft zufällig von Polizeioffizier Rawlins (John McGuire) ertappt wird, schießt er ihn nieder und flieht Hals über Kopf in die Nacht. Aber Rawlins stirbt im Krankenhaus an seiner Schussverletzung und die beiden Sergeanten Marty Brennan (Scott Brady) and Chuck Jones (James Cardwell) übernehmen die Ermittlungen in dem Fall. Weil sich eingangs kaum Spuren finden lassen, ziehen sie den Spezialisten Lee Whitey (Jack Webb) hinzu, der sie im Polizeilabor mit den Finessen der modernsten Methoden der Surensicherung vertraut gemacht hat. Indessen taucht der einzelgängerische Roy Morgan bei dem Elektronikhändler Paul Reeves (Whit Bissel) auf, der ihn wegen seiner besonderen Exponate schätzt, die er in Kommission nimmt und an begüterte Kunden weiter verkauft. Doch nun ist die Polizei auf Roy Morgans Fährte und stellt ihm in dem dubiosen Laden schon bald eine Falle…
 
Ein Film Noir – von Kameramann John Alton in grandiose Scharzweiß-Architektur gebannt - dessen Wirkungsgrad aufgrund stilistischer Meisterschaft in vielen Film-Noir-Foren doch überschätzt wird. Vergleichbar mit Straße ohne Namen (USA 1947) oder Geheimagent T (USA 1947) transportiert er eine erzkonservative Botschaft, die ganz im Zeichen seiner Zeit stand. Mit einem aufklärerischen Gestus skizziert der Film die Spürarbeit der Polizei zum Schutz der Bürger und im Dienst des Gemeinwohls. Der bösartige Verbrecher muss mit allen zu Gebote stehenden Mitteln bekämpft und besiegt werden: „Step by step… clue by clue… they tracked him down!“ So wurde Schritte in der Nacht, lose auf einem aktenkundigen Fall basierend, wie die zuvor genannten Filme vom FBI mitfinanziert. Aufschlussreiche Hinweise zur Praxis Edgar J. Hoovers, langlähriger Direktor des FBI, und Joseph Breens von der Zensurbehörde namens Hays Office finden sich in Eddie Mullers Buch Dark City: The Lost World of Film Noir (EA 1998). Demzufolge beschränkte sich deren Tun nicht auf die Verfolgung unliebsam systemkritischer Regisseure wie Jules Dassin oder Joseph Losey. Vielmehr betrieb man aktiv Propaganda und mühte sich, Hollywoods Linke mit den eigenen Waffen zu schlagen – mit einem vermeintlichen Film Noir.
 
Die Bilanz fällt nicht gar so verheerend aus wie bei Straße ohne Namen, dessen Dokumentarschnipsel aus Lehrfilmen des FBI ihn ad absurdum führten. In Geheimagent T ist es u.a. der schulmeisterliche Ton des Sprechers Reed Hadley, der den Film zur Kuriosität verkommen lässt, und der auch in Schritte in der Nacht die Stimme der patrotischen Sendung ist. Reed Hadley, Dennis O'Keefe und Raymond Burr - letztere beide in Anthony Manns Film Noir Flucht ohne Ausweg (USA 1948) - kamen auch in dem Pseudo-Noir Achtung Atomspione! (1948) wieder zusammen, dessen irrwitziger deutscher Titel (im Original Walk A Crooked Mile) über diese Kalte-Kriegs-Farce schon alles sagt.
 
Bild Bild Bild
© Koch Media GmbH
 
Einzig Richard Basehart als eisgekühltem Psychopathen, dessen Attitüde Alan Ladd in Die Narbenhand (USA 1942) verwandt ist, glückt in Schritte in der Nacht eine glaubwürdige Darstellung, die die Abziehbilder seiner hoch anständigen und integren Verfolger im Polizeidienst lächerlich erscheinen lässt. Ansonsten spult der Film sein Katz-und-Maus-Spiel allemal vorhersehbar ab – eine Routinearbeit des Kriminalfilms, die ihren Film-Noir-Charakter ausschließlich John Alton und z.T. Richard Basehart verdankt. Unübersehbar ist dennoch der Einfluss auf Carol Reeds Der dritte Mann (UK 1949), insofern Schritte in der Nacht  1948 im Finale eine Verfolgungsjagd in der unterirdischen Kanalisation vorwegnimmt. Darsteller Jack Webb nutzte seine Mitwirkung im Film und konzipierte auf dessen Grundlage die geistesverwandte Radioshow und spätere TV-Polizeiserie Dragnet, die von 1951 bis 1959 mit 276 Folgen überaus erfolgreich war. 
 
Die Produktion von Eagle Lion ist heute ein Film der Public Domain und wurde in vielen Editionen veröffentlicht, zumeist in qualitativ schlechten bis mittelprächtigen Fassungen. In den USA gibt es eine DVD- Ausgabe (2003) von MGM , die das Werk bildtechnisch 1A restauriert, ungekürzt im Originalformat, mit dem englischen Originalton inklusive Untertitel und plus einiger Extras beinhaltet. Am 9. August 2013 erscheint Schritte in der Nacht erstmals auf Deutsch im Rahmen der Film Noir Collection der Koch Media GmbH.
 
Film Noir | 1948 | USA | Alfred L. Werker | Anthony Mann | John Alton | Jack Webb | James Nolan | John Dehner | Reed Hadley | Richard Basehart | Robert Bice | Roy Roberts | Scott Brady | Whit Bissell | Ann Doran | Dorothy Adams

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