Teufel mit der weißen Weste, Der

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Bewertung
*****
Originaltitel
Le Doulos
Kategorie
Post Noir
Land
FRA/ITA
Erscheinungsjahr
1962
Darsteller

Jean-Paul Belmondo, Serge Reggiani, Monique Hennessy, Michel Piccoli, Fabienne Dali

Regie
Jean-Pierre Melville
Farbe
s/w
Laufzeit
96 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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Maurice Faugel (Serge Reggiani) ist seit ein paar Monaten aus der Haft entlassen. Er wirkt müde und ist zu nervös, um erneut einen Einbruch zu verüben. Als er seinen Komplizen Gilbert (René Lefèvre) aufsucht, schwärzt dieser Silien (Jean-Paul Belmondo), dem Maurice vertraut und mit dem er arbeiten will, als Polizeispitzel an. Gilbert erwartet den Besuch von Nuttheccio (Michel Piccoli) und Armand (Jacques De Leon), mit denen wiederum Maurice auf Kriegsfuß steht. Maurice bittet Gilbert um einen Revolver für den Coup – und erschießt ihn damit. Er stiehlt Gilberts Juwelen und vergräbt sie auf einem nahe gelegenen Bahngelände. Zuhause trifft Maurice seine Freundin Thérèse (Monique Henessy), die ihm neben Silien bei den Vorbereitungen zum Einbruch hilft. Dabei werden Maurice und sein Komplize Remy (Philippe Nahon) von der Polizei überrascht. Maurice entkommt mit einer Kugel in der Schulter - Remy wird erschossen. Alles deutet darauf hin, dass Silien, der am gleichen Abend Thérèse zur Preisgabe ihrer Informationen zwang, die Polizei einschaltete. Doch weil der zuständige Inspektor Salignari (David Crohem) erschossen wurde, nimmt Superintendant Clain (Jean Desailly) Silien in die Mangel, um Maurice festzunehmen. Maurice, bald in Untersuchungshaft, ist davon überzeugt, dass Silien ein Spitzel ist…
 
Schwärzer geht es nicht! Le Doulos, was im Französischen einerseits der Hut und andererseits der Spitzel heißen kann, ist Film Noir in Reinkultur. Jean-Pierre Melville hatte mit Drei Uhr nachts (FRA 1956) begonnen, sein Schaffen in die Tradition des dunklen Kinos der Vierziger zu stellen und es zugleich nochmals fortzuentwickeln. Trotz Stilzitaten und -verweisen - Trenchcoats, Hüte, Coolness und ein expressionisches Schwarzweiß wie einst bei Siodmak, Lang und Mann! – ist Der Teufel mit der weißen Weste für 1962 ein moderner und vor allem hart nihilistischer Film. Die raffinierte Montage spielt mit den Erwartungen der Zuschauer und bringt doch eine in sich stringente Erzählung. Schauspieler und Auswahl der Drehorte sind derart stimmig, dass man keinen Moment an der "Wahrheit" der Geschichte zu zweifeln wagt.
 
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© Studiocanal GmbH
 
Ein Regisseur von meisterhafter Formsprache entwickelt einen Kosmos, dem er bis zu seinem Tod 1973 treu bleiben sollte. Es ist in keiner Weise der Realismus seiner Welt sondern das Faszinierende der Synthese seiner Mittel, die Jean-Pierre Melvilles Kino zu einem Stück Film- und Kulturgeschichte werden ließ. Mit Blick auf die Entwicklung des Film Noirs seit 1940 ist Melville quasi der Vollender des Schwarzweiß-Kinos, der es über bloße Einflüsse hinaus radikal ins Finale brachte. Schon die Eingangssequenz, darin Serge Reggiani zur Titelmusik von Paul Misraki unter Eisenbahnbrücken eine Straße entlang geht, derweil zum Lauf der Eingangstitel fahles Tageslicht und tiefste Schatten sich kreuzen, zeigt, dass auch niemand sonst es hätte stimmungsvoller und piointierter machen können. Ein grandioser später Film Noir französischer Prägung!
 
Die Editionen von Arthaus / Studiocanal und auch deren Lizenzausgabe als die Nr. 1 der Série Noire der Süddeutsche Zeitung Cinemathek sind jeweils topp: das Bild ist erstklassig restauriert, dazu gibt es wahlweise den original französischen oder deutschen Ton, ungekürzte Laufzeit im Originalformat und optional deutsche Untertitel.
 

Post Noir | 1962 | France | Jean-Pierre Melville | Nicolas Hayer | Dominique Zardi | Jean Desailly | Jean-Paul Belmondo | Michel Piccoli | Philippe Nahon | Serge Reggiani

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 1. Juli 2014 - 16:30

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Für mich ist er der absolute König der Krimis; der Einzige, welcher heutzutage ähnlich an seine Filme
herankommt, ist Olivier Marchal. Ich bin Jahrgang 1934 und danke meinem Schicksal dafür, dass ich die Klassiker Melville`s wie diesen oder "Der eiskalte Engel" und insbesonders Lino Venturas "Der zweite Atem" erleben durfte. Mir tun die heutigen jungen Leute leid, welche diese Filme bzw. Regisseure wie Alexandre Arcady nicht kennen und mit dem heutigen Kitsch vorlieb nehmen müssen. Ich kann nur raten, schaut ins Internet, sucht Euch diese Filme und schaut, ob Ihr sie kriegen könnt.

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