Tag der Gesetzlosen

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Day Of The Outlaw
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1959
Darsteller

Robert Ryan, Burl Ives, Tina Louise, Alan Marshal, Neremiah Persoff

Regie
André De Toth
Farbe
s/w
Laufzeit
89 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Es ist ein kalter Winter in Bitters, einem Nest mit gerade mal 20 Einwohnern in den verschneiten Bergen nahe Cheyenne, Wyoming. Als der Rinderzüchter Blaise Starrett (Robert Ryan) und sein Vorarbeiter Dan (Neremiah Persoff) ihre Pferde durch den hohen Schnee in den Ort treiben, entdecken sie eine Wagenladung Maschendraht. Sie gehört Hal Crane (Alan Marshal), dem vor einem Jahr hierher gezogenen Farmer, der damit seinen Besitz einzäunen will. Doch Starrett, der in seiner Person Recht und Gesetz der Region vereint sieht, will das mit allen Mitteln verhindern – notfalls über Cranes Leiche. Allerdings ist der treue Dan nicht der Einzige, der Blaise Starretts Interesse für Helen Crane (Tina Louise), die hübsche Frau des Farmers, bemerkt hat. Als die beiden in den einzigen Laden von Bitters, geführt vom Krämer Vic (Donald Elson), eintreten, ist dort auch Helen und es kommt zwischen ihr und Blaise Starrett zu einer Aussprache. Aber Blaise ist hart, bitter und zynisch, als er sieht, dass die Frau, die er hätte gewinnen können, sich längst von ihm abgestoßen fühlt. Dennoch bietet sie ihm ihren Körper an, wolle er nur den Mann dafür verschonen und am Leben lassen. In der angrenzenden Bar kommt es zur entscheidenden Begegnung zwischen Starrett und Crane, als plötzlich die Tür auffliegt und der fahnenflüchtige, verwundete Captain Jack Bruhn (Burl Ives) mit einer Bande verwildeter, skrupelloser Banditen herein schneit…
 
Ein düsterer, ein harter und ein trister Film! Fern der Romantik des Westerngenres jener fünfziger Jahre schlägt Tag der Gesetzlosen einen völlig anderen Ton an. Das Kaff Bitters (nomen es omen) ist eine Sammlung windschiefer Bretterbuden – keine Studiokulisse in Hollywood. Robert Ryan ist einmal mehr der geschlagene, selbstgerechte, verbitterte Mann aus dem Nichts: “We earned the right to belong. And all you've done is ride in here and put down your stinking boots.” Die Leistung dieses Ausnahmeschauspielers, der zwischen Samuel Fullers Tokio-Story (1955) und dem vier Jahre später entstandenen Tag der Gesetzlosen so bemerkenswert alterte, um die nächsten 14 Jahre sich kaum mehr zu verändern, ist nicht schlechter als in dem fulminanten Film Noir Wenig Chancen für morgen (1959) von Robert Wise. Doch hier tritt ihm mit Burl Ives ein damals ebenfalls 50jähriges Urgestein des US-amerikanischen Schauspiels zur Seite (Ives spielte im gleichen Jahr in Die Katze auf dem heißen Blechdach nach Tennessee Williams glaubwürdig einen Mann, der seinen sechzigsten Geburtstag begeht…) und auch er strahlt mit einer Intensität, dass es eine Freude ist. Das Schauspiel ist bis in die Nebenrollen – Dabbs Greer als Veterinär, Elisha Cook jr. als versoffener Barbier – schlicht und ergreifend exzellent. Und Kameramann Russell Harlan, der bereits Joseph H. Lewis’ grandiosen Film Noir Gefährliche Leidenschaft (1950) veredelte, sorgt inmitten der Landschaft aus Schnee und Eis für eindrückliche Bilderwelten, so überwältigend wie dunkel bedrohlich.
 
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© Koch Media GmbH
 
André De Toth, von 1944 bis 1952 Ehemann von Veronica Lake, war ein Exilant aus Ungarn, und er hatte weder mit seinen Western noch mit seinen Film Noirs (u.a. Von der Polizei gehetzt, 1954) stets Glück beim Publikum. Tag der Gesetzlosen erhielt schlechte Besprechungen und war kommerziell ein Flop. Es ist heute leicht zu ersehen warum. Der Film Noir im Westernkleid war seiner Zeit schlicht voraus. Hier ist niemand edel, keiner will ein Held sein, jeder sieht nur den eigenen Vorteil und für alle zählt das nackte Überleben! Vom Skript ist dieser Film John Hustons klassischem Noir Gangster in Key Largo / Hafen des Lasters (USA 1948) keinesfalls unähnlich, doch fruchtete seinerzeit noch der weibliche Appell an den verschütteten Edelmut des Protagonisten – für den Preis der Liebe. Hier ist in der Asche keine Glut mehr zu finden. Ein Blick in den Spiegel und Blaise Starrett weiß, was die Stunde geschlagen hat. Eine Operation ohne Narkose, ein Faustkampf im Dreck, ein erzwungener Tanz mit weiblichen Geiseln und so mancher Schuss in den Rücken – das war zuviel fürs US-Publikum der Fünfziger. Heutige Cineasten sollten sich auf einen grimmigen Film Noir in Westernkulisse einstellen, der recht viel zu bieten hat und bloß ganz zuletzt ein wenig enttäuscht. Überaus sehenswert!
 
Exzellente deutsche DVD (2011) von EuroVideo als bildtechnisch topp restaurierte Lizenzausgabe von MGM, ungekürzt und im Originalformat, wahlweise deutscher und englischer Ton (Dolby Digital 2.0 Mono), keine Untertitel und keine Extras, doch dafür eine optisch ansprechende Gestaltung und Wendecover. Die englische DVD von Optimum Releasing (UK) entspricht der deutschen Ausgabe, nur eben ohne deutsche Tonspur.
 

Western Noir | 1959 | USA | André De Toth | Russell Harlan | Burl Ives | Elisha Cook jr. | Jack Lambert | Robert Ryan | William Schallert | Helen Westcott

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 27. Mai 2013 - 12:48

Permanenter Link

Unterscheidet sich - wie oben beschrieben - die britische DVD von Optimum Releasing tatsächlich nur in der Tonspur? Sind die Bildformate wirklich indentisch ?

Laut Angaben auf der Amazon-Seite bietet die deutsche Veröffentlichung ein 16:9 Bild, während die englische DVD ein 4:3 Format aufweist. Unterschiedliche Feedback-Stimmen bei Amazon.de sorgen für zusätzliche Verwirrung. Ein Käufer bemängelt dort, dass das Bild von Original 4:3 auf 16:9 umgewandelt wurde. Ein anderer freut sich, dass der Film nun endlich im 16:9-Original verfügbar sei. *confused*

Eine Aufklärung durch einen Kenner wäre nett und hilfreich, bevor ich mich für einen Kauf entscheide.

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