Ann Sothern, Zachary Scott, Gigi Perreau, Nancy Davis, Kristine Miller
© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
Unter Aufsicht der Haushälterin Miss Burke (Helen Brown) spielt die achtjährige Susan Starrling (Gigi Perreau) im Wohnzimmer mit ihren Puppen und dem dazugehörigen Haus, als sie beim Blick aus dem Fenster auf der Straße ein Taxi erspäht, aus dem ihr Vater David (Zachary Scott) aussteigt, der von einer mehrwöchigen Reise nach Hause zurückkehrt. Die Kleine rast die Treppe hinunter, nimmt den Aufuzug in die Halle und begrüßt den geliebten Papa überschwenglich, indessen sie ihn zugleich informiert, dass Celia (Kristine Miller) ausgegangen sei. Bei Eintritt in die Wohnung fragt David die Dienstbotin Olga (Barbara Billigsley), ob sein Telegramm nicht eingetroffen sei, doch Olga erklärt ihm, dass es erst nach Celias Weggang zu einer Matinée überreicht wurde. Auch Miss Burke freut sich, dass David wieder daheim ist, doch beim Auspacken seines Koffers mit Susan geht es nun um die Mitbringsel. Für letztere hat David eine Indianerpuppe mitgebracht, die das Kind, schließlich ist die Puppe mit Pfeil und Bogen gerüstet, spontan “Cupid“ nennt. Dass Celia Parfüm bekommen wird, missfällt Susan, denn sie mag dessen Geruch nicht. David hat mit seiner Tochter einen Disput darüber, warum Celia nicht da ist. Susan ist der Ansicht, dass ihre Stiefmutter Celia, die David nach dem Tod seiner ersten Frau vor nicht langer Zeit ehelichte, sie beide nicht möge. David ist betroffen, dass er Susan nicht vom Gegenteil überzeugen kann. Indessen ist Celia Starrling keinesfalls dort, wo ihre Familie sie zur Stunde aus gutem Grund vermutet…
“From the day you were born I haven't had a day of my life.“ Nachdem im Vorjahr Ted Tetzlaffs Film Noir Das unheimliche Fenster (USA 1949) mit dem elfjährigen Bobby Driscoll für RKO Radio Pictures zu einem Erfolg geworden war, beschloss man bei Metro-Goldwyn-Mayer, ein lange im Regal liegendes Projekt umzusetzen – die Verfilmung des Romans Death In The Doll’s House (EA 1943) von Hannah Lee und Lawrence P. Bachmann, der in The Saturday Evening Post ebenfalls ein Erfolg gewesen war. Interessanterweise waren Zachary Scott, Kristine Miller und Gigi Perreau zur Zeit des Drehs bei anderen Studios unter Vertrag; Regisseur Patrick Jackson kam aus England, hatte dort Dokumentarfilme gedreht, seinen letzten sechs Jahre zuvor. Die Geschichte beginnt mit David I. Starrling, der seine Ehefrau Celia, die ihn mit dem Verlobten ihrer Schwester Dell Faring (Ann Sothern), mit Crane Weymouth (Tom Helmore) hintergeht, offenbar erschossen hat. Beim Prozess wird er aufgrund einer Beweislast aus Indizien zum Tod verurteilt. Die Parallele zu Das unheimliche Fenster: Tochter Susan hat den Mörder, der nicht ihr Vater war, beim Verlassen des Tatorts beobachtet, sah vor allem dessen Schatten. Indessen man Tommy Woodry (Bobby Driscoll) in Das unheimliche Fenster seine Zeugenschaft nicht glaubt, hat Susan Starrling die ihre aufgrund des erlittenen Schocks verdrängt. In Träumen sucht sie der Schatten nun heim, woraufhin die Psychotherapeutin Dr. Caroline Canford (Nancy Davis) durch das Spiel mit Puppen ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen hofft. Als der wahre Täter dies als Gefahr erkennt, wird wie für Tommy Woodry solches Wissen nun auch für Susan Starrling zu einer ernsten Bedrohung.
© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
“A taut suspense yarn (…) that plays like film noir“, teilt Dennis Schwartz für Ozuz’s World Movie Reviews in aller Kürze mit, und genau darum geht es. Shadow On The Wall hat mit Blick auf seine Handlungslogik einige Schwächen, die im Grunde unverzeihlich wären. So ist David Starrling zum Zeitpunkt des Mordes bewusstlos. Celia selbst hat ihn mit einem Handspiegel ins Reich der Träume geschickt, weil sie Angst vor ihm hatte. Seinen Freund und Rechtsanwalt Pike Ludwell (John McIntire) kümmert das nie und nimmer. Er ist so wie das Gericht und obgleich David keine Erinnerung an die Tat zu Protokoll geben kann, von dessen Schuld überzeugt. Auch das Todesurteil, ohne einen nachweisbaren Vorsatz belegen zu können, erscheint mehr als fraglich. Kein Polizist fragt, wo die Patronenhülse sei, die bei Ausführung der Tat nicht im Schlafzimmer verblieben sein kann. In einem Kinderkrankenhaus unangemeldet in Behandlungsräume vorzudringen und von dort ungesehen zu verschwinden, ist ebenfalls kein Problem… Dennoch sehe ich dem Film solche zugunsten der Konstruktion erdachten Nahtstellen nach. Als ein Drama, dass im Ensemble so manch komplexe Beziehung beleuchtet, erweist sich Shadow On The Wall als erstaunlich abseits gängiger Klischees. Indessen der Zuschauer in Filmen à la Alfred Hitchcocks Ich kämpfe um dich (USA 1945) mit einer unzumutbar naiven Darstellung der Psychoanalyse zu kämpfen hat, zeigt sich Dr. Caroline Canford als verblüffend emanzipiert und kompetent. Zudem erzeugt Patrick Jackson, der nach diesem Flop für MGM seine Filmkarriere in England fortsetzte, als ein Mann der Spannung. Fazit: Hervorragende Darsteller in einem Film Noir aus der zweiten Reihe, den zu entdecken sich lohnt.
Es gibt eine bild- und tontechnisch sehr gute DVD-Edition (2015) in der Warner Archive Collection (USA) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu den englischen Originalton ohne Untertitel, und das Ganze wie immer in dieser Reihe auch ohne Extras. Unter dem Titel Drohende Schatten hatte dieser Film im Juni 1987 seine deutsche Premiere lediglich im Fernsehen.