In The Cut

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Bewertung
***
Originaltitel
In The Cut
Kategorie
Neo Noir
Land
AUS/USA/UK
Erscheinungsjahr
2003
Darsteller

Meg Ryan, Mark Ruffalo, Jennifer Jason Leigh, Nick Damici, Sharrieff Pugh

Regie
Jane Campion
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
114 min
Bildformat
Widescreen
 

 

Bild Bild Bild
 
New York: Frances Avery (Meg Ryan) ist eine Englischlehrerin und sie wohnt allein in einem Apartment in Manhattan. Mit ihrer Halbschwester Pauline (Jennifer Jason Leigh) trifft sie heute den Studenten Cornelius Webb (Sharrieff Pugh), mit dem sie sich wegen dessen Abschlussarbeit in der Bar Red Turtle verabredet hat. Cornelius teilt Frannie, die sich selbst als Autorin versucht, viele Slangwörter mit, die jene in ihrem Notizbuch sammelt und die auf Zetteln über ihrem Schreibtisch die Wand pflastern. Sie begibt sich auf die Toilette, die im Kellergechoss liegt. Während sie versucht sich zu orientieren, hört sie ein Feuerzeug klicken. Als sie um eine Ecke späht, sieht sie eine Frau (Heather Litteer) auf den Knien bei einem im Schatten verborgenen Mann Fellatio praktizieren. Sie ist von der Szene fasziniert, beobachtet das Geschehen über Minuten und sieht am Handgelenk des Mannes seine Tätowierung. Als sie in die Bar zurückkehrt, ist Cornelius auf und davon. An der High School gibt er ihr die Hälfte der Zeche und fragt, wo sie solange gewesen sei. Ein paar Tage später kommt sie nach Hause und auf dem Treppenabsatz sitzt ein Fremder (Mark Ruffalo), der sich als Police Detective Giovanni A. Malloy vorstellt. Am vergangenen Samstag sei in der Nachbarschaft nachts eine Frau getötet worden. Ein Leichenteil habe man vor ihrem Fenster im Garten gefunden. Während Detective Malloy in ihrer Wohnung ist, spricht John Graham (Kevin Bacon), mit dem Frannie Avery zweimal schlief, erbost auf ihren Anrufbeantworter. Da sieht sie auf Malloys Arm die Tätowierung des Mannes im Keller der Bar…
 
„Man muss ganz klar anerkennen, dass die brillanten Filme der Siebziger das Genre des Film Noir neu definiert haben”, erläuterte die Autorin und Regisseurin Jane Campion, „und In The Cut ist eine neue Neu-Interpretation des Genres.” Die aus Neuseeland stammende und in Australien lebende Campion zählt zu den wenigen Filmfrauen, die sich im international von Männern dominierten Arbeitsfeld durchsetzen konnte. Ihr Spielfilm Das Piano (AUS/NZ/FRA 1993) mit Holly Hunter und Harvey Keitel machte sie weltweit berühmt und brachte ihr bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme. Der 10 Jahre später in New York gedrehte In The Cut erwies sich demgegenüber als Flop. Was ist das Problem des Films, dem Campion vorab eingehende Filmstudien widmete und für den sie mit der Autorin des Romans Aufschneider (EA 1995), Susanna Moore, das Drehbuch verfasste? Zum ersten ging die Nicole Kidman angebotene Rolle der Frannie Avery an Komödienstar Meg Ryan (Harry und Sally, USA 1989), die in mehr als einer Szene mit blankem Busen zu sehen ist. Allein das war für das US-Publikum schon eine Zumutung. Darüberhinaus ist der Film konsequent dunkel in der Verflechtung von Sexualität und Todeswunsch, was nicht zuletzt die Darstellerin Meg Ryan, die im Ganzen glaubwürdig ist, an ihre Grenzen bringt. Jene wirkt zu Teilen zu verstört (für ihr Alter), demgegenüber Mark Ruffalos maskuline Schlichtheit authentisch erscheint, vor allem aber Jennifer Jason Leigh als Pauline die beste Leistung zeigt.
 
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© Wild Bunch Germany GmbH
 
Es waren Alan J. Pakulas Klute (USA 1971) und William Friedkins French Connection / Brennpunkt Brooklyn (USA 1971), zwei Meisterwerke des Neo-Noir-Kinos, an denen sich Campion orientierte. Doch in Klute macht Jane Fonda mit ihrer Brillanz den Film ganz zu ihrem, was der Rollencharakter Frances Avery Meg Ryan nicht gestattet. An der Oberfläche ist In The Cut ein fantastisches cineastisches Erleben. Die Bilderwelten an Schauplätzen inmitten des East Village, die sublime Tonmischung in Dolby Stereo 5.1, über Kopfhörer ein Hochgenuss, sowie die Dramaturgie mit ihren Rückblenden beweisen der Regisseurin Sorgfalt und Meisterschaft. Die Geschichte ist allerdings auch in den besten Momenten ihrer stilisischen Zuspitzung ein Aufguss bekannter Thrillerklischees und Drehbuchbausteine, so dass der Zuschauer beim zweiten, dritten Auftritt des wahren Killers sich fragen muss, warum nicht langsam auch… Kurzum, die Handlung wird schnell vorhersehbar. Diesen Mangel kann sie auch durch schwankende, schwindelerregende Gefühlslagen ihrer Charaktere nicht ausgleichen. In der zweiten Hälfte lässt der Thriller seinen thrill vermissen - das Finale hinkt. „Ich denke, man kann durchaus sagen, dass der coole Film Noir aus den Vierzigern und Siebzigern hier sein heißes Pendant findet“, gab Campion seinerzeit zum Besten. Zu Teilen verdient die Aussage Zustimmung. Im Vergleich mit vielen Neo Noirs seiner Zeit schneidet In The Cut immerhin noch als (knapp) sehenswert ab. Aber ein Scheitern auf hohem Niveau bleibt zuletzt doch ein Scheitern.
 
Technisch gute DVD-Edition (2004) der EuroVideo Bildprogramm GmbH, die den Film absurd vermarktet. „Vorsicht - Meg Ryan zeigt alles!“ liest man auf der Frontseite und: „Mit pikanten Erotik-Szenen!“ Meg Ryan war nach Harry und Sally (USA 1989) ein Star der frühen 90er. Dass die hier  41jährige barbusig zu sehen ist, wird auf lächerlich niveaulose Weise zum Verkaufsargument. Ansonsten bildtechnisch topp im Originalformat und ungekürzt mit der deutschen und englischen Tonspur, optional deutsche Untertitel, den Kinotrailer und eine unkommentierte B-Roll als Extras. Die Neuausgaben als BD (2013) und als DVD (2013) der Senator Home Entertainment verzichten dankenswerter Weise aufs Marketing von 2004.
 

Neo Noir | 2003 | USA | Jane Campion | Dion Beebe | Kevin Bacon | Mark Ruffalo | Jennifer Jason Leigh | Meg Ryan

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